Nadine Korte
Verdacht Pestizide: Pelziges, taubes Mundgefühl und bitterer Geschmack nach Verzehr einer Kakifrucht.
Doch Untersuchungen auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln und Kontaminanten sind ohne Befund. Was steckt hinter den Symptomen und wie können sie vermieden werden?
Als Kaki werden alle Sorten der Diospyros Kaki bezeichnet. Sie ist eine der ältesten Kulturpflanzen aus Ostasien und erfreut sich auch hierzulande immer größerer Beliebtheit. Mittlerweile sind die süßen, gelb bis orangeroten, der Größe einer Tomate ähnelnden Früchte fast ganzjährlich in den Supermärkten zu erwerben. Von Oktober bis April zählt Spanien zu den Hauptlieferanten, während Kakifrüchte von Juni bis September größtenteils aus Südafrika stammen. Die Früchte enthalten neben den Vitaminen A und C und den B-Vitaminen, die Mineralstoffe Kalium und Phosphor. In Deutschland werden vor allem die Sorten „Rojo Brillante“, „Kaki Tipo“ und „Triumph“ gehandelt [1].
Immer wieder erreichen das CVUA Stuttgart Verbraucherbeschwerden, welche über ein pelziges, taubes Mundgefühl oder einen bitteren Geschmack nach dem Verzehr von Kakis berichten; Verdacht: Pestizide!
Untersuchungen der Beschwerdeproben auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln und Kontaminanten sind jedoch ohne Befund. Was steckt dahinter?
Ursache der beschriebenen Symptome ist die adstringierende Wirkung der Kakifrüchte. Kakis enthalten natürlicherweise Gerbstoffe, sog. Tannine. Diese Stoffe hinterlassen auf der Zunge ein zusammenziehendes, pelziges Gefühl. Besonders unreife Früchte enthalten höhere Gehalte an Gerbstoffen, da diese mit zunehmender Fruchtreife abgebaut werden. Es empfiehlt sich daher Kakifrüchte erst in reiferem Zustand, wenn ihr Fruchtfleisch weich und glasig ist, zu verzehren. Sie können dann aus der Schale gelöffelt werden, ähnlich einer Kiwi.
Wer seine Frucht in festerer Konsistenz verzehren möchte, kann beim Kauf alternativ auf die Sorte „Sharon“ zurückgreifen. Diese in Israel gezüchtete, kernlose Form enthält nur geringe Mengen an Gerbstoffen und kann demzufolge auch in nicht voll ausgereiftem Zustand ohne adstringierende Wirkung konsumiert werden. Immer häufiger werden zudem bei einigen Sorten nach der Ernte Verfahren angewendet, um die Adstringenz zu vermindern und so den Verzehr im festen, nicht komplett durchgereiften Zustand zu ermöglichen.
Abb. 1 : Rojo Brilliante (links); Abb. 2: Sharonfrucht (rechts)
Im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung wurden in den vergangenen 3 Jahren am CVUA Stuttgart insgesamt 39 Proben Kakifrüchte auf Rückstände von über 700 Pestiziden und Kontaminanten untersucht (siehe Tabelle 1). In 33 dieser Proben wurden Rückstandsgehalte nachgewiesen, 22 Proben enthielten dabei zwei oder mehr Rückstände, sog. Mehrfachrückstände. Eine Überschreitung der gesetzlich festgelegten Höchstgehalte wurde in zwei Proben Kakifrüchten festgestellt. Beide Proben wurden aufgrund eines überhöhten Gehaltes des Wirkstoffes Chlorat beanstandet. Chlorat-Rückstände in pflanzlichen Lebensmitteln sind jedoch nicht ausschließlich auf die Anwendung als Herbizid zurückzuführen, sondern können auch infolge einer Verunreinigung durch die Umwelt in das Lebensmittel gelangen (für weiterführende Informationen zu Chlorat siehe Beitrag „Rückstände und Kontaminanten in Frischobst aus konventionellem Anbau 2017“) [2].
Proben gesamt
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Proben mit Rückständen
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Proben mit Mehrfach-rückständen
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Proben > Höchstgehalt
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Stoffe über dem Höchstgehalt
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Anzahl der Proben |
39
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33
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22
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2
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Chlorat (2x)
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Die Abb. 3 und 4 zeigen die Verteilung an Mehrfachrückständen in untersuchten Proben Kakifrüchten sowie in Exotischen Früchten insgesamt. Ein Vergleich der beiden Rückstandssituationen zeigt, Kakifrüchte weisen eine deutlich geringere Anzahl an Pestiziden in einer Probe auf als andere Exoten, in welchen teilweise bis zu 12 Rückstände auf einer untersuchten Probe festgestellt wurden.
Abb. 3 : Mehrfachrückstände in Kakifrüchten aus konventionellem Anbau
Abb. 4: Mehrfachrückstände in Exotischen Früchten aus konventionellem Anbau
Rückstände an Pflanzenschutzmitteln und Kontaminanten auf Kakifrüchten sind in aller Regel nicht für ein pelziges Mundgefühl oder einen bitteren Geschmack nach deren Verzehr verantwortlich. Im Gegenteil: Im Vergleich zu anderen Exoten weisen Kakifrüchte eine geringere Anzahl an Rückständen und Kontaminanten auf. Ursache der adstringierenden Wirkung sind in der Kaki natürlicherweise enthaltene Gerbstoffe, deren Gehalte besonders in unreifen Früchten höher sind. Es empfiehlt sich daher der Verzehr voll ausgereifter Früchte oder von Sorten mit geringeren Gehalten an Tanninen, wie die Sharonfrucht.
CVUA Stuttgart, Pestizidlabor
[1] Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE): Produktinformation Kakis