Pyrrolizidinalkaloide in Honig – nicht nur in Tee ein Problem?

Dr. Björn Hardebusch (CVUA Freiburg), Marc Ohmenhäuser (CVUA Freiburg)

 

Aufgrund der aktuellen Veröffentlichung des Bundesinstitutes für Risikobewertung mit überraschend hohen Befunden in Tee sind die giftigen Pyrrolizidinalkaloide (PA) wieder in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. In Baden-Württemberg werden schon seit 2009 Honige auf das Vorkommen von PA hin untersucht.

 

Ergebnisse der Untersuchungen in Handelshonigen aus 2011 und 2012

HonigbrotIn den Jahren 2011 und 2012 hat das CVUA Freiburg insgesamt 193 Honige auf PA untersucht. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen prinzipiell keine wesentlichen Veränderungen gegenüber dem vorherigen Untersuchungszeitraum 2009/10 (siehe Internetbeitrag vom 22.12.2011 mit ausführlichen Informationen). Weiterhin sind Honige aus Baden-Württemberg bis auf wenige Ausnahmen nicht belastet. Bei ausländischen Erzeugnissen gab es nur vereinzelnd relativ hohe Befunde. Allerdings lassen sich starke Unterschiede zwischen den einzelnen Chargen desselben Herstellers feststellen.

 

Untersuchungsergebnisse im Detail

Für die Untersuchung wurde eine Gruppe von Einzelkomponenten ausgewählt, von denen kommerziell erhältliche Standards verfügbar sind. Diese Verbindungen (Lycopsamin, Echimidin, Retrorsin, Senecionin, Seneciphyllin, Senkirkin, Heliotrin, Monocrotalin und Lasiocarpin) wurden mittels LC-MS/MS untersucht. Es werden somit zwar nicht alle PA erfasst, jedoch geben diese Substanzen als Marker einen guten Überblick über die Belastungssituation in Honig.

 

Die Nachweisgrenze des angewendeten Verfahrens liegt bei 0,5 µg/kg Honig. Das CVUA Freiburg verfügt zudem über zusätzliche Standards, wie z.B. die N-Oxide der o.g. Verbindungen. Diese spielen in den untersuchten Honigen aber bezüglich des Vorkommens bzw. ihren Konzentration eine untergeordnete Rolle.


Die höchsten gefundenen Einzelwerte lagen bei über 150 µg/kg Honig für Senecionin, bei ca. 70 µg/kg für Retrorsin, 50 µg/kg für Lycopsamin und Echimidin, sowie Seneciphyllin mit 15 µg/kg. Alle anderen PA wurden, wenn überhaupt, nur in geringen Spuren gefunden.

Grafik PA

 

In einem Honig mit angegebener Herkunft Brasilien wurde ein Summengehalt an PA von 280 µg/kg festgestellt. Eine Nachanalyse einer anderen Charge des gleichen Produktes ergab dagegen einen Summengehalt von lediglich 50 µg PA/kg Honig. Die Gehalte sind also je nach Standort der Bienen bzw. dem Zusammenmischen von Honigen aus Abfüllbetrieben von Charge zu Charge unterschiedlich.

 

Sammelnde Honigbiene101 Honige mit deutscher Herkunft, von denen der überwiegende Teil aus Baden-Württemberg stammte, wiesen erneut keine (97) bis geringe (4) Gehalte an PA von <10 µg/kg auf.
Dagegen zeigten sich bei den 92 Honigen ausländischer Herkunft erneut große Unterschiede. So wies knapp ein Fünftel aller Proben PA-Gehalte unterhalb von 1 µg/kg auf. In über der Hälfte der Honige ließen sich PA-Summengehalte bis zu 20 µg/kg nachweisen. Das restliche Viertel hatte PA-Gehalte zwischen 20 und 280 µg/kg. Bei diesen Gehalten kann, laut den Sachverständigen der EFSA /des BfR bei Kindern und Honig-Vielverzehrern, ein gewisses Gefährdungspotenzial nicht ausgeschlossen werden (siehe BfR-Internet-Veröffentlichung 2011).

 

Unterschiede zwischen Honigen aus biologischer Erzeugung und konventioneller Produktion wurden erneut nicht festgestellt.

 

Was sind Pyrrolizidinalkaloide (PA)?

In mehr als 6000 Pflanzenarten aus vorwiegend drei Familien, nämlich den Korbblütlern (Asteraceae), den Hülsenfrüchtlern (Fabaceae oder Leguminosae) sowie den Rauhblatt- oder Borretschgewächsen (Boraginaceae) kommen PA natürlicherweise vor, wo sie hauptsächlich als Fraßschutz dienen. In den meisten Fällen enthalten alle Pflanzenteile PA, vielfach gerade in den Blüten angereichert. In der Pflanze liegen bevorzugt die N-Oxide der PA vor, während die Honige hauptsächlich die nicht oxidierten Alkaloide enthalten.

 

PA, die eine große Gruppe von mehr als 500 Einzelverbindungen darstellen, wirken meist chronisch, sowie in höheren Dosen auch akut toxisch. Die 1,2-ungesättigten, zweifach veresterten Vertreter gelten als besonders giftig und zudem als erbgutschädigend und krebserregend. Aus diesem Grund können PA auch in kleinen Mengen durchaus ein Risiko für die Gesundheit der Verbraucher darstellen.

 

Fragen und Antworten zu Pyrrolizidinalkaloiden (Zusammenstellung des BfR)

 

 

Weitere Informationen:

BfR-Presseinformation Nr. 18/2013 vom 15.07.2013

Ausführlicher Beitrag des CVUA zur Erläuterung der Pyrrolizidinproblematik

Details zur Analytik und Toxizität von PA (Quelle: BfR)

 

 

Bildnachweis

CVUA Freiburg

 

 

Artikel erstmals erschienen am 28.08.2013