Latexallergie oder die weniger gesunde Seite von Fitnessbändern und Co.
Ein Bericht aus unserem Laboralltag
Dr. Gabriele Steiner.
Grenzwerte bisher nur für Medizinprodukte
Im Medizinbereich sind die Latexallergie und ihre z.T. schwerwiegenden Folgen (die Verwendung von stark proteinhaltigen Latexhandschuhen bei Operationen kann zu einem allergischen Schock mit Todesfolge führen) seit längerem bekannt. Daher besteht für Handschuhe aus Latex, die hier eingesetzt werden, ein Grenzwert von maximal 30 mg Protein pro kg Latex. Für andere Verbraucherprodukte mit direktem und intensivem Hautkontakt, wie z.B. Haushaltshandschuhe, Fitnessbänder, Badehauben, Masken, gibt es dagegen immer noch keinen rechtsverbindlichen Grenzwert. Auf Vorschlag des BfR hat man sich in Deutschland auf einen technischen Richtwert von 200 mg/kg verständigt, wobei die Maßgabe besteht, dass das Minimierungsprinzip in jedem Fall eingehalten wird.
Infokasten
Woher kommen die löslichen Proteine in Latex?
Für die Herstellung von Gummi aus Naturlatex wird der Milchsaft (Latex) des Kautschukbaumes gesammelt. Durch den Zusatz von Vulkanisationsmitteln und anderen Chemikalien wird aus dem Milchsaft das für seine hohe Elastizität bekannte Gummi hergestellt. Der natürlich gewonnene Milchsaft enthält allerdings Proteine, die beim Umgang herausgelöst werden und dann sowohl durch Inhalation als auch durch Hautkontakt sensibilisierend wirken können. Diese Sensibilisierung ist ursächlich für allergische Reaktionen, die in der Folge hervorgerufen werden können.
Unsere Untersuchungsergebnisse der vergangenen Jahre
Fitnessbänder
In den vergangenen Jahren waren vor allem Fitnessbänder immer wieder durch hohe Proteingehalte aufgefallen. Im Zeitraum von 2006 bis 2012 ist aber tendenziell ein deutlicher Anstieg des Anteils der Proben erkennbar,
die unter dem BfR-Richtwert von 200 mg/kg lagen: demnach fiel erfreulicherweise die Beanstandungsrate im Beobachtungszeitraum von anfänglich 73 % in 2006 auf nunmehr 43 % in 2012.
Abb. 1: Fitnessbänder - Untersuchungen 2006 is 2012,
Anteil der Proben über BfR-Richtwert von 200 mg/kg Latex.
Haushaltshandschuhe
Auch bei Haushaltshandschuhen sind die Beanstandungsraten rückläufig. Der Anteil der Proben, die über dem BfR-Richtwert von 200 mg/kg lagen, ist von 48 % in 2010 (= 10 von 21 Proben) über 16 % in 2011 (= 6 von 38 Proben) auf 5 % in 2012 (= 1 von 20 Proben) gesunken. Allerdings wird insgesamt die Qualität der Produkte in 2012 deutlich schlechter, denn nur noch 40 % der Proben wiesen in 2012 Proteingehalte von < 30 mg/kg Latexmaterial auf wie sie für Medizinprodukte vorgeschrieben sind. In 2011 waren es noch 58 %.
Abb. 2: Lösliche Proteine in Haushaltshandschuhen aus Latex, Ergebnisse 2010 - 2012.
Haushaltshandschuhe vs. Fitnessbänder
Vergleicht man dagegen die Latexqualität von Haushaltshandschuhen und Fitnessbändern in Bezug auf die Gehalte an löslichen Proteinen, dann kommen Letztere gegenüber den Haushaltshandschuhen deutlich schlechter weg. In 2012 fielen – wie oben schon erläutert – 43 % der Fitnessbänder aufgrund ihrer Proteingehalte, die über dem BfR-Richtwert lagen, auf. Bei den Haushaltshandschuhen waren es nur 5 %.
Abb. 3: Lösliche Proteine in Latexerzeugnissen, Ergebnisse 2012.
Fazit
Die hier dargestellten Untersuchungsbefunde machen deutlich, dass
- insgesamt die Qualität von Haushaltshandschuhen bzw. Fitnessbändern zunimmt und die Beanstandungsraten abnehmen,
- zwar der Richtwert des BfR mehr und mehr eingehalten wird,
- aber das Minimierungsgebot für lösliche Proteine, d.h., die Absenkung des Proteingehaltes auf einen technisch realisierbaren Gehalt (< 30 mg/kg), nicht im Fokus der Hersteller steht.
Insofern werden die Untersuchungen auch in 2013 fortgesetzt.
Bildernachweis
CVUA Stuttgart.