Baden-Württemberg

Die Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit

Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Kernobst 2004/05

Ein reifer Apfel am Baum.Hintergrund der Untersuchungen
Im Jahr 2003 importierte Deutschland ca. 4,7 Mio. Tonnen Frischobst und zählt damit zu den bedeutendsten Importländern für Frischobst in Europa. Neben Bananen sind hierbei Äpfel das wichtigste Frischobst-Importprodukt (ca. 840.000 Tonnen in 2003). Deutschland gehört jedoch auch zu den bedeutendsten Produktionsländern für Kernobst innerhalb der EU. So wurden 2004 über 945.000 Tonnen Äpfel und über 75.000 Tonnen Birnen in Deutschland geerntet. Dabei werden etwa 35% der deutschen Äpfel und 57% der deutschen Birnen in Baden-Württemberg produziert. Betrachtet man das Konsumverhalten des deutschen Verbrauchers, so beträgt der Apfelkonsum etwa 28% des Gesamt-Frischobstkonsums (ca. 60 kg pro Kopf und Jahr) und ist damit die am meisten gegessene Obstsorte noch vor Bananen und Orangen. Da beim gewerbsmäßigen Anbau von Kernobst häufig Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen und die Verzehrsmengen für Kernobst hoch sind, werden im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung regelmäßig verstärkt Äpfel und Birnen auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht.

 

Zusammenfassung

In den Jahren 2004 und 2005 wurden in Baden-Württemberg durch das CVUA Stuttgart bis zum Berichtszeitpunkt 255 Proben Kernobst (davon 253 Proben Äpfel und Birnen) aus konventionellem Anbau und 19 Bio-Proben auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln untersucht. Die Proben wurden von Lebensmittelkontrolleuren der Lebensmittelüberwachungsämter überwiegend bei Erzeugern, Obstgroßmärkten, Verteilungszentren oder Supermärkten entnommen.

  • In 246 (97%) der konventionellen Proben konnten Rückstände von Pestizidwirkstoffen nachgewiesen werden.
  • 11 Kernobstproben (4%; konventioneller Anbau) wurden aufgrund von Höchst­mengenüberschreitungen beanstandet.
  • 85% der untersuchten Proben (217 von 255 Proben) wiesen Rückstände mehrerer Wirkstoffe pro Probe auf (Mehrfachrückstände).
  • Der durchschnittliche Pestizid-Gehalt lag bei den untersuchten Apfel-Proben bei 0,21 mg/kg und bei den Birnen-Proben bei 0,18 mg/kg Probe. Dabei fielen vor allem südamerikanische Äpfel und Birnen mit durchschnittlichen Gesamtpestizid-Gehalten von 0,48 mg/kg in Äpfeln und 0,55 mg/kg in Birnen auf. Eine genauere Analyse der Daten ergab, dass dies auf einen verstärkten Einsatz von Carbaryl im Kernobstanbau in Argentinien und Chile zurückzuführen ist. Einige relativ hohe Rückstandsgehalte an diesem Wirkstoff führen zu diesen höheren Durchschnittsgehalten. Da Carbaryl mit seinem hohen ARfD-Wert zu den weniger akut toxischen Pestiziden gehört, ergibt sich für den Verbraucher jedoch kein höheres Risiko beim Verzehr südamerikanischen Kernobstes.
  • Eine gesonderte toxikologische Analyse der Untersuchungsergebnisse ergab, dass Apfelproben eines Erzeugers im Jahr 2004 besonders auffällig waren (ARfD-Ausschöpfung bis über 350% für den Wirkstoff Oxydemeton-methyl).

Ferner ergab die Analyse, dass bereits unterhalb der Höchstmenge eine ARfD-Ausschöpfung von über 100% für die Fungizide Carbendazim und Captan möglich ist (jeweils ein Fall).

  • Aus ökologischem Anbau wurden 19 Proben Kernobst untersucht. Dabei wurden lediglich bei zwei Proben Rückstände unter 0,01 mg/kg nachgewiesen.

 

Fazit und Bewertung
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass nahezu alle Kernobstproben aus konventionellem Anbau Rückstände an Pflanzenschutzmitteln aufweisen. Der überwiegende Anteil der untersuchten Proben (85%) enthielt mehrere Wirkstoffe pro Probe. In 11 von 255 Proben (4%) wurden Rückstandsgehalte festgestellt, die über den gesetzlich festgelegten Höchstmengen liegen.

Eine gesonderte toxikologische Bewertung der festgestellten Rückstände ergab, dass auch unter Berücksichtigung der Mehrfachrückstände der Großteil der Proben (95%) als gesundheitlich unbedenklich zu beurteilen ist. Nach einer genaueren toxikologischen Analyse waren letztlich sieben Proben als toxikologisch nicht unbedenklich einzustufen, wobei dies stets auf einen einzelnen Wirkstoff zurückzuführen war. Vier dieser Proben eines Erzeugers wurden aufgrund von Höchstmengenüberschreitungen beanstandet (bei einer weiteren Probe dieses Erzeugers war die Höchstmengenüberschreitung nicht gesichert), während zwei Proben trotz Einhaltung von Höchstmengen toxikologisch auffällig waren (Überschreitung der ARfD). Es handelt sich hierbei um Rückstände der Wirkstoffe Carbendazim und Captan. Hier herrscht weiterer Klärungsbedarf.

 

Einzelheiten zu der Häufigkeit der Wirkstoffe und eine Aufstellung der Einzelbefunde können dem ausführlichen Bericht, der als PDF-Dokument verfügbar ist, entnommen werden.

Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Kernobst 2004/05 - Gesamtbericht

 

Artikel erstmals erschienen am 26.01.2006 07:25:30

Copyright © 2005–2024 Alle Rechte vorbehalten.