Radioaktivität in Lebensmitteln, Trinkwasser und Futtermitteln 2024
Nuklearer Notfallschutz bleibt nach Tschernobyl und Fukushima weiter relevant
Matthias Brüderle, Christin Fuchs (CVUA Freiburg), Carolin Löw, Sören Götz, Dr. Jörg Rau (CVUA Stuttgart)
Die aktuellen Ergebnisse der Radioaktivitätsuntersuchungen von Lebensmitteln, Futtermitteln und Trinkwasser in Baden-Württemberg für das Jahr 2024 liegen jetzt vor.
Abbildung 1: Wildpilze eines Privateinsenders, Waschen einer Erdbeerprobe, Zerkleinerung von Weide- und Wiesenbewuchs
Der Reaktorunfall von Tschernobyl im April 1986 führte zur Freisetzung beträchtlicher Mengen künstlicher Radionuklide, die sich weiträumig über Europa verteilten und in einigen Regionen Süddeutschlands bis heute erhöhte Cäsium-137-Werte in Wildschweinen verursachen. Weniger präsent im öffentlichen Bewusstsein ist die Freisetzung von radioaktivem Strontium-90 infolge der zahlreichen oberirdischen Kernwaffentests in den 1950er und 1960er Jahren.
Als Reaktion auf Tschernobyl wurde in Deutschland das bundesweite Messnetz IMIS eingerichtet, in das auch die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter (CVUAs) Stuttgart und Freiburg als Landesmessstellen integriert sind. Die Reaktorkatastrophe von Fukushima (2011) und die anhaltenden militärischen Konflikte in der Nähe ukrainischer Kernkraftwerke haben die Bedeutung des nuklearen Notfallschutzes wieder ins Bewusstsein gerückt. Auch angesichts der weltweit weiterhin hohen Anzahl an Kernreaktoren, allein etwa 170 in der EU, bleibt die kontinuierliche Überwachung der Umweltradioaktivität eine wichtige Aufgabe.
Im Jahr 2024 haben die CVUAs Stuttgart und Freiburg insgesamt 1031 Proben auf Radioaktivität untersucht. Die Messungen zeigen, dass die Belastung von Lebensmitteln, Futtermitteln, Böden und Trinkwasser in Baden-Württemberg mit künstlichen Radionukliden generell gering ist. Eine Ausnahme bilden nach wie vor Wildschweine, die in einigen Regionen im Schwarzwald und Oberschwaben erhöhte Cäsium-137-Werte aufweisen. Um auch zukünftig die Sicherheit von Lebensmitteln, Futtermitteln und Trinkwasser zu gewährleisten und die Bevölkerung im Falle eines nuklearen Ereignisses schützen zu können, bleibt die kontinuierliche Überwachung der Radioaktivität wichtig.
Lesen Sie hierzu unseren Jahresbericht!
Abbildung 2: Probenvorbereitung von Wildpilzen am Tag der offenen Tür, Flüssig-Flüssig-Extraktion in der Strontium-Aufarbeitung, Wildschweinprobe auf Gammadetektor, Alpha-Spektrometrie
Bildnachweis
CVUA Freiburg, CVUA Stuttgart