Pflanzenschutzmittel in Lebensmitteln tierischer Herkunft und organische Kontaminanten in Lebensmitteln – Bilanz 2016

Dr. Tanja Radykewicz (CVUA Freiburg)

 

Infokasten

Fleisch, Fisch, HonigAm CVUA Freiburg werden Lebensmittel tierischer Herkunft zentral für ganz Baden-Württemberg auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht. Die Untersuchung auf organische Kontaminanten erstreckt sich auch auf pflanzliche Lebensmittel.

 

Das Pflanzenschutzmittelspektrum umfasst neben den zum langjährigen Routineuntersuchungsprogramm gehörenden fettlöslichen Pyrethroiden, Organochlor- und Organophosphorverbindungen auch mittelpolare und polare Pflanzenschutzmittel sowie deren Metabolite. Im Gegensatz zu den früher in der Landwirtschaft eingesetzten unpolaren Pflanzenschutzmitteln, die sich in der Nahrungskette angereichert haben, werden die heute angewendeten polareren Pflanzenschutzmittel im tierischen Organismus schnell abgebaut, so dass Rückstände von aktuell eingesetzten Ausgangssubstanzen (Pflanzenschutzmittel) bisher nur in Einzelfällen nachweisbar waren.

 

Das Untersuchungsprogramm für organische Kontaminanten beinhaltet seit vielen Jahren die langlebigen organischen Schadstoffe (engl. persistent organic pollutants, POPs). Die Stockholmer Konvention ist eine Übereinkunft über völkerrechtlich bindende Verbots- und Beschränkungsmaßnahmen für die in der dazu erstellten Liste aufgeführten POPs. Bei diesen Stoffen handelt es sich hauptsächlich um chlorierte, bromierte und fluorierte Kontaminanten. Über die Stoffe der Stockholmer Konvention hinaus werden am CVUA Freiburg auch Nitromoschusverbindungen (synthetische Duftstoffe) sowie natürlich vorkommende Inhaltsstoffe, die eine schädliche Wirkung für den Menschen haben können (z.B. Pyrrolizidinalkaloide in Honig), untersucht.

Insgesamt 1.093 Proben tierischer Herkunft wurden auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und organischen Kontaminanten untersucht. 668 dieser Proben wurden im Lebensmittelhandel aus den Produktgruppen Fleisch und Fleischprodukte, Fisch und Fischprodukte, Milch und Milchprodukte, Eier und Babynahrung (Gläschen mit Fleisch/Fisch Anteil) erhoben. Zudem wurden 112 Proben Honig untersucht. Im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplanes wurden 313 Proben überprüft, die direkt von den Erzeugern oder aus dem Schlachthof stammten. Dazu kamen 5 Humanmilchproben aus Baden-Württemberg zur Untersuchung. Als Referenzlabor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und United Nations Environment Programme (UNEP) wurden 2 gepoolte Humanmilchproben für die laufende internationale WHO/UNEP-Studie auf Gehalte an POPs kontrolliert.

 

GrünschalmuschelnIm Rahmen der Zentralaufgabe „Marine Biotoxine in tierischen und pflanzlichen Lebensmittel“ wurden 104 Proben Garnelen und Muscheln untersucht. Es ergaben sich keine auffälligen Befunde.

 

In Zusammenhang mit der Zentralaufgabe „perfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln“ wurden 183 tierische und 176 pflanzliche Proben untersucht. 32 % der tierischen und 16 % der pflanzlichen Proben stammten aus den Landkreisen Rastatt und dem Stadtkreis Baden-Baden. Diese Proben wurden im Rahmen der Überwachung eines Kontaminationsfalls entnommen. Die Ergebnisse der PFAS-Untersuchungen werden in einem separaten Beitrag zusammengestellt.

Gesamtbild

Nach wie vor ist eine Hintergrundbelastung an Altlasten von Organochlorpestiziden (den sogenannten Altpestiziden) sowie an chlor- und bromorganischen Kontaminanten vorhanden, sie nimmt jedoch ständig weiter ab. Dennoch sind Lebensmittel tierischer Herkunft weiterhin die Hauptquelle für die Aufnahme dieser Stoffe durch den Verbraucher. Daher wird die Lebensmittelüberwachung die Rückstandssituation weiterhin beobachten, um die Aufnahme dieser unerwünschten Stoffe langfristig abzuschätzen, die zeitliche Entwicklung aufzuzeigen und eventuell vorhandene „Hot Spots“ zu erkennen. Diese Stoffgruppen sind auch Bestandteil des bundesweiten Monitorings, an dem sich das CVUA Freiburg jedes Jahr beteiligt.

 

Besonders relevant und repräsentativ für die Belastung mit Altpestiziden und organischen Kontaminanten sind die Stoffe Hexachlorbenzol, Lindan, Gesamt-DDT, PCB 153 (als Markersubstanz für die Stoffgruppe der polychlorierten Biphenyle), Dieldrin, Endosulfan, Moschusketon sowie die polybromierten Diphenylether (PBDE). Mit Ausnahme der Dorschleber sind die gemessenen Gehalte inzwischen sehr niedrig. Selbst der höchste gefundene Gehalt von 590 µg DDT/kg Dorschleber schöpft die gültige Höchstmenge nur zu einem Fünftel aus.

Tabelle: Rückstände von Altpestiziden und organischen Kontaminanten in tierischen Lebensmitteln 2016

Tabelle: Rückstände von Altpestiziden und organischen Kontaminanten in tierischen Lebensmitteln 2016

Pflanzenschutzmittel und organische Kontaminanten – ökologische und konventionell erzeugte Lebensmittel im Vergleich

Hühnereier

EierkartonsDie regelmäßige Untersuchung von Hühnereiern wurde fortgeführt. Im Jahr 2016 wurden 31 Proben aus konventioneller Erzeugung und 25 Proben aus ökologischer Erzeugung auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und organische Kontaminanten untersucht. Insgesamt sind Hühnereier durch Altpestizide und organische Kontaminanten nur noch auf niedrigem Niveau belastet. Die Belastung in den konventionellen und ökologischen Proben ist ähnlich hoch. Deutliche Unterschiede gibt es nur beim Gesamt-DDT. So beträgt beispielsweise der mittlere Gehalt für Gesamt-DDT 1,9 µg/kg Hühnereier aus ökologischer Erzeugung und 0,4 µg/kg Hühnereier aus konventioneller Erzeugung. Es gibt immer wieder Einzelfälle, bei denen höhere Gehalte an Gesamt-DDT in Hühnereiern ermittelt werden. Die höchsten Gehalte wurden in zwei Proben Hühnereiern aus ökologischer Erzeugung mit 12 µg DDT/kg, bzw. 19 µg DDT/kg gefunden. Zum Vergleich: Die derzeit gültige Höchstmenge für DDT liegt bei 50 µg/kg Hühnereiern.

Beim Vergleich der mittleren Gehalte von ökologisch und konventionell erzeugten Hühnereiern aus den Jahren 1998 bis 2004, sowie den Jahren 2009, 2012 und 2015 zeigt sich, dass die Rückstandsgehalte von Gesamt-DDT in Hühnereiern aus ökologischer Produktion etwas höher ausfallen, als die aus konventioneller Produktion. Generell ist aber festzustellen, dass die Belastung sehr gering und rückläufig ist.

Tabelle: Rückstände von Altpestiziden und organischen Kontaminanten in Hühnereiern 2016

Tabelle: Rückstände von Altpestiziden und organischen Kontaminanten in Hühnereiern 2016

 

Kuhmilch

Ein Glas Milch im GrasDie regelmäßige Untersuchung von Kuhmilch wurde fortgeführt. Im Jahr 2016 wurden 31 Proben aus konventioneller Erzeugung und 34 Proben aus ökologischer Erzeugung auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und organischen Kontaminanten untersucht. Insgesamt ist auch Kuhmilch durch Altpestizide und organische Kontaminanten nur noch auf niedrigem Niveau belastet. Die Belastung in den konventionellen und ökologischen Proben ist ähnlich hoch. In den 56 Proben des Jahres 2016 waren ebenso wie in den 255 Proben aus den Jahren 2010 bis 2015 hauptsächlich die drei Verbindungen HCB, DDT und PCB in nachweisbaren Mengen enthalten. Generell ist festzustellen, dass die Belastung sehr gering und rückläufig ist.

Tabelle: Rückstände von Altpestiziden und organischen Kontaminanten in Kuhmilch 2016

 Tabelle: Rückstände von Altpestiziden und organischen Kontaminanten in Kuhmilch 2016

 

 

 

Bildnachweis

alle CVUA Freiburg

 

 

Artikel erstmals erschienen am 18.05.2017