Baden-Württemberg

Die Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit

Granatapfelkernöl - eine kleine Kostbarkeit in kosmetischen Mitteln

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Beatrice Schneider, Irene Straub, CVUA Karlsruhe

 

Granatapfelkernöl ist teuer. In kosmetischen Mitteln wird Granatapfelkernöl als Wirkstoff eingesetzt und als besonderer Inhaltsstoff auch oft ausgelobt. Welche Gehalte kann der Verbraucher in solchen Produkten erwarten?
Im Rahmen eines Projekts zur Überwachung des Internethandels mit kosmetischen Mitteln wurden am CVUA Karlsruhe sieben kosmetische Mittel, bei denen die Verwendung von Granatapfelkernöl beworben war, auf den Gehalt des Öls untersucht. Das Ergebnis war erfreulich: In allen untersuchten Produkten konnten Granatapfelkernölgehalte von 1 - 4,5 %, in einem Produkt sogar bis zu 25 %, nachgewiesen werden.

 

 

Abbildung eines aufgeschnittenen Granatapfels.

Abb.1: Granatapfel (Punica granatum)

 Der Granatapfel (Punica granatum) ist eine Pflanzenart der Familie der Weiderichgewächse (Lythraceae), die eine bis zu 12 cm große, kugelige, orangerote Frucht entwickelt. Die Frucht wird als Obst gegessen und enthält zahlreiche Samen, die im reifen Zustand von leuchtend rotem Fruchtfleisch ummantelt sind (Abb. 1). Die Samen machen etwa drei Gewichtsprozent der Frucht aus und enthalten 12-20 % Öl[1]. Aus ihnen wird das Granatapfelsamenöl - auch Granatapfelkernöl genannt - hergestellt. Aufgrund der geringen Menge, die aus den Samen gewonnen werden kann, ist das Kernöl relativ teuer. Granatapfelkernöl ist reich an ungesättigten, konjugierten Fettsäuren und enthält einen hohen Anteil an der seltenen und für Granatapfelsamenöl spezifischen Fettsäure Punicinsäure (cis, trans, cis-9,11,13-Octadecatriensäure). Nach den Ergebnissen der Untersuchungen des CVUA Karlsruhe im Jahr 2012 kann Granatapfelkernöl über 80 % (entspricht 80 g/100 g) Punicinsäure enthalten[2]. Das goldgelbe, klebrig wirkende Öl hat einen sehr charakteristischen Duft und wird in verschiedenen Kosmetika angewendet. Nach Angaben von Anbietern soll Granatapfelkernöl zur Förderung der Hautregeneration, zur Verbesserung der Hautelastizität und zur Prophylaxe gegen Hautalterung beitragen. In der Liste der Bestandteile (Ingredientsliste) von kosmetischen Mitteln wird Granatapfelkernöl unter der Bezeichnung „Punica Granatum Seed Oil“ aufgeführt (Abb. 2).

 

 

Abbildung einer Bestandteileliste eines kosmetischen Mittels mit dem Bestandteil „Punica Granatum Seed Oil“.

Abb.2: Liste der Bestandteile mit Granatapfelkernöl

 

 

Im Rahmen eines Projekts zur Überwachung des Internethandels mit kosmetischen Mitteln am CVUA Karlsruhe wurden sieben Produkte untersucht, bei denen die Verwendung von Granatapfelkernöl ausgelobt war. Ein Produkt wurde als Planprobe direkt bei einem Onlinehändler vor Ort in Baden-Württemberg erhoben. Die anderen sechs Produkte wurden als Testkauf durch das Regierungspräsidium Tübingen im Internet bestellt. Die Proben wurden gaschromatographisch auf ihren Gehalt an Punicinsäure untersucht. Daraus wurde anschließend der Anteil an Granatapfelkernöl berechnet (Berechnungsgrundlage 80 g Punicinsäure/100 g Öl).
Bereits 2013 wurden 36 kosmetische Mittel, die Granatapfelkernöl in der Liste der Bestandteile enthielten, durch uns untersucht. Den ausführlichen Bericht zu den damaligen Untersuchungen können Sie in unserem Jahresbericht „Schwerpunkte und Innovationen 2013, Seite 41“ nachlesen[3].
Bei den aktuellen Untersuchungen konnte in allen Proben Granatapfelkernöl nachgewiesen werden. Die ermittelten Gehalte waren jedoch sehr unterschiedlich.

 

Tabelle mit den Gehalten der aktuell untersuchten Produkte. Es werden die Produkte, die Anzahl der untersuchten Produkte und der Granatapfelkernölgehalt dargestellt. Ein Wirkstoffserum für anspruchsvolle Haut weist einen Gehalt von 25,1 g/100g Granatapfelkernöl auf. Die Gehalte von vier untersuchten Gesicht- und Augencremes reichen von 1,1-4,2 g/100g. Ein Hautöl enthält 1,9 g/100g und eine Bodylotion 4,5 g/100g.

Tabelle 1: Gehalte der aktuell untersuchten Produkte

 

 Wie schon 2013, zeigt sich bei den aktuellen Proben für den Verbraucher ein positives Bild, auch im schwierigen Umfeld des Internethandels. Wo Granatapfelkernöl drauf steht, ist auch Granatapfelkernöl drin.

 

 

Quellen:


[1] Krist, Sabine: Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle. Springer-Verlag Wien, 2013.
[2] https://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=2&Thema_ID=2&ID=1541&Pdf=No&lang=DE
[3] https://www.ua-bw.de/uploaddoc/cvuaka/SI-Bericht%202013%20Internet.pdf

 

Artikel erstmals erschienen am 29.05.2017 13:09:54

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