Kaninchenseuche RHD hat Hochsaison

Dr. Christine Süß-Dombrowski

 

Impfen ist der einzige Schutz

Foto: drei Kaninchen im Stall.„Jetzt ist schon das 3. von unseren 4 Kaninchen innerhalb einer Woche gestorben. Können wir das 4. noch retten?“ Das ist eine typische Frage, die die Pathologen am CVUA Stuttgart in den letzten Wochen gehört haben und bestimmt noch hören werden.

 

Wenn viele Kaninchen in einem Haushalt oder einem Bestand sterben, die zuvor völlig gesund erschienen, kann auch die sog. Kaninchenseuche der Grund dafür sein. In diesem Herbst beobachteten wir in der Pathologie des CVUA Stuttgart eine deutlich Zunahme von Massensterben bei Kaninchen durch die auch Chinaseuche genannte Rabbit Haemoragic Diseas (RHD). Ausbrüche mit vielen toten Kaninchen traten seit September 2009 in Gaildorf, Löchgau, Neuhausen, Reutlingen und Waiblingen auf. Aus diesem aktuellen Anlass möchten wir erneut über die RHD informieren, weil sowohl Tierhalter als auch Tierärzte dazu neigen, das Infektionsrisiko zu unterschätzen, wenn längere Zeit keine Fälle von RHD bekannt geworden sind. So wird aus Unwissenheit nicht geimpft. Wie uns die jüngsten Fällen erneut zeigen, folgt der plötzliche schmerzliche Verlust gleich aller in einem Haushalt lebenden Heimkaninchen oder wertvoller Zuchttiere.

 

Die Hämorrhagische Krankheit der Kaninchen (RHD) ist eine hoch ansteckende, verlustreiche, akut verlaufende Virusinfektion durch ein Calici-Virus, die Haus- und Wildkaninchen sowie Feldhasen betrifft.

Die RHD wird direkt von Tier zu Tier durch Sekrete oder Exkrete übertragen oder indirekt durch Vektoren wie den Menschen, Insekten, andere Tiere, Gerätschaften, Transportboxen, Futter, Einstreu usw.. Auch über Grünfutter, zu dem RHD-infizierte Wildkaninchen bzw. Feldhasen Kontakt hatten, können sich Hauskaninchen anstecken.

Es erkranken vor allem erwachsenen Kaninchen, während Jungkaninchen bis zum 1. Lebensmonat zunächst nicht betroffen sind. In nicht erkrankten Jungtiere können sich jedoch die Viren trotzdem vermehren und auf andere Kaninchen übertragen werden.

 

Der Krankheitsverlauf und das Krankheitsbild von RHD-infizierten Kaninchen ist abhängig vom Infektionsdruck und der Pathogenität des infizierenden Virus sowie dem Impfstatus der Kaninchen. Es können plötzliche Todesfälle auftreten, bei denen keine Krankheitssymptome beobachtet wurden. In anderen Fällen werden Tränenfluss, schleimiger bis blutiger Nasenausfluss, Blaufärbung der Schleimhäute und Krämpfe beobachtet. Der Tod tritt durch Ersticken auf Grund von Lungeblutungen und Leberversagen ein. Die Mortalität beträgt 80% bis 100%. Zunächst sterben Einzeltiere, die anderen ungeimpften Kaninchen des Bestandes folgen in kurzem Abstand nach und nach. Einzelne Kaninchen können überleben. Sie kommen aber auch als mögliche Virusüberträger in Betracht.

 

Foto: blutige Hasenschnauze.

 

Abbildungen 2-4 (von links nach rechts): blutige Hasenschnauze, Kaninchenleber, Kaninchenlunge.

 

Impfung ist der einzige Schutz der Kaninchen vor RHD. Es gibt keine Behandlung. Zur Aufrechterhaltung des Impfschutzes ist eine jährliche Wiederholungsimpfung erforderlich. Beim Neuerwerb von Kaninchen sollte darauf geachtet werden, dass die Tiere mindestens 3 Tage vor dem Umstallen gegen RHD geimpft worden sind.

Für andere Haustiere und den Menschen besteht keine Ansteckungsgefahr.

 

Bildquellen

Pathologie, CVUA Stuttgart.

 

Artikel erstmals erschienen am 20.11.2009