Infektionserreger und Intoxikationserreger in Lebensmitteln
Jahresbilanz 2024 der Abteilungen für Lebensmittelmikrobiologie der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter
Dr. Ekkehard Hiller, CVUA Stuttgart (Next Generation Sequencing); Dr. Dagmar Otto-Kuhn, CVUA Stuttgart
Mikrobiologische und molekularbiologische Lebensmitteluntersuchungen
Untersuchungen auf EHEC-Infektionserreger
Untersuchungen auf Bacillus cereus
Untersuchungen auf Clostridium perfringens
Untersuchungen auf Clostridium botulinum
Untersuchungen auf koagulase-positive Staphylokokken
Mikrobiologische und molekularbiologische Lebensmitteluntersuchungen
Die Untersuchung von Lebensmitteln auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit ist eine wichtige Aufgabe der amtlichen Überwachung zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher. In Baden-Württemberg wird diese Aufgabe von den vier Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern in Freiburg, Karlsruhe, Sigmaringen und Stuttgart wahrgenommen.
Die Laboratorien der Lebensmittelmikrobiologie der vier Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter untersuchten im Jahr 2024 insgesamt 12.532 Proben auf mikrobiologische Parameter, davon waren 9.399 Planproben, entnommen gemäß eines risikoorientierten Probenplans und 3.133 Anlassproben, die wegen eines Verdachtes auf Verderb, aufgrund einer Verbraucherbeschwerde oder im Zusammenhang mit mutmaßlich lebensmittelbedingten Erkrankungen erhoben worden waren (Tab. 1).
Aufgrund der Untersuchungsergebnisse wurden 693 Planproben (7,4 %) und 436 Anlassproben (13,9 %) beanstandet. Bei 954 Proben (7,6 %) wurde darüber hinaus auf Mängel hingewiesen. 41 Proben (0,3 %) wurden als gesundheitsschädlich beurteilt. 281 Proben (2,2 %) waren aufgrund des mikrobiologischen Untersuchungsbefundes nicht zum menschlichen Verzehr geeignet. Die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchungen wiesen bei 597 Proben (4,8 %) auf erhebliche Hygienemängel hin.
Proben, gesamt
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Planproben
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Anlassproben
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---|---|---|---|
Mikrobiologisch untersuchte Lebensmittel |
12532
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9399
|
3133
|
davon beanstandet |
1129 (9,0 %) |
693 (7,4 %) |
436 (13,9 %) |
bemängelt |
954 (7,6 %)
|
754 (8,0 %)
|
200 (6,4 %)
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Beanstandungsgründe: (ein bis mehrere Beanstandungsgründe pro Probe): |
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gesundheitsschädlich |
41 (0,3 %)
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15 (0,2 %)
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26 (0,8 %)
|
nicht zum Verzehr geeignet |
281 (2,2 %)
|
71 (0,8 %)
|
210 (6,7 %)
|
Hygienemängel |
597 (4,8 %)
|
317 (3,4 %)
|
280 (8,9 %)
|
Sonstige |
521 (4,2 %)
|
433 (4,6 %)
|
88 (2,8 %)
|
Lebensmittelbedingte Erkrankungen
Lebensmittelproben, die aufgrund einer Erkrankung erhoben wurden, werden für Baden-Württemberg zentral im Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart mikrobiologisch untersucht. Im Jahr 2024 wurden in Zusammenhang mit mutmaßlich lebensmittelbedingten Erkrankungen 970 Erkrankungsproben zu 231 Erkrankungsgeschehen bearbeitet. Dabei handelt es sich um Einzel- und Gruppenerkrankungen. Ein Vergleich der Anzahl der mutmaßlich lebensmittelbedingten Erkrankungsfälle über die Jahre 2014 bis 2019 deutet auf einen abnehmenden Trend hin (Tab. 2). Im ersten und zweiten Jahr der Coronapandemie wurden deutlich weniger mutmaßlich lebensmittelbedingte Erkrankungen bekannt und folglich deutlich weniger Erkrankungsproben erhoben als in den Jahren zuvor. In den Jahren 2022 und 2023 erhöhte sich die Anzahl mutmaßlich lebensmittelbedingter Erkrankungsfälle wieder auf das Niveau der Vorpandemiejahre. Die Anzahl meldepflichtiger gastrointestinaler Infektionen stieg laut Statistiken des Robert-Koch-Institutes in den Jahren 2022 bis 2024, insbesondere bezüglich der Virusgastroenteritiden, ebenfalls wieder an [1, 2, 3]. Im Berichtsjahr 2024 wurden in Baden-Württemberg deutlich weniger Erkrankungsfälle gemeldet als in den beiden Jahren zuvor. Ob sich der erfreuliche abnehmende Trend wieder eingestellt hat, werden die Untersuchungen der nächsten Jahre zeigen.
Jahr |
2014
|
2015
|
2016
|
2017
|
2018
|
2019
|
2020
|
2021
|
2022
|
2023
|
2024
|
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Anzahl Erkrankungsausbrüche |
350
|
323
|
367
|
295
|
293
|
290
|
204
|
165
|
297
|
300
|
231
|
Anzahl Erkrankungsproben |
1339
|
1261
|
1446
|
1437
|
1228
|
1288
|
693
|
567
|
765
|
997
|
970
|
41 Lebensmittelproben (26 Erkrankungsproben und andere Anlassproben, 15 Planproben) wurden von den Untersuchungsämtern aufgrund mikrobieller Kontamination als gesundheitsschädlich beurteilt. Bezogen auf die Gesamtmenge mikrobiologisch untersuchter Proben betrug der Anteil gesundheitsschädlicher Lebensmittelproben 0,3 %. Dieser Anteil lag in den vergangenen 10 Jahren durchgehend zwischen 0,1 % und 0,3 %. In den betreffenden Proben waren im Berichtsjahr die Lebensmittelinfektionserreger Salmonella, Listeria monocytogenes, verotoxinbildende Escherichia coli (VTEC/STEC) und Vibrio, der Lebensmittelintoxikationserreger Clostridium botulinum oder die Lebensmittelintoxikationserreger Staphylococcus aureus und Bacillus cereus einschließlich derer gesundheitsschädlicher Gifte (Staphylokokken-Enterotoxin, Cereulid-Toxin) in einer gesundheitsschädigenden Keimmenge bzw. Konzentration im verzehrfertigen Lebensmittel nachgewiesen worden. In einer Probe wurde im verzehrfertigen Lebensmittel durch mikrobiellen Verderb erzeugte toxische Eiweißabbauprodukte (Histamin) in einer gesundheitsschädigenden Konzentration nachgewiesen.
Rohe, nicht verzehrfertige Lebensmittel konnten hingegen formal nicht als gesundheitsschädlich beurteilt werden, obwohl sie Krankheitserreger enthielten, sie wurden lediglich bemängelt. Diese Lebensmittel waren laut Kennzeichnung oder nach allgemeiner Verkehrsauffassung zum Verzehr in gegartem Zustand bestimmt. In der dargestellten Statistik erscheinen diese Lebensmittel daher nicht, die Fälle werden jedoch in den nachfolgenden Kapiteln aufgeführt. Alle als gesundheitsschädlich beurteilten Lebensmittel sind in Tabelle 3 aufgeführt, die Grafik zeigt das anteilmäßige Vorkommen der Erreger.
Gesundheitsschädliches Agens | Betroffene Lebensmittel |
Anzahl Proben
|
---|---|---|
Staphylokokken-Enterotoxin | Weichkäse, Schnittkäse |
10
|
Staphylokokken-Enterotoxin | Eiernudeln, trocken |
1
|
Staphylokokken-Enterotoxin | Rinderhackfleisch zum Rohverzehr |
1
|
Salmonellen | Zwiebelmettwurst |
2
|
Salmonellen | Geflügelfleisch vom Drehspieß, gegrillt |
4
|
Salmonellen | Bratwurst |
1
|
Salmonellen | Tiramisu |
1
|
VTEC/STEC | Salatmischung, vorverpackt |
3
|
VTEC/STEC | Zwiebelmettwurst, Knoblauchwurst |
3
|
VTEC/STEC | Rinderhackfleisch zum Rohverzehr |
1
|
VTEC/STEC | Käse aus Rohmilch |
1
|
L. monocytogenes | Lachs, Forelle, Sprotten, heißgeräuchert |
3
|
L. monocytogenes | Graved Lachs |
1
|
L. monocytogenes | Saiblingsfilet, getrocknet |
1
|
L. monocytogenes | Rinderhackfleisch zum Rohverzehr |
1
|
L. monocytogenes | Fleischwurst |
1
|
Bacillus cereus, Cereulid | Nudeln, gegart |
3
|
Vibrio | Vorspeise mit Meeresfrüchten |
1
|
Clostridium botulinum | Pilzkonserve |
1
|
Histamin | Thunfischfleisch aus Konserve, offen |
1
|
Grafik: Anzahl gesundheitsschädlicher Lebensmittel mit mikrobieller Ursache, aufgeschlüsselt nach Krankheitserregern bzw. gesundheitsschädlichen Agenzien
Salmonellen-Untersuchungen
Eine Lebensmittelinfektion durch Salmonellen führt in der Regel 12 bis 36 Stunden nach dem Verzehr des kontaminierten Lebensmittels zu Krankheitssymptomen wie Kopfschmerzen, Unwohlsein, Erbrechen, Bauchschmerzen, Fieber und Durchfall. Bei Kleinkindern und alten Menschen ist der Krankheitsverlauf am schwersten.
Abb. 1: Einwiegen und Homogenisieren der Probe für die mikrobiologische Untersuchung
Salmonellen-Untersuchungen in Baden-Württemberg
6566 Lebensmittelproben und 329 Hygienetupferproben wurden im Jahr 2024 von den vier Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern auf Salmonellen untersucht. In 48 Proben (0,7 %) wurden Salmonellen nachgewiesen. Darüber hinaus wurden 37 Isolate, die bei Eigenkontrollen verantwortlicher Unternehmen aus Lebensmitteln isoliert worden waren, serologisch und molekularbiologisch mittels Next Generation Sequencing (NGS) typisiert [4]. Salmonellen wurden am häufigsten in rohem Geflügelfleisch (23 von 478 = 4,8 % aller Geflügelfleischproben) nachgewiesen; die eingesandten Eigenkontrollisolate stammten größtenteils aus rohen Geflügelfleischerzeugnissen, aber auch aus Hackfleisch von Rind und Schwein und aus frischen Blattsalaten und Kräutern. Salmonellen wurden in acht Proben Rohfleisch von Schwein, Rind oder Wild, in sieben rohen Hackfleischerzeugnissen und Drehspießen und in einem rohen Fischfilet nachgewiesen. Salmonellen waren auch in drei Rohwürsten, Fleischerzeugnisse, die üblicherweise roh verzehrt werden, nachweisbar. Die nachgewiesenen Salmonellen wurden serologisch und molekularbiologisch mittels NGS differenziert. Dabei waren die Salmonella-Serovare Salmonella Infantis (20 Nachweise) und Salmonella Typhimurium (16 Nachweise) häufiger, je sieben Nachweise erfolgten für die Serovare Salmonella Agona, Newport und Paratyphi B, fünf für Salmonella Enteritidis. Auffallend ist die Vielzahl unterschiedlicher Serovare, die wenige Male auftraten: Salmonella Coeln, Derby, Dublin, London, Mbandaka, Napoli, Schwarzengrund, Senftenberg, Virchow. Der globale Handel mit Lebensmitteln trägt zur weltweiten Verbreitung der Serovare bei.
Salmonellen vom Grill
Salmonellen sind Zoonoseerreger, die von Menschen und Tieren ausgeschieden werden, auf Lebensmittel tierischer und pflanzlicher Herkunft gelangen und schwere Lebensmittelinfektionen hervorrufen können. Der Nachweis von Salmonellen in rohem Geflügelfleisch zeigt, wie wichtig vollständiges Durchgaren vor dem Verzehr und gute Küchenhygiene sind, um Kreuzkontaminationen bei der Zubereitung zu vermeiden.
Mehrfach fanden die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter im vergangenen Jahr Salmonellen in rohem Geflügelfleisch, das für den Grill oder für sogenannte Dönerspieße gewürzt und grillfertig vorbereitet war. Zwar sind diese Hähnchenfleischzubereitungen dafür bestimmt, erst nach vollständigem Durchgaren verzehrt zu werden, doch durch Unachtsamkeit und Hygienemängel können Salmonellen in der Schnellgastronomie die Gesundheit der Kunden gefährden. Eine große Familie nahm sich als leckeres Sonntagsessen verzehrfertige Portionen „Döner“, gegrillte Geflügelfleischstreifen hergerichtet im Fladenbrot, mit nach Hause. Schon am Abend erkrankten alle an starkem Durchfall, Bauchkrämpfen und Fieber. Beim Hausarzt trafen betroffene Familienmitglieder gleich am nächsten Tag Leidensgenossen, die nach Verzehr von „Döner“ desselben Gastronomiebetriebes im Rahmen einer Trauerfeier an denselben Symptomen litten. Die Familie beschwerte sich bei der zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörde. Das Zentrallabor für Erkrankungsproben am CVUA Stuttgart wies in Resten der verzehrfertigen Speisen Salmonella Senftenberg nach. Ebenfalls in verzehrfertigem Geflügelfleisch vom Drehspieß wies das Zentrallabor für Erkrankungsproben Salmonella Agona im Zusammenhang mit einem bundesländerübergreifenden Salmonellenausbruch nach. Die Proben wurden als gesundheitsschädlich beurteilt (Tabelle 3).
Salmonellen zum Nachtisch
Tiramisu wird nach italienischer Tradition mit vielen rohen Eiern hergestellt, um die unverwechselbare cremige und lockere Konsistenz zu erzielen. Leider gehen Koch, Köchin und Gäste ein gewisses gesundheitliches Risiko ein! Eine vierköpfige Familie erkrankte an Salmonellose, nachdem gemeinsam aus rohen, im Hofladen erworbenen Eiern selbst hergestelltes Tiramisu verzehrt worden war. In den Resten dieses Desserts wies das Zentrallabor für Erkrankungsproben am CVUA Stuttgart Salmonellen des bekannten Serovars Salmonella Typhimurium nach.
Dank der erfolgreichen europaweiten Programme zur Bekämpfung von Salmonellen bei Legehennen haben durch rohe Hühnereier verursachte Krankheitsausbrüche in den vergangenen Jahren erheblich abgenommen [5].
Abb. 2: Beimpfen des selektiven Anreicherungsmediums für Salmonellen
Untersuchungen auf EHEC-Infektionserreger
EHEC-Infektionen werden durch Bakterien der Spezies Escherichia coli verursacht, welche spezielle Toxine bilden können. Sie gehören zur Gruppe der verotoxinbildenden E. coli (VTEC), synonym Shiga-Toxin-bildende E. coli (STEC). VTEC/STEC sind grundsätzlich als potentielle EHEC (enterohämorrhagische Escherichia coli) anzusehen, die sehr schwere Humanerkrankungen auslösen können. Mit Keimzahlen von unter 100 koloniebildenden Einheiten (KbE) ist die Infektionsdosis sehr gering. Manche VTEC/STEC-Infektionen verlaufen symptomlos und bleiben daher unerkannt, die Infizierten können aber Keime ausscheiden. Etwa ein Drittel der Erkrankungen manifestiert sich als Durchfall mit Übelkeit, Erbrechen und zunehmenden Bauchschmerzen.
Entwickeln können sich daraus schwere Verlaufsformen mit hämorrhagischer Enterokolitis (blutige Darmentzündung), starken Bauchschmerzen, blutigem Stuhl und häufig auch Fieber. Säuglinge, Kleinkinder, alte Menschen und immungeschwächte Personen erkranken besonders schwer. Als schwerwiegendste Komplikation entwickelt sich das lebensgefährliche hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), das irreversibles Nierenversagen zur Folge haben kann.
Wiederkäuer, vor allem Rinder, Schafe und Ziegen, aber auch Wildwiederkäuer (Rehe und Hirsche) werden als das Hauptreservoir für VTEC/STEC angesehen. Sie scheiden die verotoxinbildenden E. coli mit dem Kot aus, ohne selbst zu erkranken.
Abb. 3: VTEC/STEC auf Selektivagar
VTEC/STEC-Untersuchungen in Baden-Württemberg
837 Lebensmittelproben und 18 Hygienetupferproben wurden 2024 von den vier Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern auf VTEC untersucht. Darüber hinaus wurden fünf Isolate, die bei Eigenkontrollen verantwortlicher Unternehmen aus Lebensmitteln isoliert worden waren, typisiert. Der Nachweis von VTEC/STEC aus Lebensmitteln umfasst eine aufwändige Kombination von klassisch-kulturellen und molekularbiologischen Untersuchungsverfahren. Die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter wiesen im Jahr 2024 VTEC/STEC in 40 Proben nach. Dabei handelte es sich häufig um Lebensmittel tierischen Ursprungs, betroffen waren rohes Rind-, Lamm und Wildfleisch, vor allem vom Reh, und Hackfleisch, sowie vier Proben Rohmilch, auch aus zur Milch-ab-Hof-Abgabe bestimmten Sammelgemelken.
VTEC/STEC - roh oder verzehrfertig?
Hirschgulasch und Rehfilet sollten von Konsumenten oder Gastronomiepersonal vor dem Verzehr bestimmungsgemäß gut durchgebraten oder gegrillt und die VTEC-Keime damit unschädlich gemacht werden. Bei Hackfleisch ist traditionell auch Rohverzehr üblich, eine Probe Rinderhackfleisch wurde aufgrund des VTEC-Nachweises als gesundheitsschädlich beurteilt, da bei der losen Abgabe an der Theke kein Hinweis vorhanden war, der vor Rohverzehr gewarnt hätte.
Die vier Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter wiesen potentiell pathogene VTEC-Keime auch in frischer Zwiebelmettwurst und in Rohmilchkäse nach, Lebensmittel, die stets ohne vorherige keimabtötende Erhitzung verzehrt werden. Diese verzehrfertigen Lebensmittel wurden als gesundheitsschädlich beurteilt (Tabelle 3).
Buchweizenmehl war mit dem deutlichen Warnhinweis versehen "Mehle und Teige sind nicht zum Rohverzehr geeignet und müssen stets gut durcherhitzt werden“ und wurde deshalb trotz VTEC-Nachweis nicht als gesundheitsschädlich beurteilt.
Abb. 4: sterile Werkbank im S3**-Labor zum Nachweis hochpathogener Erreger
Halal, aber mit VTEC
Ein Verbraucher erkrankte nach dem Verzehr von „Sucuk“, einer Knoblauchrohwurst, an Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Das Zentrallabor für Erkrankungsproben am CVUA Stuttgart wies sowohl in der angebrochenen als auch in der noch verschlossenen Packung, die der Lebensmittelüberwachung im Rahmen der Verbraucherbeschwerde übergeben worden waren, verotoxinbildende Escherichia coli nach. Aus gutem Grund empfiehlt das BfR besonders empfindlichen, älteren und immunsupprimierten Personen auf den Verzehr von Rohwurst zu verzichten [6]. Glücklicherweise ging es dem Betroffenen nach fünf Tagen wieder besser.
Abb. 5: Arbeiten im mikrobiologischen Labor
Vorverpackte verzehrfertige Salatmischungen
In drei frischen vorverpackten Salatmischungen wurden potentiell pathogene VTEC nachgewiesen, diese verzehrfertigen Mischsalate mussten als gesundheitsschädlich beurteilt werden (Tabelle 3).
Abb. 6: Salatmischung, frisch, verzehrfertig, möglicherweise keimbelastet
Rohkostsalate und rohes Gemüse gelten ernährungsphysiologisch zwar als gesunde, vitaminreiche Mahlzeit, die nach einer Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung häufig verzehrt werden sollte. Da das Reinigen und Zerkleinern der rohen Gemüse und Salate sehr zeitaufwendig ist, wird sowohl in Privathaushalten als auch in der Gemeinschaftsverpflegung zunehmend auf vorgefertigte Convenience-Produkte zurückgegriffen. Die rohen pflanzlichen Lebensmittel können jedoch mit Krankheitserregern kontaminiert sein. Empfehlungen des BfR zum Schutz vor krankmachenden Bakterien in Gras- und Blattprodukten erfolgten [7], bei der Verköstigung besonders empfindlicher, älterer und immunsupprimierter Personen empfiehlt das BfR, auf vorverpackte Salatmischungen zu verzichten [6].
Abb. 7: Bakterien-Identifizierung mit MALDI-TOF
Listerien-Untersuchungen
Listeriose, eine durch Listeria monocytogenes verursachte lebensmittelbedingte Erkrankung, ist zwar selten, verläuft jedoch mit sehr schwerer Symptomatik und hoher Letalität. Besonders gefährdet sind Schwangere, Immungeschwächte und ältere Menschen. Listeriose während der Schwangerschaft kann zu Aborten, Früh- oder Totgeburten oder zur Geburt schwerkranker Säuglinge führen. Bei immungeschwächten Patienten kann die Listeriose mit gravierenden Symptomen wie Sepsis (Blutvergiftung), Meningoenzephalitis (Gehirn- und Gehirnhautentzündung) und Endokarditis (Herzentzündung) einhergehen. Bei immunkompetenten erwachsenen Personen kann sich die Listeriose als schwere, jedoch selbstlimitierende Magen-Darm-Entzündung mit Durchfall und Erbrechen äußern.
Listeriose stellt keine Zoonose, also eine von Tieren auf Menschen übertragbare Krankheit, im klassischen Sinne dar, obwohl auch Nutztiere erkranken und den Keim ausscheiden können. Eher könnte die Listeriose als „Sapronose“, als „Schmutzkrankheit“ bezeichnet werden. Menschen infizieren sich durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel.
Bakterien der Spezies Listeria monocytogenes sind hinsichtlich ihrer Nährstoffansprüche äußerst genügsam, anpassungsfähig an vielfältige Umweltbedingungen und besitzen eine erstaunliche Resistenz gegenüber unterschiedlichsten Stressfaktoren. Listeria monocytogenes kann sich sogar bei Kühlschranktemperaturen vermehren. Ausgestattet mit diesen Fähigkeiten findet Listeria monocytogenes samt ihren Gattungsverwandten überall in der Umwelt Lebens- und Überlebensmöglichkeiten.
Abb. 8 a: typische Verfärbung des Anreicherungsmediums für Listerien
Gemeinschaftsrechtliche Sicherheitskriterien für Listerien
Das Lebensmittelhygienerecht der europäischen Union gibt für diesen Lebensmittelinfektionserreger detaillierte Sicherheitsvorschriften vor. Lebensmittelbetriebe haben deren Einhaltung durch Eigenuntersuchungen nachzuweisen. Umgebungsuntersuchungen sind durchzuführen, um Kontaminationsquellen im Betrieb aufzudecken. Die Verordnung (EG) Nr. 2073/2005 [8] legt bei verzehrfertigen Lebensmitteln als Sicherheitskriterium für Listeria monocytogenes einen oberen Grenzwert von 100 koloniebildenden Einheiten pro Gramm Lebensmittel (KbE/g) fest. Lebensmittel mit Keimgehalten über 100 KbE/g gelten als gesundheitsschädlich. Für verzehrfertige Lebensmittel, die die Vermehrung des Erregers begünstigen, gilt die Nulltoleranz: Kein Nachweis in 25 g vor Verlassen des Herstellerbetriebes. Der Hersteller kann alternativ, zum Beispiel durch sogenannte Challengetests, beweisen, dass die Sicherheit während der Haltbarkeitsdauer gewährleistet ist.
Abb. 8 b: Ausstreichen des Anreicherungsmediums für Listerien
Listerien-Untersuchungen in Baden-Württemberg
Die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter untersuchten im Berichtsjahr 7280 Lebensmittelproben und 370 Hygienetupfer aus Lebensmittelbetrieben auf Listerien. Listeria monocytogenes wurde in 184 Lebensmittelproben und 61 Hygienetupfern qualitativ mittels Anreicherung nachgewiesen. Dazu werden von dem Lebensmittel 25 Gramm entnommen und in speziellen Anreicherungsmedien über mehrere Stufen so inkubiert, dass auch vereinzelte Keime noch gefunden werden. Hygienetupfer werden gänzlich in das Anreicherungsmedium überführt. Diese Proben mit geringen Keimzahlen von L. monocytogenes, die sich nur qualitativ nachweisen lassen, gelten zwar noch nicht als gesundheitsschädlich, der Nachweis zeigt jedoch ein erhebliches hygienisches Problem im verantwortlichen Lebensmittelbetrieb auf. Bei einigen Lebensmitteln ist zudem eine Vermehrung von L. monocytogenes innerhalb der Haltbarkeitsfrist in der vorverpackten Ware zu befürchten. In 28 Proben war L. monocytogenes in zählbarer Menge (quantitativ) nachweisbar, die Keimzahl lag bei diesen Proben bei mindestens 10 KbE/g. L. monocytogenes wurde in rohem Fleisch und rohen Fischereierzeugnissen, die dafür bestimmt waren, vor Verzehr gegart zu werden, nachgewiesen, jedoch auch in verzehrfertigen Fleischerzeugnissen (47 Proben mit qualitativem Nachweis, fünf Proben mit Keimzahlen von mindestens 10 KbE/g) und in verzehrfertigen Fischereierzeugnissen (31 Proben mit qualitativem Nachweis, sieben Proben mit Keimzahlen von mindestens 10 KbE/g).
L. monocytogenes wurde auch in drei Käseproben, zwei Fertiggerichten, zehn Feinkostsalaten und 13 pflanzlichen Erzeugnissen nachgewiesen. Eine Gefahr für den Menschen stellen diejenigen mit L. monocytogenes kontaminierten Lebensmittel dar, die vor dem Verzehr üblicherweise nicht durcherhitzt werden. Im Berichtsjahr wurden sieben verzehrfertige Lebensmittel, drei heißgeräucherte, je ein mariniertes und getrocknetes Fischereierzeugnis, je eine Probe Brühwurst und Hackfleisch zum Rohverzehr als gesundheitsschädlich beurteilt, weil L. monocytogenes in einer Konzentration von über 100 KbE/g im verzehrfertigen Produkt nachgewiesen wurde (siehe Tabelle 3). In einer Probe Brühwürstchen, einem Sauermilcherzeugnis, zwei Rohwürsten und drei Fleischsalaten wurde L. monocytogenes quantitativ zwar in Konzentrationen unter 100 KbE/g nachgewiesen, Untersuchungen des Zentrallabors für Erkrankungsproben deuten jedoch darauf hin, dass Listeriose bei abwehrgeschwächten Personen durch Lebensmittel mit Keimzahlen auch unter 100 KbE/g verursacht werden kann [9].
Darüber hinaus wurden 105 Isolate, die bei Eigenkontrollen verantwortlicher Unternehmen aus Lebensmitteln isoliert worden waren, serologisch und molekularbiologisch mittels Next Generation Sequencing (NGS) typisiert. Alle Listeria monocytogenes-Isolate werden in Baden-Württemberg molekularbiologisch mittels NGS analysiert, um entsprechende Abgleiche mit regionalen und nationalen Datenbanken vorzunehmen und Probleme frühzeitig zu erkennen [4].
Abb. 9: Listeria monocytogenes auf Selektivagar
Listeria monocytogenes im Betrieb – ein hygienisches Risiko
Die Untersuchungsergebnisse der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter mit dem Nachweis von Listeria monocytogenes in 184 Lebensmittelproben und 61 Hygienetupfern im Jahre 2024 zeigen, dass in manchen Betrieben ein erhebliches Hygienerisiko vorhanden ist. Für Lebensmittelbetriebe stellen Listerien eine große Herausforderung dar. In vielen Betrieben existieren zahlreiche geeignete „Biotope“, in denen sich die Keime festsetzen, vermehren, hartnäckig Reinigungsmaßnahmen widerstehen und so zur dauerhaften Kontaminationsquelle werden können.
Dass der Anteil listerienpositiver Proben im Jahr 2024 (2,5 % der Lebensmittel-, 16,5 % der Hygienetupferproben) deutlich niedriger lag als in den Jahren zuvor (z.B. 9,9 % bzw. 29,2 % 2023, 9,1 % bzw. 26 % 2022), ist eine erfreuliche Tatsache und ein Erfolg der jahrelangen Bemühungen von Unternehmen und Überwachung, insbesondere des in Baden-Württemberg seit 2019 durchgeführten Listerien-Sonderkontrollprogramms! Die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter werden weiterhin dazu beitragen, den Überwachungsdruck hoch zu halten!
Aber Vorsicht, auch im Verbraucherhaushalt lauern Gefahren für die Lebensmittelsicherheit! Zum Schutz vor Listeriose gilt: Lebensmittel nicht überlagern! Den Inhalt geöffneter Packungen zügig aufbrauchen, Speisen frisch zubereiten und gleich verzehren! Besonders empfindlichen Personen empfiehlt das BfR, auf bestimmte Lebensmittel besser zu verzichten [10]. Oder diese vor dem Verzehr gut durchzugaren!
Abb. 10: Beimpfen von Nährböden für quantitativen Nachweis von Bakterien
Durchfallerkrankung – war Forellenkaviar schuld?
Die Kundin wollte sich in der Adventszeit etwas Besonderes gönnen und kaufte an der Fischtheke frischen Forellenkaviar. Leider erkrankte sie kurz nach Verzehr an starkem, tagelang anhaltendem Durchfall. Erst nach fünf Tagen konnte sie das Haus verlassen und einen Arzt aufsuchen. Das Zentrallabor für Erkrankungsproben am CVUA Stuttgart wies in dem im Haushaltskühlschrank noch vorhandenen Forellenkaviar Listeria monocytogenes in einer Keimzahl von 100 KbE/g nach. Da von der Hausarztpraxis keine weiteren Untersuchungen veranlasst worden waren, kann Listeriose als Erkrankungsursache nur vermutet werden.
Abb. 11: Nährmedien im Brutschrank
Untersuchungen auf Bacillus cereus
Bacillus cereus ist ein weit verbreiteter Umweltkeim. Die Sporen, sehr stabile Überdauerungsformen dieser Mikroorganismen, finden sich überall im Boden, im Staub, im Darmtrakt von Menschen und Tieren und gelangen durch Umweltkontaminationen in Lebensmittel. B. cereus ist ein potentieller Lebensmittelvergifter, er kann das sehr hitzestabile emetische Toxin Cereulid bilden, welches Übelkeit und Erbrechen hervorruft, und Enterotoxine, die Durchfall verursachen.
Abb. 12: Kolonien von Bacillus cereus auf MYP-Agar
Untersuchungen auf Bacillus cereus und Cereulid in Baden-Württemberg
2024 wurden 4921 Lebensmittelproben auf Bacillus cereus untersucht, in 331 Proben (6,7 %) wurde dieser Umweltkeim nachgewiesen, in der Regel jedoch in gesundheitlich unbedenklicher Menge. Zur Auslösung einer Lebensmittelvergiftung durch B. cereus sind laut Literaturangaben Mindestkeimgehalte von 105 und 106 KbE/g Lebensmittel erforderlich. Von der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) wird als B. cereus-Warnwert für viele Lebensmittel eine Menge von 104 KbE/g angegeben. Der Verzehr von hochgradig mit Bacillus cereus belasteten Lebensmitteln kann auf zwei verschiedenen Wegen Krankheitssymptome hervorrufen: Aufgrund des im Lebensmittel während der Vermehrung des Keimes gebildeten emetischen Toxins kommt es 0,5 bis 6 Stunden nach dem Verzehr zu Übelkeit und Erbrechen. Oder es treten Durchfälle 6 bis 24 Stunden nach Verzehr auf, weil der Erreger bei seiner Vermehrung im Darm Enterotoxine bildet.
Bei durcherhitzten Lebensmitteln bietet der mittels LC-MS/MS durchgeführte Nachweis des emetischen B. cereus-Toxins (Cereulid) die Möglichkeit, die Ursache einer Erkrankung aufzuklären. Dieses Toxin ist hitzestabil, während die toxinbildenden vegetativen B. cereus-Keime durch den Erhitzungsvorgang abgetötet werden können und dann kulturell nicht mehr nachzuweisen sind. 2024 wurden 72 verdächtige Lebensmittel, insbesondere verzehrfertig zubereitete Speisen, auf Cereulid untersucht.
Lauwarme Nudeln lassen Sporen sprießen
Fehler beim Warmhalten, Kühlen und Wiedererwärmen von Speisen in der Gemeinschaftsverpflegung können schwerwiegende Folgen haben, insbesondere wenn Kinder als vulnerable Konsumentengruppe betroffen sind. 40 Kinder litten bereits kurz nach dem gemeinsamen Mittagessen in der Schulmensa an heftigem, schwallartigem Erbrechen. Das Zentrallabor für Erkrankungsproben am CVUA Stuttgart untersuchte zahlreiche Rückstellproben, wobei in „Nudeln mit Tomatensoße“ Cereulid in erbrechenauslösender Konzentration nachgewiesen wurde. Bacillus cereus war jedoch nicht nachweisbar. Offensichtlich hatten diese Sporenbildner nach dem Garen genügend Zeit, um auszukeimen und sich zu vermehren, ein erneutes Erhitzen vor der Essensausgabe inaktivierte zwar die Keime, nicht jedoch ihr hitzestabiles, emetisches Toxin. Ein direkter epidemiologischer Zusammenhang zwischen dem Verzehr des Gerichtes und den Erkrankungen war offenbar, die Nudeln wurden als gesundheitsschädlich beurteilt.
Abb. 13: ungekühlte Lagerung gegarter Nudeln ermöglicht Keimvermehrung
Pumilacidin und andere Bazillen-Gifte
Toxine bilden können auch andere Vertreter der Gattung Bacillus, dadurch verursachte Intoxikationen werden jedoch nur selten bekannt. Eine Familie erkrankte nach Besuch eines Spezialitätenrestaurants an Übelkeit und Erbrechen. Das Zentrallabor für Erkrankungsproben, unterstützt durch das Toxin-Labor, wies in Speiseresten, die im Haushalt der Erkrankten als Proben erhoben wurden, Keime der Bacillus subtilis-Gruppe in hoher Keimzahl und die Bazillen-Toxine Surfactin und Pumilacidin nach. Pumilacidin gilt als wahrscheinlicher Verursacher von Lebensmittelvergiftungen.
Nach Verzehr von Roggenbrot erkrankte ein Ehepaar an Übelkeit und Durchfall. Das Brot wies ein abweichend fruchtiges Aroma und teigige Konsistenz auf. Das Zentrallabor für Erkrankungsproben, unterstützt durch das Toxin-Labor, wies Keime der Bacillus subtilis-Gruppe in hoher Keimzahl und die Bazillen-Toxine Surfactin und Lichenysin nach. Lichenysin wird als wahrscheinlicher Verursacher von Lebensmittelvergiftungen mit gastrointestinalen Symptomen eingeschätzt.
Es ist nicht auszuschließen, dass diese Bazillen-Gifte in beiden Fällen Ursache der Intoxikation waren.
Untersuchungen auf Clostridium perfringens
Clostridium perfringens ist wie Bacillus cereus ein überall in der Umwelt vorkommender Keim und potentieller Lebensmittelvergifter. Im Gegensatz zu Bazillen wachsen Clostridien allerdings ausschließlich in Abwesenheit von Sauerstoff (anaerob). Ihre enorm widerstandsfähigen Sporen finden sich z. B. in Fäkalien, Staub, Erdboden und Abwasser und können von dort aus Lebensmittel kontaminieren.
Bakteriensporen sind hitzestabil, Kochtemperaturen reichen zur Inaktivierung nicht aus! Das aktive C. perfringens-Enterotoxin entsteht erst im Dünndarm der betroffenen Personen, zu Erkrankungen kommt es nach Aufnahme von 106 bis 108 Keimen pro Gramm Lebensmittel. Solche Intoxikationen ereignen sich meist im Rahmen der Gemeinschaftsverpflegung, bei der viele Essensportionen gleichzeitig zubereitet und längere Zeit in Thermophoren warmgehalten werden. Ungenügend heißes und/oder zu langes Warmhalten von Speisen fördert das Auskeimen der Sporen und die rasche Vermehrung dieser Toxinbildner. Heißhaltung der Speisen bei über +60 °C gewährleistet die mikrobiologische Sicherheit [11].
Clostridium perfringens-Untersuchungen in Baden-Württemberg
4152 Proben wurden im Jahr 2024 auf Clostridium perfringens untersucht. Der Krankheitserreger wurde in elf Lebensmittelproben, verschiedenen rohen Fleisch- und Hackfleischerzeugnissen, Brühwurst und Mehl in geringer Konzentration nachgewiesen. In verzehrfertigen Speisen können sich die Erreger bei ungenügender Kühlung oder ungenügender Heißhaltung rasch bis zu gesundheitlich bedenklichen Keimzahlen vermehren.
Untersuchungen auf Clostridium botulinum
Clostridium botulinum ist ein gefährlicher Lebensmittelintoxikationserreger. Er vermehrt sich wie alle Clostridien nur in sauerstofffreier Umgebung (anaerob), seine widerstandsfähigen Sporen sind in der Umwelt weit verbreitet und können über Staub- und Erdpartikel Lebensmittel kontaminieren. In nicht ausreichend erhitzten Konserven können die Sporen auskeimen, sich vermehren und gefährliche Nervengifte bilden. Botulismus, die Lebensmittelintoxikation, die durch diese Botulinum-Neurotoxine verursacht wird, führt unbehandelt infolge fortschreitender Lähmung bei vollem Bewusstsein zum Tod durch Atemstillstand.
Aufgrund umfassender Sicherheitskonzepte in der industriellen Lebensmittelherstellung ist Botulismus beim Menschen sehr selten. Bei korrekt durchgeführter industrieller Konservenherstellung, 121 °C für drei Minuten, werden die Sporen inaktiviert. Risikolebensmittel stellen im Privathaushalt selbst eingekochte Gemüse- und Fleischkonserven und selbst in Öl eingelegte Gemüse und Kräuter dar. Die Neurotoxine sind hitzelabil und können, anders als z. B. Cereulid, durch Aufkochen vor Verzehr inaktiviert werden [12, 13]. Leider kann ein mangelhaftes Lebensmittelsicherheitskonzept für die Konsumenten verheerende Folgen haben.
Abb. 14: Wachstum von Clostridium botulinum auf der Selektivagarplatte
Clostridium botulinum-Untersuchungen in Baden-Württemberg
85 Proben wurden im Jahr 2024 als Erkrankungs- oder Verdachtsproben in einer Kombination aus mikrobiologischen und molekularbiologischen Methoden auf Clostridium botulinum untersucht. Der Krankheitserreger wurde in 13 Lebensmittelproben, 12 Pilzkonserven und einer Wurstkonserve nachgewiesen.
Botulismus nach Verzehr von Pilzkonserven
In einem anderen Bundesland erkrankten mindestens zwei Personen nach Verzehr von aus der russischen Föderation importierten Pilzkonserven an Botulismus. Pilzkonserven derselben Charge wurden bei einem Import- und Handelsbetrieb in Baden-Württemberg als Verdachtsproben erhoben. Das Zentrallabor für Erkrankungsproben am CVUA Stuttgart wies in 12 Pilzkonserven mittels Anreicherungsverfahren Clostridium botulinum nach. Das Botulinum-Neurotoxin Typ A wurde molekularbiologisch nachgewiesen und vom RKI mittels serologischer Untersuchungsverfahren bestätigt. Die Konservengläser der betroffenen Charge wurden durch einen öffentlichen Rückruf aus dem Verkehr gezogen. Die unverzüglich erfolgte Meldung über das gemeinschaftliche Schnellwarnsystem betraf mehrere Bundesländer und Mitgliedstaaten.
Energiesparen – nicht bei Konservenherstellung!
Ein Fleischverarbeitungsbetrieb, dessen Eigenwerbung eine besonders sorgfältige handwerkliche Verarbeitung versprach, wollte aufgrund des stark gestiegenen Strompreises Kosten sparen. Nach der Umstellung der Wurstkonservenherstellung häuften sich Verbraucherbeschwerden wegen Bombage und Verderb der Dosenwurst. Das CVUA Stuttgart wies in zahlreichen Proben von Koch- und Brühwurstkonserven hochgradige Belastung mit Keimen der Gattungen Bacillus und Clostridium mit deutlichen Anzeichen von Verderb nach. In einer Leberwurstkonserve wurden sogar Clostridien mit naher Verwandtschaft zu Clostridium botulinum nachgewiesen. Die Energiesparaktion hatte offensichtlich aufgrund der ungenügenden Erhitzung nicht nur der Kundenzufriedenheit geschadet, sondern auch die Lebensmittelsicherheit erheblich gefährdet.
Abb. 15: Bearbeitung von Isolaten pathogener Keime in der Sicherheitswerkbank
Untersuchungen auf koagulase-positive Staphylokokken
Staphylococcus aureus, der bedeutendste Vertreter Koagulase-positiver Staphylokokken, ist ein potentieller Lebensmittel-Intoxikationserreger. Staphylokokken-Enterotoxine, gesundheitsschädliche Gifte dieses Keimes, können ab einer Keimkonzentration von 105 und 106 KbE/g im Lebensmittel gebildet werden. Typisch für eine Staphylokokken-Intoxikation sind mit Erbrechen und Durchfall einhergehende massive Kreislaufbeschwerden. Diese treten in der Regel etwa eine halbe Stunde bis drei Stunden nach dem Verzehr kontaminierter Lebensmittel auf.
Ein hoher Gehalt an Staphylococcus aureus im Lebensmittel zeigt Hygienefehler bei der Herstellung und Behandlung an. S. aureus besiedelt den Nasen-Rachen-Raum, Haut und Schleimhäute, ist jedoch auch Erreger eitriger Entzündungen bei Mensch und Tier. Werden Lebensmittel infolge mangelhafter Personalhygiene mit toxinbildenden Staphylokokken kontaminiert und unsachgemäß gelagert, können sich Staphylokokken massenhaft vermehren und dabei Enterotoxine bilden. Die von Staphylokokken gebildeten Toxine sind hitzestabil. Sie werden durch das Erhitzen des Lebensmittels nicht inaktiviert.
Abb. 16: Kolonien von Staphylococcus aureus mit typischer Hämolyse
Staphylococcus aureus-Untersuchungen in Baden-Württemberg
Im Jahr 2024 wurden 7139 Lebensmittelproben auf Staphylococcus aureus untersucht. In 102 Proben wurde dieser Keim nachgewiesen. Bei 96 Proben wurden zudem Untersuchungen zum Nachweis der Staphylokokken-Enterotoxine durchgeführt. Dabei handelte es sich um Reste der von erkrankten Personen verzehrten Speisen oder um Rückstellproben aus der Gemeinschaftsverpflegung, aber auch um Planproben. In 12 Proben wurden die Enterotoxine nachgewiesen.
Campylobacter-Untersuchungen
Die Campylobacter-Enteritis ist nach Angaben des Robert-Koch-Institutes die häufigste bakterielle meldepflichtige Krankheit in Deutschland [1, 2]. Die krankmachenden thermophilen Campylobacter-Keime C. jejuni, C. coli und C. lari werden meist mit rohen oder nicht vollständig gegarten Lebensmitteln aufgenommen. Bedeutendste Infektionsquellen sind Geflügelfleisch und Rohmilch. Nach einer Inkubationszeit von zwei bis fünf Tagen treten Fieber, Schmerzen und Durchfall auf, der bis zu einer Woche anhält. Leider gelingt es nicht immer, den Zusammenhang zwischen dem Verzehr eines bestimmten Lebensmittels und einer Campylobacter-Erkrankung nachzuweisen, denn wenn erste Erkrankungssymptome auftreten, erinnert sich ein Patient oft nicht mehr an das vor Tagen verzehrte Lebensmittel, welches für eine Untersuchung wahrscheinlich auch gar nicht mehr zur Verfügung stünde.
Abb. 17: thermophile Campylobacter auf Selektivagar im Inkubator mit spezifischer Atmosphäre
Campylobacter-Untersuchungen in Baden-Württemberg
Untersuchungen auf thermophile Campylobacter-Keime wurden im Jahr 2024 an 647 Lebensmitteln durchgeführt, in 79 Proben wurden die pathogenen Spezies Campylobacter jejuni und C. coli nachgewiesen. Darüber hinaus wurden 24 Isolate, die bei Eigenkontrollen verantwortlicher Unternehmen aus Lebensmitteln isoliert worden waren, serologisch und molekularbiologisch mittels Next Generation Sequencing (NGS) typisiert 4]. Die Mehrzahl der Campylobacter-Nachweise erfolgte in rohem Hähnchenfleisch (69 Proben). Außerdem wurde Campylobacter in rohem Putenfleisch (sieben Proben), Suppenhuhn (zwei Proben) und Gänsefleisch (eine Probe) nachgewiesen. Darüber hinaus war in Wildschweinfleisch Campylobacter hyointestinalis, ein schweinepathogener Erreger, nachweisbar. Alle eingesandten Eigenkontrollisolate stammten aus rohen Geflügelfleischerzeugnissen. Geflügelfleisch, insbesondere von Schlachthähnchen, gilt als wichtigste Eintragsquelle für Campylobacter in die Lebensmittelkette. Diese Untersuchungsbefunde zeigen erneut, wie wichtig das vollständige Garen dieser Lebensmittel und die Einhaltung einer guten Küchenhygiene sind. Bei einer bestimmungsgemäßen Behandlung durch vollständige Durcherhitzung wie Kochen oder Braten vor dem Verzehr der Lebensmittel werden Campylobacter-Keime mit Sicherheit abgetötet.
Genuss Raclette – Gefahr Campylobacter!
Viel Spaß macht Raclette- und Fondue-Genuss in geselliger Runde, weit weniger spaßig können die Folgen unachtsamer Handhabung sein! Nach Verzehr von Raclette mit Hühnerbrustfilet erkrankte ein Ehepaar mit starken Bauchschmerzen und heftigem Erbrechen. Das Zentrallabor für Erkrankungsproben am CVUA Stuttgart wies in dem als Verdachtsprobe erhobenen rohen Hähnchenbrustfilet Campylobacter jejuni nach. Ob das Ehepaar tatsächlich an einer Campylobacteriose erkrankt war, konnte mangels humanmedizinischer Diagnostik nicht geklärt werden. Typische Gefahren bestehen beim Raclette- und Fondue-Spaß infolge Kreuzkontamination oder ungenügendem Garen der Fleischstücke. Empfehlungen des BfR für die sichere Zubereitung [14] sollten beachtet werden.
Next Generation Sequencing – die Ganzgenomsequenzierung
Die im Sommer 2021 eingeführte Technik der Ganzgenomanalyse (Whole Genome Sequencing; WGS) ist nunmehr rund vier Jahre im Einsatz und damit in der Routine angekommen. Diese akkreditierte Untersuchungstechnik wird zu einer hochauflösenden genetischen Typisierung von Bakterien auf Basis von „short-read“ - Sequenzdaten genutzt. Mit den ermittelten Genomen kann die genetische Ähnlichkeit von Bakterien-Isolaten aus unterschiedlichen Proben abgeglichen werden. Dies liefert eine wertvolle Grundlage für eine weitergehende epidemiologische Prüfung. So kann damit beispielsweise erkannt werden, ob die lebensmittelbedingten Erkrankungen mehrerer Personen einen zusammenhängenden Ausbruch darstellen, und welches Lebensmittelverantwortlich ist. Inzwischen werden am CVUA Stuttgart jährlich etwa 600 und am CVUA Karlsruhe etwa 100 bakterielle Isolate mittels WGS untersucht. Die Sequenzdaten werden dabei auch mit denen anderer Untersuchungsämter, Bundesinstitutionen wie dem RKI oder BfR sowie der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) abgeglichen. Diesen Abgleich, sowie den damit verbundenen Austausch von Informationen zur dazugehörigen Probe zu gewährleisten stellt inzwischen eine der größten Herausforderungen der täglichen Arbeit dar. Um den Austausch von Daten zu erleichtern, wurde am CVUA Karlsruhe eine Softwarelösung programmiert, die eine weitestgehend automatisierte Informationsweitergabe aus dem Laborinformations- und managementsystem (LIMS) an die beteiligten Einrichtungen ermöglicht. Eine gemeinsame Datenbank, in die sowohl die Lebensmittelüberwachung der Länder sowie der Gesundheitsbereich wie auch Bundesinstitutionen ihre Daten einstellen und damit eine umfassende Auswertung ermöglichen, ist erst in Planung. Bis zu deren Realisierung nutzen wir Übergangslösungen, die es trotzdem ermöglichen, die vorliegenden Daten so umfassend wie möglich im Sinne des Verbraucherschutzes zu nutzen.
Neben der Routine in der Lebensmittelmikrobiologie wird die Technik auch im Rahmen von Forschungsprojekten eingesetzt, die zur Weiterentwicklung der Untersuchungsmethoden am CVUA Stuttgart beitragen. So konnte beispielsweise anhand der WGS-Analysen von Corynebacterium pseudotuberculosis-Isolaten von Kameliden eine neue genetische Variante aufgedeckt werden. Dieses Wissen lässt sich zur Untersuchung des Ursprungs der Infektion dieser Tiere einsetzen [15].
Untersuchungen auf Viren
Noroviren und Rotaviren
Noroviren sind hochinfektiöse Erreger von Magen-Darm-Erkrankungen. Die Viren werden durch Tröpfcheninfektion, über kontaminierte Nahrung oder durch Schmierinfektion übertragen und führen nach einer kurzen Inkubationszeit von ca. 12 bis 48 Stunden zu den typischen Symptomen einer Norovirus-Erkrankung: Übelkeit und massives Erbrechen, begleitet von sehr starkem Durchfall und Bauchschmerzen. Infektionen mit Rotaviren verursachen ebenfalls massives Erbrechen und Übelkeit. Während Noroviren bei Menschen jeglichen Alters, besonders jedoch bei älteren Personen zu schweren Infektionen führen, grassieren Rotavirus-Infektionen typischerweise in Kleinkindergruppen. Die Viren vermehren sich nicht in Lebensmitteln. Kontaminierte Speisen werden von ihnen als Vehikel genutzt, um in den menschlichen Körper zu gelangen, wo dann eine massive Vermehrung stattfindet.
Beim schwallartigen Erbrechen werden massenhaft Viruspartikel frei, über Tröpfchen- und Schmierinfektion stecken sich schnell weitere Personen an und erkranken ebenfalls. Noroviren verfügen über eine sehr hohe Infektiosität, schon 10 bis 100 Viruspartikel sind ausreichend, um Erkrankungen auszulösen.
Abb. 18: Molekularbiologische Untersuchung auf Noroviren
In Betreuungseinrichtungen wie Kindertagesstätten, Krankenhäusern oder Pflegeheimen führen Norovirus-Infektionen daher zu Gruppenerkrankungen mit einer großen Zahl von Erkrankten. Wie die meisten menschenpathogenen Viren werden auch Noroviren primär direkt von Mensch zu Mensch übertragen. Eine Infektion über kontaminierte Lebensmittel ist ebenfalls möglich. Dafür ist eine sehr geringe Anzahl an Viruspartikeln ausreichend, die im Lebensmittel nur schwer detektiert werden kann. Der Nachweis im Patientenstuhl, in dem die Viren nach erfolgter Infektion massenhaft ausgeschieden werden, gelingt dagegen sehr leicht. Auch im Jahr 2024 verursachten Noroviren in Deutschland die weitaus höchste Anzahl meldepflichtiger gastrointestinaler Infektionen [3].
Untersuchungen auf Noroviren in Baden-Württemberg
Im Jahr 2024 wurden 621 Lebensmittelproben und Hygienetupferproben, die im Zusammenhang mit Erkrankungsausbrüchen in Betreuungseinrichtungen und Einrichtungen zur Gemeinschaftsverpflegung erhoben worden waren, auf Noroviren untersucht. 115 Lebensmittelproben aus Kinderbetreuungseinrichtungen wurden auf Rotaviren untersucht. Noro- und Rotaviren waren in diesen Proben nicht nachweisbar.
Abb. 19: Thermocycler zum Nachweis von Viren mittels real-time-PCR
Hepatitis-A und E-Viren
Hepatitis A-Viren verursachen akute Leberentzündungen, Infizierte scheiden die Viren mit dem Stuhl aus. Die Übertragung erfolgt fäkal-oral, durch kontaminierte Lebensmittel oder kontaminiertes Wasser. Hepatitis E-Viren verursachen akute, bei immunsupprimierten Patienten auch chronische Leberentzündungen, häufiger verläuft die Infektion jedoch subklinisch. Haus- und Wildschweine bilden das Virusreservoir, Menschen infizieren sich durch Verzehr ungegarter Erzeugnisse aus dem Fleisch dieser Tiere. Im langjährigen Trend wird hierzulande bei Hepatitis E eine deutliche Zunahme der Fallzahlen, bei Hepatitis-A hingegen eine Abnahme registriert [16].
Untersuchungen auf Hepatitis-Viren in Baden-Württemberg
Im Jahr 2024 wurden 52 Proben auf Hepatitis E-Viren untersucht, wobei projektbezogen der Schwerpunkt in diesem Jahr auf Rohmilch und Rohmilcherzeugnissen lag. 120 Proben verzehrfertiger pflanzlicher Lebensmittel wurden auf Hepatitis A-Viren untersucht, davon waren 56 Proben verzehrfertige Salatmischungen im Rahmen des Zoonose-Monitoring erhoben worden. Hepatitis A- oder E-Viren waren in diesen Proben nicht nachweisbar.
Abb. 20: gefrorene Beeren werden auf Hepatitis A-Viren und Noroviren untersucht
Untersuchungen auf Histamin
Verdorbener Thunfisch aus geöffneten Konservendosen ist typischerweise Ursache der lebensmittelhygienisch relevanten Histamin-Intoxikation. Beim Verderb von Thunfischfleisch entstehen bakterielle Stoffwechselprodukte, die für Menschen toxisch sein können. Insbesondere gehört das biogene Amin Histamin dazu, welches durch Decarboxylierung der Aminosäure Histidin entsteht. Biogene Amine sind sehr hitzestabil und deren Toxizität wird auch durch Erhitzung verunreinigter Lebensmittel nicht gemindert. Der toxische Schwellenwert wird für gesunde Personen im Bereich von 100 mg angenommen. Die Symptome einer Histaminvergiftung sind typischerweise Mundbrennen, Hautrötungen und Kreislaufbeschwerden bis hin zum Kreislaufkollaps. Die ersten Symptome treten bereits wenige Minuten nach dem Verzehr des histaminhaltigen Lebensmittels auf.
Abb. 21: Thunfisch-Pizza verursacht Histaminintoxikation
Toxisches Thunfischfleisch
Thunfischkonserven sind so praktisch für die Gastronomie! Nur Dose aufreißen und Thunfischfleisch verwenden, die Kunden mögen es, die Großpackung ist billig. Einfache Handhabung verführt offensichtlich zu Nachlässigkeit! Schon kurz nach Verzehr von Thunfisch-Pizza erlitt der Gast einer Pizzeria die typischen Symptome einer Histaminintoxikation. Zwar war bei der anlässlich der Verbraucherbeschwerde durchgeführten Betriebskontrolle die für diese Pizza verwendete Ware nicht mehr vorhanden, jedoch erhob die zuständige Behörde als Verdachtsprobe die in der Küche ungekühlt aufbewahrte geöffnete Thunfischkonserve. Das Zentrallabor für Erkrankungsproben am CVUA Stuttgart wies in dem Thunfischfleisch verderbserregende Keime in sehr hohen Keimzahlen, das Toxinlabor des CVUA Stuttgart einen sehr hohen Histamingehalt von 3000 mg/kg nach. Fischfleisch in Konserven ist aufgrund der Herstellung praktisch steril. Die starke Keimbelastung und die daraus resultierenden hohen Histamingehalte werden nach dem Öffnen der Konservendose durch mikrobielle Kontamination des Thunfischfleisches und rasche Keimvermehrung infolge unsachgemäßer Behandlung und Lagerung verursacht.
Literatur
[1]: Epidemiologisches Bulletin 1/2023, RKI, Berlin, 05.01.2023
[2]: Epidemiologisches Bulletin 1/2024, RKI, Berlin, 04.01.2024
[3]: Epidemiologisches Bulletin 1/2025, RKI, Berlin, 02.01.2025
[4]: CVUA Stuttgart: Ausbruchsaufklärung mit Eigenkontrollisolaten – Nutzen einer hochauflösenden Typisierung (abgerufen 19.03.2025)
[5]: BfR: Fragen und Antworten zum Schutz vor Infektionen mit Salmonellen (abgerufen 22.01.2025)
[6]: BfR: Sicher verpflegt, Besonders empfindliche Personengruppen in Gemeinschaftseinrichtungen (abgerufen 19.03.2025)
[7]: BfR: Gras- und Blattprodukte zum Verzehr können mit krankmachenden Bakterien verunreinigt sein (abgerufen 19.03.2025)
[8]: VO (EG) 2073/2005: Verordnung (EG) Nr. 2073/2005 der Kommission vom 15. November 2005 über mikrobiologische Kriterien für Lebensmittel (ABl. L 338/1), zuletzt geändert durch die Verordnung (EU) 2024/2895 vom 20. November 2024 (ABl. L, 2024/2895, 21.11.2024)
[9]: CVUA Stuttgart: Listeria monocytogenes im Erkrankungszusammenhang in Baden-Württemberg/Rückblick auf die Jahre 2010–2019 (abgerufen 19.03.2025)
[10] https://www.bfr.bund.de/cm/350/verbrauchertipps-schutz-vor-lebensmittelinfektionen-mit-listerien.pdf (abgerufen 28.01.2025)
[11]: Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) Nr. 037/2020 vom 27. August 2020 (abgerufen 19.03.2025)
[12]: BfR: Selten, aber vermeidbar: Fragen und Antworten zum Botulismus (abgerufen 29.01.2025)
[13]: RKI-Ratgeber Botulismus (abgerufen 29.01.2025)
[14]: BfR: Gesellig, genussvoll, gefährlich? Was bei der Zubereitung von Fondue und Raclette wichtig ist (abgerufen 19.03.2025)
[15]: Hiller E, Hörz V, Sting R. Corynebacterium pseudotuberculosis: Whole genome sequencing reveals unforeseen and relevant genetic diversity in this pathogen. PLoS One. 2024 Aug 26; 19 (8):e0309282 (abgerufen 19.03.2025)
[16]: Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2022, RKI, 01.03.2023
Bildernachweis
CVUA Freiburg (Abbildung 17)
CVUA Stuttgart (übrige Abbildungen)