Metallgehalte in Drittlandsweinen – bis auf einen Fall alles in Ordnung

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Dr. Ulrich Arzberger, Dr. Rolf Godelmann, Martin Rupp

 

Schmuckelement.

Die deutsche Weinverordnung regelt unter anderem die Höchstgehalte der Metalle Aluminium, Arsen, Blei, Bor, Cadmium, Kupfer, Zink und Zinn. Für die vorliegende Auswertung wurden Daten der CVUAs Freiburg, Karlsruhe und Stuttgart über Metallgehalte in 125 Drittlandsweinen aus insgesamt 10 Ländern ausgewertet. Drittlandsweine sind Weine, die außerhalb der EU hergestellt wurden. Die untenstehende Tabelle gibt einen Überblick über Herkunft und Anzahl der untersuchten Proben. Die Messergebnisse wurden mittels ICP-MS ermittelt, einer effizienten Multimethode für die Elementanalytik.

Nur ein Wein aus China war wegen Überschreitung der Höchstmenge an Arsen auffällig und wurde als nicht verkehrsfähig beurteilt.

 

Tabelle 1: Herkünfte und Anzahl der untersuchten Proben
Herkunft
Anzahl Proben
Argentinien10
Australien14
Chile22
China10
Mazedonien15
Moldawien (Republik Moldau)9
Schweiz9
Südafrika15
Türkei7
USA14
Gesamt125

 

Aluminium

Aluminium steht wegen des vermuteten, aber bislang nicht bewiesenen Zusammenhangs mit der Entstehung von Alzheimer immer wieder im Blickpunkt der Öffentlichkeit.
Die gesetzliche Höchstmenge für den Aluminiumgehalt in Wein wurde auf 8 mg/L festgelegt. Durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde eine wöchentliche Aufnahmemenge von maximal 1 mg pro Kilogramm Körpergewicht vorgeschlagen [1], was bei einer 60 kg schweren Person ein Limit von 60 mg pro Woche bedeutet. Grund für die relativ hoch scheinenden Werte ist, dass vom Körper nur ca. 1% des zugeführten Aluminiums aufgenommen werden [2].
Aluminium kann im Weinkeller durch unbeschichtete Aluminiumtanks und Ausrüstungsgegenstände aus Aluminium in den Wein gelangen. Heutzutage sind jedoch Tanks aus Edelstahl oder Holzfässer weiter verbreitet als Aluminium.
Die gefundenen Aluminiumgehalte liegen weit unterhalb der Höchstmenge. Wie die Box-Whisker-Plots in Abbildung 1 zeigen, sind jedoch Unterschiede zwischen den Herkünften zu sehen. Weine aus Moldawien haben mit 1,6 mg/L im Mittel die höchsten Aluminiumgehalte, gefolgt von China (1,2 mg/L) und Mazedonien (1,1 mg/L). Alle anderen Herkünfte weisen mittlere Aluminiumgehalte um 0,5 mg/L auf, weniger als ein Zehntel der Höchstmenge.
Selbst die bei moldawischen Weinen gefundenen Aluminiumgehalte um 1,6 mg/L geben keinen Anlass zur Sorge: Eine 60 kg schwere Person dürfte pro Woche 37,5 L eines solchen Weines trinken, Aluminium stünde in diesem Fall nicht mehr im Vordergrund der gesundheitlichen Betrachtung.

 

Abbildung 1. Abbildung 1: Aluminiumgehalte in Drittlandsweinen

 

Arsen

Arsen wird seit über 1000 Jahren als Rattengift verwendet und ist durch etliche zum Teil aufsehenerregende Giftmorde bekannt geworden. Früher waren auch Winzer von Vergiftungen betroffen, wenn sie arsenhaltige Spritzmittel verwendeten und den daraus erzeugten Wein tranken [3]. In Deutschland werden Arsen bzw. arsenhaltige Präparate nicht mehr als Rattengift oder Spritzmittel verwendet, über die Situation in Drittländern liegen jedoch keine hinreichend gesicherten und belastbaren Daten vor.
Die Höchstmenge von Arsen wird in der Weinverordnung auf 0,10 mg/L festgelegt.
Die Untersuchungsergebnisse sind in Abbildung 2 dargestellt. Fast alle Weine hatten Arsengehalte unterhalb oder im Bereich der Bestimmungsgrenze von 0,02 mg/L, in sechs Fällen wurden bis zu 0,04 mg/L erreicht. Lediglich ein chinesischer Wein überschritt mit einem Gehalt von 0,16 mg/L die Höchstmenge und wurde beanstandet. Auch in diesem Fall kann Entwarnung gegeben werden: Obwohl die Höchstmenge überschritten war, handelt es sich nur um eine geringfügige Überschreitung. Da Höchstmengen immer eine Sicherheitsspanne beinhalten, ist auch bei diesem Wein nicht von einer Gesundheitsgefahr auszugehen.

 

Abbildung 2. Abbildung 2: Arsengehalte in Drittlandsweinen

 

Blei

Blei ist ein für den Menschen giftiges Schwermetall. Bis ins 19. Jahrhundert war Blei öfters in Wein anzutreffen, da der damalige, kaum restsüße Wein mit Bleiacetat versetzt wurde, das einen starken Süßungseffekt hat. Bei langfristiger Verwendung kommt es dabei zu chronischen Bleivergiftungen. Schon seit langem wurde "Bleizucker" durch Süßreserve, einen lagerfähig gemachten Traubenmost, ersetzt, und auch bleihaltige Kapseln als Flaschenverschluss sind seit Anfang der 90er Jahre verboten und wurden schrittweise durch Zinn- oder Aluminiumkapseln abgelöst.
Der eigentliche Grund, warum immer noch auf Blei untersucht wird, ist ein anderer: Bis zum Jahr 2000 gelangte Blei über das Antiklopfmittel Tetraethylblei, das Benzin zugesetzt wurde, in großem Umfang in die Umwelt und ist daher eine bedeutende Umweltkontaminante.
Die Weinverordnung legt für Blei eine Höchstmenge von 0,25 mg/L fest. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass alle untersuchten Weine mit maximal 0,06 mg/L Blei deutlich unter der gesetzlichen Höchstmenge lagen.

 

Bor

Der Grenzwert von Bor, berechnet als Borsäure B(OH)3 liegt bei 80 mg/L. Borsäure wurde früher als Konservierungsmittel eingesetzt, wird aber wegen gesundheitlicher Bedenken bei oraler Aufnahme heute nur noch für Kosmetika verwendet. Bor kann über Pflanzenschutzmittel, Holzschutzmittel und Düngemittel in den Wein gelangen.
Die Ergebnisse der Untersuchungen sind in Abbildung 3 dargestellt. Die Mittelwerte der einzelnen Herkünfte liegen in vergleichbarer Größenordnung. Ein Wein aus Australien überschritt die Höchstmenge, war jedoch unter Berücksichtigung der Messunsicherheit nicht zu beanstanden.

 

Abbildung 3. Abbildung 3: Borgehalte in Drittlandsweinen

 

Cadmium

Cadmium ist ein Schwermetall mit hoher Toxizität für den Menschen. Es ist in Lebensmitteln nur als Kontaminante, also unerwünschte Verunreinigung, zu finden. Weder Trauben noch die zur Herstellung von Wein verwendeten Behandlungsmittel enthalten von Natur aus nennenswerte Mengen Cadmium.
Der Höchstwert der Weinverordnung liegt bei 0,01 mg/L, somit hat Cadmium den niedrigsten Höchstgehalt der durch diese Verordnung geregelten Metalle. Dies stellt besondere Anforderungen an die Analytik, da bereits im Bereich der Bestimmungsgrenze gearbeitet werden muss.
Erfreulicherweise war in keinem der untersuchten Weine ein Cadmiumgehalt über der Höchstmenge zu finden.

 

Kupfer

Kupfer ist ein für den Menschen essentielles Spurenelement. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Erwachsene die Aufnahme von 1,0 bis 1,5 mg Kupfer pro Tag [4]. Während Kupfer für viele Mikroorganismen toxisch ist, ist es für den Menschen erst im Gramm-Bereich giftig.
Kupfersulfat und Kupfercitrat sind als Behandlungsmittel für Wein zugelassen, um geruchliche und geschmackliche Beeinträchtigungen, wie z. B. den sogenannten "Böckser", zu beseitigen. Der Einsatz dieser Mittel ist jedoch mengenmäßig limitiert und insgesamt darf der so behandelte Wein nicht mehr als 1 mg/L Kupfer aufweisen. Wenn diese Mittel bei der kellertechnischen Weinbereitung nicht verwendet werden, beträgt die gesetzliche Höchstmenge für Kupfer 2 mg/L. Ein weiterer Eintragsweg ist eine Behandlung u.a. mit Mehltau befallener Rebstöcke mit Kupfer im ökologischen Landbau.
In der überwiegenden Zahl der Proben wurden Kupfergehalte unterhalb der Bestimmungsgrenze von 0,5 mg/L ermittelt. Bei 7 Proben wurden geringfügig höhere Werte ermittelt, der Maximalwert lag bei immer noch geringen 0,61 mg/L. Die Kupferbelastung von Drittlandsweinen ist nach den durchgeführten Untersuchungen als gering anzusehen.

 

Zink

Zink ist ein essenzielles Spurenelement für alle Lebewesen, der Tagesbedarf eines Erwachsenen liegt bei etwa 7 mg für Frauen und 10 mg für Männer [5].

Die Höchstmenge in Wein liegt bei 5 mg/L. Zink kommt in geringen Mengen über Trauben in den Wein, größere und potenziell ungesunde Mengen Zink können bei längerem Stehenlassen von Wein in verzinkten Gefäßen in diesen übergehen.

Die in Abbildung 4 dargestellten Ergebnisse zeigen, dass trotz großer Unterschiede zwischen den Herkunftsländern die Zinkgehalte in allen Proben deutlich unter der Höchstmenge liegen. Während bei Argentinien und China nur einzelne Ausreißer Gehalte größer als 1 mg/L aufweisen, weisen Weine aus Australien und in geringerem Umfang auch aus den USA höhere Zinkgehalte als der Durchschnitt auf. Dies ist jedoch im Falle von Zink ohne weitere Bedeutung.

 

Abbildung 4. Abbildung 4: Zinkgehalte in Drittlandsweinen

 

Zinn

Zinn ist für den Menschen weder giftig noch essenziell. Es ist Bestandteil eines vom Magen produzierten Enzyms, Mangelerkrankungen auf Grund zu geringer Zufuhr sind jedoch nicht bekannt [6]. Der Grenzwert für Zinn in Wein liegt bei 1 mg/L. In keinem der Weine wurde ein Gehalt von 0,1 mg/L überschritten.

 

Fazit

Bis auf einen chinesischen Wein, der wegen geringfügiger Überschreitung der Arsen-Höchstmenge der Weinverordnung beanstandet wurde, hielten alle Drittlandsweine die gesetzlichen Höchstmengen ein. Dies zeigt, dass sowohl die Eigenkontrollen der Hersteller, als auch die stichprobenartigen Einfuhrkontrollen der amtlichen Überwachung für einen sicheren Genuss auch bei Drittlandsweinen sorgen.

 

Literatur

[1] Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Additives (JECFA) (2006) Sixtyseventh meeting, Rome, 20-29 June 2006.

[2] Aktualisierte gesundheitliche Bewertung Nr. 033/2007 des BfR vom 13. Dezember 2005

[3] Eisenbrand/Schreier (Hrsg.), Römpp Lexikon Lebensmittelchemie, 1. Auflage Stuttgart 1995, S. 73

[4] DGE-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr: Kupfer, Mangan, Chrom, Molybdän

[5] DGE-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr: Zink DGE-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr: Zink

[6] Eisenbrand/Schreier (Hrsg.), Römpp Lexikon Lebensmittelchemie, 1. Auflage Stuttgart 1995, S. 951

 

Bild

"gleich is offen :-)", ibefisch, Pixelio.de, Image-ID=394358.

 

Artikel erstmals erschienen am 17.05.2011