Aflatoxine in Haselnüssen und Mandeln – Eine Gegenüberstellung der Untersuchungsergebnisse ganzer und zerkleinerter Ware - Untersuchungen aus dem Jahr 2012

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Renate Schnaufer

 

Schmuckelement.

Zusammenfassung

Im Jahr 2012 wurden am CVUA Stuttgart 93 Proben ganze und zerkleinerte Haselnüsse und Mandeln auf ihren Gehalt an Aflatoxinen untersucht.

  • Aflatoxine wurden in keiner der 26 untersuchten Proben „Ganze Haselnüsse“ nachgewiesen.
  • Dagegen wurden in 52% der untersuchten Proben „Zerkleinerte Haselnüsse“ Aflatoxine nachgewiesen. Eine dieser Proben wurde wegen Überschreitung der gesetzlich festgelegten Höchstmenge für Aflatoxin B1 beanstandet.
  • In 2 (10%) von 20 untersuchten Proben „Ganze Mandeln“ wurden Aflatoxine nachgewiesen. Die ermittelten Konzentrationen lagen über denen, die im Mittel in zerkleinerten Mandeln gefunden wurden. Die Aflatoxin-Belastung der Proben „Zerkleinerte Mandeln“ mit Aflatoxinen war geringer aber breiter angelegt als in ganzen Mandeln, d.h. dieses Toxin wurde in mehr Proben aber in geringeren Konzentrationen nachgewiesen. Die ermittelten Aflatoxingehalte lagen aber alle unter den aktuell geltenden gesetzlichen Höchstmengen.

 

Insgesamt stellt sich die Situation hinsichtlich der Belastung von Haselnüssen und Mandeln mit Aflatoxinen positiv dar.

 

Hintergrund

Aflatoxine sind natürliche, sogenannte sekundäre Stoffwechselprodukte, die von den Schimmelpilzen Aspergillus flavus und Aspergillus parasiticus gebildet werden und bei Menschen und Tieren eine toxische Wirkung zeigen. Insbesondere Aflatoxin B1 gilt als das im Tierversuch am stärksten karzinogen wirkende Schimmelpilzgift. Epidemiologische Untersuchungen zeigen, dass Aflatoxine auch beim Menschen eine solche Wirkung ausüben. Aflatoxine werden hauptsächlich in feuchtwarmen bis feuchtheißen Klimazonen gebildet. Daher stammen aflatoxinbelastete Lebensmittel und Lebensmittelrohstoffe meist aus subtropischen und tropischen Anbaugebieten, weniger aus Gebieten der gemäßigten Zonen. Eine große Rolle für die Belastung mit diesen Toxinen spielen u.a. die Wetterbedingungen während der Ernte. Regen und damit feuchte Früchte bieten optimale Voraussetzungen für ein Wachstum der Pilze. Die Aflatoxine werden zu den sog. „Lagertoxinen“ gerechnet, da sie erst nach der Ernte bei unsachgemäßer Lagerung (warm und feucht) produziert werden.

 

Um eine Gefährdung der Gesundheit durch aflatoxinbelastete Lebensmittel zu vermeiden, wurden EU-weit und national Höchstmengen für diese Toxine festgesetzt.

Nach Artikel 1 Abs. 1 der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 dürfen die im Anhang der Verordnung genannten Erzeugnisse nur in den Verkehr gebracht werden, wenn ihre Gehalte an Kontaminanten die dort genannten Höchstgehalte nicht überschreiten.

Nach dem Anhang der genannten, aktualisierten Verordnung gilt EU-weit für Mandeln eine Höchstmenge von 8,0 µg/kg Aflatoxin B1 und 10,0 µg/kg für Gesamtaflatoxine (Summe Aflatoxin B1, B2, G1 und G2), sowie für Haselnüsse eine Höchstmenge von 5,0 µg/kg Aflatoxin B1 bzw. 10,0 µg/kg für Gesamtaflatoxine.

 

Haselnüsse und Mandeln, die vorwiegend aus der Türkei und den USA stammen, werden v.a. in der Vorweihnachtszeit über die Supermärkte in große Mengen für die Weihnachtsbäckerei angeboten. Aus Zeitmangel mahlen viele Verbraucher die ganzen Mandeln und Nüsse nicht mehr selbst, sondern greifen auf bereits industriell zerkleinerte Ware zurück.

 

Ergebnisse

In den nachfolgenden Tabellen sind die Aflatoxin-Ergebnisse der untersuchten Haselnuss- und Mandel-Proben dargestellt.

Tabelle 1: Gegenüberstellung der Aflatoxin B1-Ergebnisse in Mandeln und Haselnüssen
Aflatoxin Anzahl Proben Anzahl Proben mit Gehalten > BG* Mittelwert
(der Proben mit Gehalten) [µg/kg]
Höchster
ermittelter Gehalt
[µg/kg]

Ganze Mandeln

20

2 (10%)

2,5

3,5

Zerkleinerte Mandeln

26

6 (23,1%)

0,86

1,85

Ganze Haselnüsse

26

0

-

-

Zerkleinerte Haselnüsse

21

11 (52,4%)

1,22

5,3

* BG Bestimmungsgrenze Aflatoxin B1: 0,2 µg/kg

 

Die Ergebnisse zeigen, dass in 23,1% der untersuchten Proben „Zerkleinerte Mandeln“ Aflatoxin B1 nachgewiesen wurde, aber lediglich in 10% der Proben „Ganze Mandeln“. Weitaus deutlicher fällt der Unterschied bei den Haselnüssen aus: hier wurden in 52,4% der Proben „Zerkleinerte Haselnüsse“ Aflatoxine nachgewiesen, dagegen in keiner der Proben „Ganze Haselnüsse“.


Die Aflatoxin-Konzentrationen in den beiden Befunden der Proben „Ganze Mandeln“ sind allerdings deutlich höher als in den zerkleinerten Mandeln; hier zeigen die Ergebnisse, dass die Kontamination niedriger aber breiter angelegt ist.
Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass für die Herstellung der zerkleinerten Ware Rohstoffe eingesetzt wurden, die qualitativ nicht so hochwertig waren wie bei den ganzen Früchten.

Bis Anfang März 2010 lagen die Aflatoxin-Grenzwerte für Nüsse und Mandeln einheitlich bei 2 µg/kg für Aflatoxin B1 und 4 µg/kg für Gesamtaflatoxine und wurden mit der Verordnung (EU) Nr. 165/2010 vom 26.02.2010 auf die o.g. Werte heraufgesetzt.
Die Probe „Ganze Mandeln“ mit einem Gehalt von 3,5 µg/kg Aflatoxin B1 stammte aus Spanien. Vor der Aktualisierung der Höchstmengen durch die genannte Verordnung (EU) Nr. 165/2010 wäre die Probe wegen einer Höchstmengenüberschreitung beanstandet worden.
Die EU berücksichtigt in ihren Gesetzgebungsverfahren die globalen Bestrebungen zur Harmonisierung von Höchstmengen, v.a. in der internationalen Arbeit des Codex alimentarius. Hier werden auch die Möglichkeiten von Entwicklungsländern und Drittstaaten berücksichtigt. In der Regel bedeutet dies für den hiesigen Verbraucher, dass Höchstmengen eher höher angesetzt werden.
Die Probe „Gemahlene Haselnüsse“ mit 5,3 µg/kg Aflatoxin B1 stammte aus der Türkei; mit diesem ermittelten Gehalt überschreitet sie auch die EU-weit geltende, neue und höhere Höchstmenge.

 

Literatur

VO (EG) 1881/2006: Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 der Kommission vom 19. Dezember 2006 zur Festsetzung der Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln (ABl. L 364/5), zuletzt geändert durch die Verordnung (EU) Nr. 1058/2012 vom 12. November 2012 (ABl. L 313/14)

 

Bilder

Haselnüsse, Andreas Morlok,Pixelio.de, Image-ID=542257,

Mandelkerne, Rainer Sturm, Pixelio.de, Image-ID=502323.

 

Artikel erstmals erschienen am 11.02.2013