Wenn das Getränk etwas anders schmeckt - Sensorische Untersuchung von Kaffeemaschinen, Outdoortrinkflaschen und Babyfläschchen

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Magdalena Köhler, Lydia Richter, Sarah Stürenburg

 

Im Jahr 2017 wurden 200 Gegenstände mit Lebensmittelkontakt auf die Abgabe von geschmacklich oder geruchlich wahrnehmbaren Stoffen untersucht. Mehr als die Hälfte der getesteten Kaffeemaschinen und Outdoortrinkflaschen führten zu einem Fehlaroma in dem darin geprüften Lebensmittel. Thermosflaschen, Trinkblasen und Babyfläschchen schnitten ein wenig besser ab. Es zeigt sich aber auch in diesem Jahr: bei einem Drittel der Gegenstände ist die sensorische Qualität mangelhaft.

 

Übersicht

Einen Überblick der geprüften Produkte und die damit verbundenen Ergebnisse der sensorischen Untersuchung bietet die folgende Grafik:

 

 

Infokasten

Sensorische Prüfung

Die sensorische Untersuchung erfolgt nach DIN 10955 zur Prüfung von Packstoffen und Packmitteln für Lebensmittel. Die Abweichung einer Probe wird in einem sogenannten Dreieckstest von sensorisch geschulten Prüfern auf einer Skala von 0 (keine Geruchs-/Geschmacksabweichung) bis 4 (starke Geruchs-/Geschmacksabweichung) bewertet. Ab der Stufe 2 muss das Fehlaroma zudem mit Worten beschrieben werden. Ab einer Stufe von 3, was einer deutlichen Geruchs- bzw. Geschmacksabweichung entspricht, wird die Probe rechtlich beurteilt. Nach Art. 3 der Verordnung (EG) Nr. 1935/2004 über Materialien und Gegenstände im Lebensmittelkontakt, dürfen keine Stoffe auf Lebensmittel übergehen, die dieses organoleptisch – also sensorisch – verändern.

 

Die Untersuchungen im Einzelnen

Kaffeemaschinen

In den Vorjahren wurden Kaffeemaschinen auf die Abgabe an Blei und Nickel untersucht. Dieses Jahr untersuchten wir Filterkaffeemaschinen auf die sensorische Beeinflussung des Lebensmittels und wurden fündig. Wir befüllten den Wassertank mit normalem Leitungswasser und ließen es eine Nacht lang im Tank stehen. Anschließend wurde das Wasser in der Maschine zubereitet und verweilte noch zwei Stunden lang in der Kanne bis es sensorisch verkostet wurde, um die realen Benutzungsbedingungen der Kaffeemaschinen zu simulieren. Bei 67 % (8 von 12 untersuchten Maschinen) wurde durch das Prüfpanel eine sensorische Abweichung festgestellt. Die möglichen Ursachen sind vielfältig, da aus jedem einzelnen Bauteil der Kaffeemaschine, das mit dem Lebensmittel in Berührung kommt, der Fehlgeschmack oder Fehlgeruch resultieren kann. Unserer Vermutung nach könnten die verarbeiteten Silikonschläuche für die sensorische Abweichung verantwortlich sein.

 

Mobile Durstlöscher – Outdoortrinkflaschen, Trinkblasen und Thermosflaschen

Outdoortrinkflaschen sind in großer Vielfalt auf dem Markt erhältlich. Auch die Trinkbeutel und -systeme sind sehr beliebt bei Sportlern. Nach den Herstellerangaben sind diese ausschließlich mit Wasser zu befüllen. Da Wasser geschmacklich neutral ist, fallen sensorische Abweichungen, die durch das Material verursacht werden, schnell auf. So wurden in 6 von 13 Proben (46 %), deutliche bis starke sensorisch auffällige Fehlaromen im Wasser festgestellt.

Zwei Proben wurden sogar extra ausgelobt, dass diese keinen Kunststoffgeschmack an das Wasser abgeben. Auch diese Proben waren auffällig und somit wurde die o.g. Aussage als Irreführung beanstandet.

 

Foto: Zwei Radfahrer auf einem Waldweg. Manfred Antranias Zimmer/Pixabay, CC0 Public Domain.

Archivbild. Foto: Manfred Antranias Zimmer/Pixabay, CC0 Public Domain.

 

Im Jahr 2017 wurden insgesamt 62 Flaschen für den Outdoorbereich (Trinkblasen, Thermosflaschen und auch Fahrradflaschen) auf sensorische Abweichungen untersucht. Entsprechend der Alltagsbedingungen werden, je nach Auslobung und vorhersehbarem Gebrauch, diese unterschiedlich geprüft. Fahrradflaschen werden im Labor mit 40 °C warmen Trinkwasser befüllt und dann 4 Stunden stehen gelassen. Manche Outdoortrinkflaschen waren aufgrund ihrer Kennzeichnung auch für Heißgetränke verwendbar. Hier befüllten wir die Flaschen mit 70 °C heißem Wasser und ließen die Flasche zwei Stunden lang bei 70 °C stehen. Thermosflaschen werden mit kochendem Wasser befüllt und einen Tag lang gelagert. Anschließend erfolgt die Verkostung. 40 % der untersuchten Flaschen waren sensorisch auffällig.

 

Babyfläschchen

Wird der Gebrauch von Babyfläschchen notwendig, ist es besonders bei Babys wichtig, dass die Fläschchen keine Bestandteile an die Milch abgeben, da Babys sich mindestens bis zum Ende des vierten Monats ausschließlich von Milch ernähren und daher die Gebrauchsdauer der Flaschen sehr hoch ist. Wir untersuchten 12 Fläschchen, wobei fünf der getesteten Produkte sensorisch auffällig waren.

Die Flaschen wurden mit kochendem Wasser befüllt und 4 Stunden lang geschüttelt, somit wurden die ungünstigsten Bedingungen simuliert. Ein Tipp von uns: Falls Sie ihr Baby mit Flasche füttern, achten Sie darauf kein kochendes Wasser in die Fläschchen abzufüllen. Somit verringern Sie die Gefahr, dass Bestandteile der Kunststoffflasche an die Milch abgegeben werden.

 

Besteht für den Verbraucher eine gesundheitliche Gefahr?

Mit einer sensorischen Auffälligkeit ist nicht zwangsläufig eine Gefährdung der Gesundheit verknüpft. Das Geruchsvermögen des Menschen ist für einige Geruchsstoffe so empfindlich, dass selbst moderne Analysengeräte nicht mithalten können. Da eine deutlich wahrnehmbare sensorische Beeinflussung des Lebensmittels (ab Stufe 3, siehe Infokasten) im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes unerwünscht ist, ist diese rechtlich nicht zulässig. Die Produkte sind in der Folge nicht verkehrsfähig und die Hersteller müssen die Ursache ausfindig machen, die zu dieser Beeinflussung führt und beseitigen.

Beim Kauf sollten daher alle Sinne eingesetzt werden. Nicht nur der Preis und das Aussehen sind entscheidend, sondern auch der Geruch des Materials. Produkte, die stark riechen, weisen auf eine mindere Qualität hin, die oftmals zu einer geruchlichen und geschmacklichen Abweichung des Lebensmittels führen.

 

Weitere Informationen

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Artikel erstmals erschienen am 11.12.2017