Kugelschreiber kommen nicht nur vorübergehend mit dem Körper in Kontakt

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Magdalena Köhler

 

Das CVUA Stuttgart untersuchte die Nickellässigkeit von Kugelschreibern. Hierbei waren die Ergebnisse einiger Kugelschreiber auffällig. Von Herstellerseite aus wurde angezweifelt, dass Schreibgeräte nicht nur vorübergehend mit dem Körper in Kontakt kommen. Der Arbeitskreis der Lebensmittelchemischen Sachverständigen der Länder (ALS) kam zum Schluss, dass es sich bei Kugelschreibern eindeutig um Bedarfsgegenstände handelt, die nicht nur vorübergehend mit dem Körper in Kontakt kommen [1].

 

Schmuckelement.

 

Rechtliche Einstufung

Nach Artikel 67 i.V. mit Anlage XVII Nr. 27 der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (= REACH-Verordnung) darf Nickel in Erzeugnissen, die unmittelbar und länger mit der Haut in Berührung kommen, nicht verwendet werden, sofern die Nickelfreisetzung von den Teilen dieser Erzeugnisse 0,5 µg/cm²/Woche übersteigt. Erzeugnisse, die dieser Bestimmung nicht entsprechen, dürfen nicht in den Verkehr gebracht werden.

 

Infokasten

Definition „nicht nur vorübergehend mit dem Körper in Kontakt kommen“

Die ECHA (European Chemicals Agency) hat festgelegt, dass ein nicht nur vorübergehender Kontakt dann gegeben ist, wenn entweder bei drei oder mehr Gelegenheiten der Gegenstand innerhalb von zwei Wochen 10 Minuten lang oder bei einer oder mehr Gelegenheiten innerhalb von zwei Wochen 30 Minuten lang mit dem Körper in Kontakt kommt [3].

Warum gibt es einen Grenzwert für die Freisetzung von Nickel?

Nickel ist ein Metall, das mittlerweile die Hitliste der Kontaktallergene anführt und die höchste Sensibilisierungsrate besitzt [4]. Um eine Sensibilisierung oder ein allergisches Kontaktekzem zu vermeiden, sind präventive Maßnahmen notwendig. Diese bestehen darin, eine Exposition gegenüber derartigen Allergenen grundsätzlich zu vermeiden oder zumindest zu minimieren. Dazu muss die Allergenkonzentration in den relevanten Produkten bzw. deren Freisetzung abgesenkt oder auf die Verwendung des Stoffes ganz verzichtet werden.

 

Unsere Ergebnisse

Insgesamt wurden 20 Proben (Füller und Kugelschreiber) auf ihren Gehalt bzw. Lässigkeit an Nickel untersucht. Bei vier Proben (20 %) wurde Nickel identifiziert und in einem weiteren Schritt die Abgabe an Nickel untersucht. Bei zwei Proben wurde die Abgabe an Nickel über dem Grenzwert von 0,5 µg/cm²/Woche bestimmt und bei zwei Proben befand sich der Wert für die Abgabe an Nickel im Bereich des Grenzwerts.

 

Untersuchung der Nickellässigkeit

Schmuckelement.Zuerst wird ein Schnelltest durchgeführt. Die zu prüfende Oberfläche wird mit künstlichem Schweiß und Wärme vorbehandelt, um eine Korrosion der Oberfläche auszulösen und somit den Einfluss von Schweiß beim Kontakt der Bedarfsgegenstände mit der Haut zu simulieren. Anschließend wird die Oberfläche mit einem mit ammoniakalischer Dimethylglyoximlösung getränkten Wattestäbchen abgerieben. Bei Anwesenheit von löslichen Nickelverbindungen bildet sich ein rot gefärbtes, schwerlösliches Komplexsalz. Falls eine leicht rosa bis kirschrote Färbung auftritt, ist davon auszugehen, dass die Nickelabgabe größer als 0,5 µg/cm2/Woche ist.

Die Nickellässigkeit der Gegenstände wird dann in Übereinstimmung mit EN 1811 geprüft. Die auf Nickellässigkeit zu prüfende Probe wird für die Dauer von einer Woche in eine künstliche Schweißprüflösung eingelegt. Die Konzentration des in der Lösung gelösten Nickels wird mit induktiv gekoppelter Plasma-Spektrometrie (ICP-MS) bestimmt. Die Nickellässigkeit wird in µg/cm2/Woche angegeben.

 

Quellen

[1]        Stellungnahme des Arbeitskreises Lebensmittelchemischer Sachverständiger der Länder und des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (ALS), 103. Sitzung am 01. und 02. April 2014 Dresden, abrufbar unter http://www.bvl.bund.de/DE/01_Lebensmittel/01_Aufgaben/02_AmtlicheLebensmittelueberwachung/12_ALS/lm_ALS_node.html
[2]        Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Dezember 2006 zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH), abrufbar unter http://www.reach-info.de/verordnungstext.htm


[3]        European Chemicals Agency, Questions and Answers, Prolonged contact with the skin – Definition building for Nickel


[4]        http://www.bfr.bund.de/cm/343/kontaktallergene-in-spielzeug-gesundheitliche-bewertung-von-nickel-und-duftstoffen.pdf


[5]        EN 1811: Referenzprüfverfahren zur Bestimmung der Nickellässigkeit von sämtlichen Stäben, die in durchstochene Körperteile eingeführt werden und Erzeugnissen, die unmittelbar und länger mit der Haut in Berührung kommen; Deutsche Fassung EN 1811:2011+A1:2015

 

Bildernachweis

CVUA Stuttgart.

 

Artikel erstmals erschienen am 08.07.2016