Ethmoidales Adenokarzinom - Nasentumor bei einem Schaf (Fallbericht)

Rigbers K, Hernando P, Veider D, Weigele H, Schönherr R (CVUA Karlsruhe)

 

Wie in jedem Frühjahr steigt zu Beginn der Zuchtsaison die Untersuchungszahl der kleinen Wiederkäuer. Dabei werden vermehrt juvenile aber auch adulte Ziegen und Schafe am CVUA Karlsruhe untersucht. Der hier vorliegende Fallbericht beschreibt eine Erkrankung bei adulten Schafe, die unabhängig von der Jahreszeit vorkommt.

Bei einem weiblichen sechs Jahre alten Schaf, einer Fuchsschafkreuzung, fielen der Besitzerin seit Dezember 2017 ein vermehrter Nasenausfluss sowie grunzende und gurgelnde Atemgeräusche auf. Eine antibiotische Behandlung des Tieres zeigte nur kurzzeitig einen Erfolg. Bereits im vorhergehenden Frühjahr erkrankten vier Schafe aus dem Bestand mit einer ähnlichen Symptomatik. Aufgrund der schlechten Prognose wurde das Tier euthanasiert und zur Abklärung der Erkrankungsursache eingesandt.

Bei der makroskopischen Untersuchung der oberen Atemwege fiel in der Nasenhöhle ein vom Siebbein (Os ethmoidale) ausgehender Tumor auf, der mit einem Durchmesser von ca. 12 × 4 × 4 cm die Nasenhöhle fast vollständig ausfüllte (Abb. 1). Der blumenkohlartige und derbe Tumor war sowohl oberflächlich als auch im Anschnitt grau-weiß.

 

Abbildung1: Längschnitt Schädel von einen Schaf mit Siebbeintumor (Ethmoidalkarzinom)
Abb. 1:  Längschnitt Schädel Schaf mit Siebbeintumor (Ethmoidalkarzinom)

 

Mittels weiterführender mikroskopischer Untersuchungen (HE-Färbung) war das Karzinom darstellbar. Anhand der Tumormorphologie konnte die Diagnose eines ethmoidalen Adenokarzinoms gestellt werden (Abb. 2). Dieses Ethmoidalkarzinom in der Nase bedingte die im Vorbericht aufgeführten klinischen Symptome.


Abbildung 2: Morphologische Darstellung eines ethmoidalen Adenokarzinoms

Abb. 2:  Histologie: Morphologische Darstellung eines ethmoidalen Adenokarzinoms

 

Der intranasale Tumor, der aus den Oberflächen- und Drüsenepithelien der Siebbeinmuschel (Ethmoid) hervorgeht, lokal invasiv wächst aber nicht metastasiert, nimmt bei Schafen, Ziegen und Rindern eine Sonderstellung ein. Hervorgerufen werden diese gutartigen Tumore durch das experimentell übertragbare onkogene ß-Retrovirus (Virus der enzootischen Nasentumoren, ENTV). Häufig erkranken mehrere Tiere im Bestand und die Symptome werden erst im Laufe der Zeit deutlicher, da der Tumor langsam wächst. Im Endstadion sterben die Tiere an Entkräftung und Atemnot. Weder für die Besitzer noch für den Tierarzt ist ein Ethmoidalkarzinom von außen erkennbar. Aus diesem Grund sollten morphologische Untersuchungen bei verdächtigen Tieren durchgeführt und ein weiteres Vorgehen bei erkrankten Tieren mit dem praktischen Tierarzt besprochen werden. Dabei sind eine Therapie oder vorbeugende Impfung nicht möglich.
 

Literatur:

Pathologie der Haustiere, Mc Gavin und Zachary, 2009

 

 

 

Artikel erstmals erschienen am 10.09.2018