Kröte im Spinat

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Sabine Horlacher und Thomas Kapp

 

Verbraucher fanden Teile einer Kröte im Mittagessen

Die Verbraucher freuten sich auf ein leckeres Essen mit Blattspinat, den sie tiefgefroren und einzeln portionierbar in einer Fertigpackung gekauft hatten. Nach dem Kochen wurde der Spinat zum Abtropfen in ein Küchensieb geschüttet. Dabei wurde ein ca. 1,5 cm großer verdächtiger Fremdkörper entdeckt. Der Fremdkörper wurde dann als Beschwerde bei der zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörde abgegeben. Diese leitete den Fremdkörper zu den Sachverständigen an das CVUA Stuttgart weiter.

 

Abb. 1: frischer Spinat, Foto: Karin Bangwa / pixelio.de

 

Nach einer ersten Übersichtsanalyse am Infrarotspektrometer konnte ausgeschlossen werden, dass der Fremdkörper pflanzlichen Ursprungs war. Nach der anschließenden Begutachtung durch unsere Pathologen wurde der Fremdkörper als Teil eines Amphibien-Körpers mit dunkelgrüner, lederartiger warziger Haut identifiziert. Es waren auch Teile der Rippen und Wirbelsäule mit anhängendem gekochtem Muskelfleisch zu erkennen. Aufgrund der Färbung und Beschaffenheit der Hautreste handelt es sich dabei wahrscheinlich um eine Kröte.

 

Abb. 2 und 3: vorgelegte Probe „Frosch aus Spinat“ (oben: Oberseite; unten: Unterseite), Fotos: Pat Schreiter, CVUAS

 

Mit Hilfe der Gaschromatographie-Massenspektrometrie wurden im Extrakt krötentypische Bestandteile wie das Tryptamin Bufotenin nachgewiesen. Bei der unfreiwilligen Zugabe zum Spinat handelte es sich höchstwahrscheinlich um die heimische Erdkröte (Bufo bufo).

Es ist anzunehmen, dass das Tier bei der Ernte im Ganzen oder in Teilen eingebracht und beim Herstellungsprozess nicht entfernt wurde. Die zusätzliche Proteinbeigabe ist nicht gesundheitsschädlich, jedoch für den Verbraucher ekelerregend und somit zu beanstanden.

„Tierische“ Fremdkörper unterschiedlichster Art sind immer wieder Thema bei Verbraucherbeschwerden, die die Untersuchungsämter erreichen. Hierbei gilt es herauszufinden, ob mehr als ein Einzelfall dahintersteckt.

 

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Infokasten

Bufotenin findet sich im Hautsekret verschiedener Krötenarten. Ihm wird eine halluzinogene Wirkung zugeschrieben.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bufotenin

 

Foto: Erdkröte, Jörg Rau, CVUAS.Die Erdkröte (Bufo bufo) ist neben dem Grasfrosch die häufigste Amphibienart in Europa. Die Tiere werden bis zu neun bzw. zwölf Zentimeter lang. Die relativ plumpen Tiere besitzen einen gedrungenen, oberseits von warzigen Hautdrüsen übersäten Körper mit einem breiten, kurzschnauzig gerundeten Kopf.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Erdkröte

 

Foto: Jörg Rau, CVUAS

 

Artikel erstmals erschienen am 11.05.2016