So entsteht aus Altpapier die Faltschachtel für Cornflakes

Dr. Antje Harling

 

Recyclingkartons enthalten unerwünschte Stoffe. Doch wie gelangen diese Stoffe in den Karton und wie wird ein Recyclingkarton hergestellt?

Foto Papier-Rohstofflager in einer Recyclingkartonfabrik.

Papier-Rohstofflager in einer Recyclingkartonfabrik.

 

Faltschachteln aus Altpapier – eine sinnvolle Erfindung

Aus Umwelt- und Kostengründen wird Papier heute zu über 70 % rezykliert. Daraus werden z.B. Recyclingkartons hergestellt. 90 % der Falt-schachtelkartons (für alle Einsatzzwecke) werden unter Zusatz von Altpapier produziert [1]. Auch viele Kartons für Lebensmittelverpackungen bestehen heute aus Recyclingpapier. Diese Recyclingkartons werden u.a. als Verpackung für Cornflakes eingesetzt.

 

Recyclingkartons enthalten jedoch auch unerwünschte Stoffe, die u.a. aus Zeitungsdruckfarben oder Klebstoffen in den Recyclingkreislauf und das Papier gelangen. Lebensmittelverpackungen aus Altpapier wurden in einem Projekt am CVUA Stuttgart in Zusammenarbeit mit Partnern aus Dresden und Zürich umfangreich untersucht (Recyclingpapier – eine geeignete Lebensmittelverpackung?).

 

Eine Kartonschachtel ist preisgünstig und hat hervorragende Eigenschaf-ten. Sie ist stabil, sie lässt sich stapeln, sie schützt das Lebensmittel vor mechanischen Einwirkungen und sie sorgt dafür, dass die Cornflakes ihre knackige Form behalten. Viele Informationen können aufgebracht werden: welche Inhaltsstoffe sind enthalten, wie ist der Nährwert, wer hat die Corn-flakes hergestellt, wie lange sind sie haltbar usw.

 

Die Herstellung von Recyclingkartons für Lebensmittelverpackungen

Altpapier wird im Haushalt gesammelt. Aber auch Büros und vor allem Druckereien erzeugen viel Papier, welches als Ausschuss oder Überproduktion nicht mehr benötigt wird und von den Recycling-Kartonfabriken abgekauft wird. Das gesammelte Papier läuft über ein Förderband und landet in großen Kesseln, den so genannten Pulpen. Hier wird das Papier mit Wasser aufgeschlämmt und der Papierbrei fein zermahlen. Grobe Verunreinigungen wie Kunststoffe werden mit Zopfwinden (Tauen) und Sieben abgetrennt.

Schema Altpapierrecyclings für Lebensmittelkartons.

Schema Altpapierrecyclings für Lebensmittelkartons.

 

Die feineren Verunreinigungen wie z.B. Büroklammern oder Sand werden über große Zentrifugen (Zentrifugalseparatoren) abgetrennt. Um Druckfarbe zu entfernen, findet manchmal ein Deinking (Flotation) statt. Hierzu wird von unten Luft in den Papierbrei geblasen. Die Druckfarbe ballt sich zu Agglomeraten zusammen, schließt feine Luftblasen ein und steigt an die Oberfläche. Dort wird dieser Deinkingschlamm abgeschöpft. Teilweise wird zusätzlich auch eine chemische Bleichung des Papierbreies durchgeführt. So wird das Material deutlich heller.

 

Schema "Aufbau eines Kartons aus Altpapier für Lebensmittelverpackungen".

 

Aufbau eines Kartons aus Altpapier für Lebensmittelverpackungen.

 

Wie wird aus dem Altpapierbrei nun eine Kartonschachtel?

Ein Cornflakes-Karton aus Altpapier besteht nicht nur aus einer Schicht, sondern aus bis zu acht verschiedenen Lagen. Für jede Lage werden verschiedenen Qualitäten an Ausgangsmaterialien verwendet. Möglichst weißes Papier für die Außenseite, die später bedruckt werden soll, stärker bedrucktes und daher dunkleres Papier für die innenliegenden Schichten. Wenn man einen Karton aufreißt, erkennt man häufig das graue Recyclingmaterial im Inneren des Kartons; Frischfaserkartons sind dagegen im Inneren gelblich oder weiß (siehe Infokasten).

 

Um dem Karton mehr Stabilität zu geben, wird zusätzlich Holzschliff hinzugefügt. Die verschiedenen Schichten werden in der Kartonmaschine übereinander geführt, aufeinander gepresst (vergautscht) und der Karton getrocknet. Zum Schluss bekommt der Karton auf beiden Seiten einen weißen Anstrich aus Kalziumkarbonat und Latex (Strich), damit die Poren verschlossen sind und er sich auf der Außenseite gut bedrucken lässt. Der bis zu 8 m breite Karton wird auf großen Rollen (Tambouren) aufgerollt oder in Meterware zugeschnitten. Dann wird der Karton von außen bedruckt und lackiert, gefalzt und zu Faltschachteln zusammengeklebt. Am Ende kommen die Cornflakes in einer Tüte verpackt hinein und der Karton wird zugeklebt. So finde ich die Cornflakes schließlich im Supermarktregal und nehme sie mit zu mir nach Hause.

 

Infokasten

Recycling - oder Frischfaserkarton?

Foto "Vergleich Frischfaserkarton - Recyclingkarton".Wenn man einen Karton seitlich aufreißt, erkennt man häufig das graue Recyclingmaterial im Inneren des Kartons; Frischfaserkartons sind dagegen im Inneren gelblich oder weiß.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Recyclingkartons: eine mögliche, aber nicht die einzige Kontaminationsquelle für Lebensmittel

Foto "Adventskalender aus Karton mit Schokoladenfüllung".

Adventskalender aus Karton mit Schokoladenfüllung.

 

Die Frage, wo die Kontamination von Lebensmitteln ihre Ursache hat, ist nicht immer einfach zu beantworten. Lebensmittelverpackungen aus Alt-papier können eine mögliche Quelle hierfür sein (siehe Recyclingpapier – eine geeignete Lebensmittelverpackung?). Jedoch müssen auch andere Kontaminationswege in Betracht gezogen werden, wie die Problematik von Mineralöl in Adventskalenderschokolade Ende 2012 zeigte: 23 der 24 untersuchten Adventskalenderkartons bestanden hier aus Frischfaserkartons [2]. Neben Recyclingkartons, Papierhilfsmitteln, Druckfarben, Kunststoffinnentrays, Umverpackungen, oder eine mögliche Grundkontamination des Lebensmittels selbst durch die verwendeten Rohstoffe oder während der Produktion müssen ebenso geprüft werden. So ist es oftmals ein Detektivspiel, bis die tatsächliche Ursache gefunden und abgestellt werden kann. Das CVUA Stuttgart untersucht die Lebensmittel und ihre Verpackungen und unterstützt so die wissenschaftliche Aufklärung und Abstellung vieler Kontaminationsursachen.

 

Wer noch mehr wissen möchte:

Recyclingpapier – eine geeignete Lebensmittelverpackung?

 

Literatur:

 

Bildernachweis:

Dr. Antje Harling (privat, Verwendung mit freundlicher Genehmigung).

Vorfreude auf Heiligabend – Nikolaus war schon, Tom Kleiner, Pixelio.de, Image-ID= 435559.

 

Artikel erstmals erschienen am 26.03.2013