Ergebnisse vergleichender Untersuchungen von Weinen aus konventioneller und ökologischer Erzeugung auf Pflanzenschutzmittelrückstände (Januar - Dezember 2010 und Mai 2011)
Dr. Renate Schnaufer, Nadja Bauer
In 2010 und 2011 wurden in zwei projektähnlichen Untersuchungskampagnen Weine aus konventionellem und ökologischen Anbau auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln untersucht.
Hintergrund war, dass neben einer normalen, stichprobenartigen Beprobung von auf dem Markt befindlichen Öko-Weinen in 2010 auch gezielt Öko-Weine aus baden-württembergischer Erzeugung untersucht werden sollten. Hierbei wurden bewusst auch solche Öko- und konventionelle Weine beprobt, die parallel von derselben Genossenschaft bzw. deren Winzern angebaut und verarbeitet wurden.
Aufgrund der Ergebnisse der Untersuchungsreihe in 2010 wurden in 2011 gezielt u.a. diejenigen baden-württembergischen Betriebe erneut beprobt, deren Öko-Weine in 2010 erhöhte Wirkstoffrückstandsgehalte aufwiesen. Die Ergebnisse aus 2010 wurden hierbei bestätigt. Aus diesem Grund wird zur Zeit ein Stufenkontrollprogramm zur Ursachenermittlung umgesetzt, das Probenahmen auf den verschiedenen Stufen der Herstellung umfasst, angefangen bei den angelieferten Keltertrauben, um festzustellen, ob die Kontamination aus den Keltertrauben direkt stammt (z.B. kleinparzellierter Öko-Anbau mit z.T. nur wenigen Rebzeilen inmitten von konventionell bewirtschafteten Rebflächen) über Maische-, Most- und Weinproben, um zu sehen, ob Verschleppungen oder Kreuzkontaminationen, z.B. durch Verwendung der selben Gerätschaften für die Herstellung von Öko- und konventionellem Wein, stattfinden.
Teil A: Untersuchungsergebnisse 2010
Fazit und Bewertung
Die Untersuchungsergebnisse aus 2011 zeigen, dass konventionell erzeugte Weine im Mittel ca. 7-fach höhere Pestizidgehalte aufweisen als Weine aus ökologischer Erzeugung (mittlerer Pestizidgehalt von 0,059 mg/kg Wein bei konventioneller Erzeugung gegenüber 0,008 mg/kg Wein bei Öko-Anbau). Mit im Mittel 4,4 Wirkstoffen pro Probe bei Weinen aus konventionellem Anbau bzw. 1,7 Wirkstoffen pro Probe bei Weinen aus Öko-Anbau unterscheiden sich die beiden Herstellungsweisen dagegen nicht im selben Ausmaß. Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass einzelne Weine aus ökologisch erzeugten Trauben ähnliche Wirkstoffkonzentrationen aufweisen, wie Weine aus konventionell erzeugten Trauben. Das Inverkehrbringen dieser Weine als Erzeugnisse aus ökologischer Produktion wird deshalb als irreführend beurteilt. Werden jedoch diese „auffälligen“ Öko-Weine aus der statistischen Berechnung der Rückstandsbefunde ausgenommen, ergibt sich bei Weinen aus ökologischer Erzeugung nur noch ein mittlerer Pestizidgehalt von 0,002 mg/kg bei im Mittel 1,1 Wirkstoffen pro Probe.
Hintergrund der Untersuchungen
Um Keltertrauben vor einer Vielzahl von Schädlingen und Krankheiten zu bewahren und die Ernte zu sichern, kommen beim gewerbsmäßigen, konventionellen Anbau häufig Pflanzenschutzmittel zum Einsatz. Rückstände dieser Wirkstoffe können sich daher auch in Wein finden.
EU-weit sind lediglich für Keltertrauben Höchstmengen festgelegt, jedoch nicht für den Wein selbst. Da während der Weinherstellung eine Abnahme der Rückstände erfolgen kann, müssen die im Wein ermittelten Pestizidkonzentrationen über Verarbeitungsfaktoren, die für einzelne Wirkstoffe veröffentlicht sind, auf die eingesetzten Keltertrauben hochgerechnet werden, um eine Beurteilung der Rückstandsituation vornehmen zu können.
Bei der Erzeugung von Keltertrauben zur Verarbeitung zu Bio-Weinen sind nach Artikel 5 und Anhang II der EU-Öko-Verordnung Nr. 889/2008 sowie nach der Verordnung (EG) Nr. 834/2007 nur sehr wenige Mittel zugelassen.
Durch Abdrift aus konventionellem Anbau, Verunreinigung bei der Verarbeitung oder Lagerung bei paralleler Verarbeitung von konventionell erzeugter Ware oder gar durch nicht zugelassene Anwendungen können auch in ökologisch erzeugten Weinen Rückstände von im Öko-Landbau nicht zugelassenen Pestiziden auftreten.
In der Regel sind bei Erzeugnissen aus ökologischem Landbau auch unter Berücksichtigung von Abdrift und Umweltkontamination keine bestimmbaren Rückstände über 0,01 mg/kg zu erwarten (s. Infokasten zum Orientierungswert). Weist ein Lebensmittel aus ökologischem Landbau einen Rückstandsgehalt auf, der diesen Orientierungswert unter Berücksichtigung der analytischen Schwankungsbreite (50 %) gesichert überschreitet, kann zumindest bei unverarbeiteten Lebensmitteln daraus geschlossen werden, dass eine Verwendung eines unzulässigen Pflanzenschutzmittels stattgefunden hat. Bei verarbeiteten Lebensmitteln müssen die Ursachen für solche Befunde geklärt werden. Neben einer unzulässigen Pestizidanwendung ist auch eine Kreuzkontamination bei der Verarbeitung und Verpackung des Lebensmittels als mögliche Ursache denkbar.
Infokasten
0,01 mg/kg - ORIENTIERUNGSWERT NICHT GLEICH GRENZWERT
Die EG Öko-Verordnung erlaubt praktisch keine Anwendung chemisch synthetischer Pestizide. Allerdings gibt es in der Öko-Verordnung keine speziellen Grenzwerte, die die Verkehrsfähigkeit von Öko-Lebensmitteln mit Pestiziden regelt: für Öko-Lebensmitteln gelten nach der VO (EG) 396/2005 die gleichen Grenzwerte wie für konventionelle Lebensmittel, was unserer Auffassung nach nicht der Verbrauchererwartung entspricht.
Angesichts der hohen Messempfindlichkeit der Nachweismethoden muss ein Bio-Produkt, das nachweisbare Rückstände von Pflanzenschutzmitteln enthält, nicht zwangsläufig unzulässig behandelt oder mit konventioneller Ware vertauscht bzw. vermischt worden sein. Allerdings sind bei Erzeugnissen aus ökologischem Landbau in der Regel auch unter Berücksichtigung von Abdrift und Umweltkontamination keine bestimmbaren Rückstände über dem von der baden-württembergischen Lebensmittelüberwachung für amtliche Maßnahmen erarbeiteten analytischen „Orientierungswert“ von 0,01 mg/kg zu erwarten. Wichtig hierbei ist, dass 0,01 mg/kg kein Grenzwert darstellt, bei dessen Überschreiten feststeht, dass das Produkt nicht entsprechend der Regeln der EG-Öko-Verordnung erzeugt wurde. Vielmehr handelt es sich um einen Schwellenwert, oberhalb dessen festgestellt werden muss, woher die Rückstandsbelastung stammt.
Rückstandsgehalte die oberhalb dieses Orientierungswertes liegen, sind bei vielen Pflanzenkulturen ein deutlicher Hinweis, dass gegen die Pflanzenschutzmittel-Anwendungsverbote der Öko-Verordnung verstoßen wurde, eine Kontamination während der Verarbeitung stattgefunden hat oder dass konventionelle Waren umdeklariert wurden. In diesen Fällen, wird von einer Verbrauchertäuschung ausgegangen und die Ware als irreführend gekennzeichnet beurteilt.
Zur Ermittlung der Rückstandssituation in konventionell und ökologisch erzeugten Weinen wurden daher in 2010 in zwei Kampagnen im Frühjahr und Herbst insgesamt 67 Weine aus ökologischer und 21 Weine aus konventioneller Erzeugung auf Rückstände an Pflanzenschutzmittel untersucht.
Zusammenfassung
Weine aus konventioneller Erzeugung
Von den 21 untersuchten Weinen aus konventioneller Erzeugung wiesen 18 Proben (85,7%) Rückstände von Pestizidwirkstoffen auf. In keiner dieser Proben waren jedoch die Höchstmengen nach Verordnung (EG) 396/2005 - auch nach Hochrechnung auf die zur Verarbeitung eingesetzten Keltertrauben - erreicht. Alle untersuchten Weine stammten aus deutscher Erzeugung und alle nachgewiesenen Wirkstoffe waren für die Anwendung bei Keltertrauben in Deutschland zugelassen (s. Infokasten zur Indikationszulassung).
15 (71,4%) der untersuchten 21 Weine wiesen mehrere Wirkstoffe pro Probe (Mehrfachrückstände) auf. Im Mittel enthielt eine Weinprobe 4,4 Wirkstoffe mit einem mittleren Pestizidgehalt von 0,059 mg/kg Wein; der höchste summarische Gehalt an Pestizidwirkstoffen wurde in einer Probe zu 0,40 mg/kg bei insgesamt 10 Wirkstoffen bestimmt.
Eine detaillierte Auswertung zur Anzahl der detektierten Wirkstoffe und der maximal ermittelten Wirkstoffkonzentrationen findet sich in Tabelle 3.
Weine aus ökologischer Erzeugung
In 26 (38,8%) von 67 untersuchten Weinen aus ökologischem Anbau wurden keinerlei Pestizidrückstände nachgewiesen. Darunter waren auch drei Weiß- und zwei Rotweine aus Italien und eine Probe spanischen Rotweins. Die nachgewiesenen Rückstände an chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln sind nach Artikel 5 Absatz 1 in Verbindung mit Anhang II der Verordnung (EG) Nr. 889/2008 mit Durchführungsvorschriften zur Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates über die ökologische/biologische Produktion im ökologischen Landbau als Pflanzenschutzmittel nicht zugelassen. Sofern die Gehalte deutlich unter dem Orientierungswert von 0,01 mg/kg liegen, können als Ursache Verschleppungen und Abdrift nicht ausgeschlossen werden. In keiner dieser Proben waren jedoch die Höchstmengen nach Verordnung (EG) 396/2005 - auch nach Hochrechnung auf die zur Verarbeitung eingesetzten Keltertrauben - erreicht. Weitere Ausführungen zu den nachgewiesenen Wirkstoffen sowie deren Zulassung s. Abschnitt „Wirkstoffspektrum“.
26 (38,8%) der untersuchten 67 Weine wiesen mehrere Wirkstoffe pro Probe (Mehrfachrückstände) auf. Im Mittel enthielt eine Weinprobe 1,7 Wirkstoffe mit einem mittleren Pestizidgehalt von 0,008 mg/kg Wein; der höchste summarische Gehalt an Pestizidwirkstoffen wurde in einer Probe zu 0,11 mg/kg bei insgesamt 10 Wirkstoffen bestimmt - diese Probe wurde, neben 10 weiteren Proben, als irreführend gekennzeichnet („Bio“) beurteilt.
Eine detaillierte Auswertung zur Anzahl der detektierten Wirkstoffe und der maximal ermittelten Wirkstoffkonzentrationen findet sich in Tabelle 3.
Infokasten
Indikationszulassung (§ 6 Pflanzenschutzgesetz)
Die Indikationszulassung gilt für alle Pflanzenschutzmittel seit dem 01.07.2001 und besagt, dass die betroffenen Mittel zugelassen sind, aber nur bei den Anwendungsgebieten eingesetzt werden dürfen, die vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL, Zulassungsdatenbank: https://portal.bvl.bund.de/psm/jsp/) festgesetzt sind.
Ausführliche Gegenüberstellung der Ergebnisse für Weine aus ökologischem und konventionellem Anbau
Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Anzahl der untersuchten Weine, ihre Anbaumethode, Herkunft und Anzahl der Rückstände. Gegenübergestellt wird hier auch die Rückstandssituation der ökologischen Proben insgesamt und die ökologischen Proben ohne diejenigen, die als irreführender gekennzeichnet („Bio“) beurteilt wurden.
Herkunft | Anzahl Proben | mit Rückständen | mit Mehrfachrückständen | |
---|---|---|---|---|
Ökologischer Anbau |
Deutschland
|
53
|
33 (62,3%)
|
20 (37,7%)
|
Italien
|
13
|
8 (61,5%)
|
6 (46,2%)
|
|
Spanien
|
1
|
0
|
0
|
|
|
Deutschland
|
44
|
24 (54,5%)
|
11 (25,0%)
|
Italien
|
11
|
6 (54,5%)
|
4 (36,4%)
|
|
Spanien
|
1
|
0
|
0
|
|
Konventioneller Anbau
|
Deutschland
|
21
|
18 (85,7%)
|
15 (71,4%)
|
Tabelle 1:Pflanzenschutzmittelrückstände in Weinen aus ökologischem und konventionellem Anbau (CVUA Stuttgart Jan. - Dez. 10)
Mehrfachrückstände
Wie in Tabelle 2 dargestellt, wurde im Berichtszeitraum in 15 von 21 (71,5 %) der untersuchten Weine aus konventionellem Anbau mehr als ein Wirkstoff pro Probe nachgewiesen (Mehrfachrückstände). Der mittlere Pestizidgehalt lag bei 0,059 mg/kg Wein. Abbildung 1 zeigt die Anzahl nachweisbarer Rückstände von Wirkstoffen pro Probe (Mittel: 4,4 Wirkstoffe/Probe im konventionellen Anbau). Spitzenreiter unter den konventionellen Weinen mit Mehrfachrückständen war eine Probe mit 13 nachweisbaren Wirkstoffen. Während 38,8% der Proben aus ökologischem Anbau keine Rückstände aufwiesen, waren dies bei den Weinen aus konventionell erzeugten Trauben lediglich drei Proben (14,3 %). Bleiben die als irreführend beurteilten Weine aus ökologischer Erzeugung unberücksichtigt, so sind sogar 46,4 % der Proben aus ökologischem Anbau rückstandsfrei (Tabelle 2).
konventionelle Proben
Anzahl (%) |
Anzahl Rückstände
pro Probe |
Ökologische Proben
Anzahl (%) |
Ökologische Proben
ohne Proben, die als irreführend gekennzeichnet beurteilt wurden Anzahl (%) |
---|---|---|---|
3 (14,3%)
|
0
|
26 (38,8%)
|
26 (46,4%)
|
3 (14,3%)
|
1
|
13 (19,4%)
|
13 (23,2%)
|
2 (9,5%)
|
2
|
11 (16,4%)
|
9 (16,1%)
|
1 (4,8%)
|
3
|
8 (11,9%)
|
6 (10,7%)
|
2 (9,5%)
|
4
|
3 (4,5%)
|
1 (1,8%)
|
1 (4,8%)
|
5
|
1 (1,5%)
|
0
|
2 (9,5%)
|
6
|
2 (3,0%)
|
1 (1,8%)
|
3 (14,3%)
|
7
|
1 (1,5%)
|
0
|
3 (14,3%)
|
8
|
0
|
0
|
0
|
9
|
1 (1,5%)
|
0
|
0
|
10
|
1 (1,5%)
|
0
|
0
|
11
|
0
|
0
|
0
|
12
|
0
|
0
|
1 (4,8%)
|
13
|
0
|
0
|
Tabelle 2: Pflanzenschutzmittelrückstände in Weinen aus ökologischem und konventionellem Anbau - Gegenüberstellung der nachgewiesenen Anzahl an Stoffen (CVUA Stuttgart Jan. - Dez. 10).
Abbildung 1: Häufigkeitsverteilung von Mehrfachrückständen in Weinen aus ökologischem (grüne Balken) und konventionellem Anbau (rote Balken) (CVUAS Jan. - Dez. 2010). Hierbei wurden alle massenspektrometrisch abgesicherten Werte oberhalb der Bestimmungsgrenze herangezogen.
Wirkstoffspektrum
Bei der Untersuchung von Weinen aus konventionellem Anbau wurden 15 verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen, bei den Weinen aus ökologischem Anbau waren es 19 verschiedene Wirkstoffe.
Die Wirkstoffe Dimethoat mit seinem Abbauprodukt Omethoat, Mandipropamid sowie Thiophanat-methyl und sein Abbauprodukt Carbendazim wurden ausnahmslos in Öko-Weinen aus Italien nachgewiesen. Die Wirkstoffe sind in Deutschland grundsätzlich zugelassen, jedoch nicht für die Anwendung im Weinbau, und wurden jeweils im Spurenbereich nachgewiesen. Procymidon wurde ebenfalls im unteren Spurenbereich in einem Öko-Wein italienischen Ursprungs nachgewiesen. Dieser Wirkstoff ist seit 1. Juli 2008 in der EU nicht mehr zugelassen und mit einer Höchstmenge von 0,02 mg/kg, die der analytischen Bestimmungsgrenze gleichgesetzt wird, in der VO (EU) 396/2005 geführt.
In drei deutschen Weinen aus ökologischem Anbau wurde der Wirkstoff Spiroxamin nachgewiesen. Dieser Wirkstoff ist in Deutschland grundsätzlich zugelassen, jedoch nicht mehr für die Anwendung im Weinbau, und wurde jeweils im Spurenbereich nachgewiesen (siehe Infokasten zu Indikation). Der Wirkstoff Fenpropimorph, der nur für die Anwendung im Getreideanbau zugelassen ist, wurde in einem deutschen Öko-Wein zusammen mit den Wirkstoffen Cyprodinil, Boscalid und Pyrimethanil in Konzentrationen jeweils ≥ 0,01 mg/kg Wein bestimmt.
Einen Überblick über das nachgewiesene Stoffspektrum gibt Tabelle 3. Pilzerkrankungen stellen ein besonderes Problem bei der Traubenerzeugung dar - dies spiegelt sich auch in dem Stoffspektrum wider: am häufigsten wurden Rückstände von Fungiziden nachgewiesen.
Stoff |
Ökologischer Anbau
ohne Proben, die als irreführend beurteilt wurden n = 56 Proben |
Ökologischer Anbau
sämtliche Proben n = 67 Proben |
Konventioneller Anbau
n = 21 Proben |
|||
---|---|---|---|---|---|---|
Häufigkeit
[Anzahl] |
Max Gehalt
[mg/kg] |
Häufigkeit
[Anzahl] |
Max Gehalt
[mg/kg] |
Häufigkeit
[Anzahl] |
Max Gehalt
[mg/kg] |
|
Boscalid (F) |
23
|
0,004 |
32
|
0,042 |
15 |
0,029 |
Iprovalicarb (F) |
8
|
0,004 |
16
|
0,019 |
9 |
0,017 |
Fenhexamid (F) |
2
|
0,003 |
10
|
0,029 |
13 |
0,170 |
Pyrimethanil (F) |
3
|
0,003 |
9
|
0,024 |
11 |
0,180 |
Cyprodinil (F) |
3
|
0,002 |
9
|
0,010 |
9 |
0,020 |
Dimethomorph (F) |
4
|
0,003 |
6
|
0,005 |
6 |
0,012 |
Methoxyfenozide (I) |
1
|
0,002 |
6
|
0,011 |
7 |
0,005 |
Fludioxonil (F) |
1
|
0,001 |
5
|
0,002 |
9 |
0,004 |
Azoxystrobin (I) |
3
|
0,002 |
3
|
0,002 |
1 |
0,002 |
Spiroxamine (F) |
2
|
0,002 |
3
|
0,002 |
3 |
0,008 |
Thiophanat-methyl (F) |
2
|
0,007 |
3
|
0,007 |
0 |
- |
Tebufenozid (I) |
0
|
- |
2
|
0,007 |
4 |
0,006 |
Myclobutanil (F) |
1
|
0,001 |
2
|
0,002 |
1 |
0,009 |
Metalaxyl/ |
1
|
0,002 |
2
|
0,014 |
2 |
0,006 |
Procymidon (F) |
1
|
0,001 |
1
|
0,001 |
0 |
- |
Fenpropimorph (F) |
0
|
- |
1
|
0,010 |
0 |
- |
Mandipropamid (F) |
1
|
0,002 |
1
|
0,002 |
0 |
- |
Carbendazim, (F) |
1
|
0,006 |
1
|
0,006 |
0 |
- |
Dimethoat Summe (I, A) |
1
|
0,001 |
1
|
0,001 |
0 |
- |
Metrafenone (F) |
0
|
- |
0
|
- |
2 |
0,002 |
Pyraclostrobin (F) |
0
|
- |
0
|
- |
1 |
0,002 |
Tabelle 3: Wirkstoffspektrum in Weinen aus ökologischem und konventionellem Anbau (nachgewiesene Wirkstoffe mit den Maximalgehalten); hierbei wurden alle massenspektrometrisch abgesicherten Werte oberhalb der Bestimmungsgrenzen herangezogen. F = Fungizid; I = Insektizid; A = Akarizid .
Teil B: Untersuchungsergebnisse Mai 2011
Aufgrund der ermittelten Rückstandsgehalte in den Öko-Weinen in 2010 wurden im Mai 2011 erneut Weine aus ökologisch erzeugten Trauben untersucht. Hierbei wurden ausgewählte Öko-Weine und Traubenmoste der Lese 2010, insbesondere aus Betrieben, deren Öko-Weine bereits im Vorjahr erhöhte Rückstandsgehalte aufwiesen, beprobt.
Insgesamt wurden 25 Proben untersucht, davon 11 aus dem Regierungsbezirk Freiburg, 9 aus dem Regierungsbezirk Stuttgart und 5 aus dem Regierungsbezirk Karlsruhe.
7 der Weine, die in 2010 erhöhte Rückstandsmengen aufwiesen, zeigten diese Rückstandssituation auch im Jahr 2011. Bei 2 Weinen hat sich in 2011 die Situation gegenüber 2010 verbessert und die Untersuchungen zeigten lediglich zwei Wirkstoffe im Bereich der Bestimmungsgrenze. Die 7 Weine stammten aus Betrieben, die sowohl ökologisch als auch konventionell erzeugte Trauben zu Wein verarbeiten. Eine weitere Probe, in der erhöhte Rückstandsmengen nachgewiesen wurden, stammt aus einem Betrieb, der sich in der Umstellung von konventionellem auf ökologischen Weinbau befindet.
Wie die neuesten Untersuchungsergebnisse zu möglichen Kontaminationsquellen von Öko-Weinen bei einer parallelen Verarbeitung von konventionellen Erzeugnissen im selben Betrieb zeigen (s. Internetbeitrag „Pflanzenschutzmittelrückstände in Wein aus ökologisch angebauten Trauben; Ergebnisse eines Filtrationsversuches im Juli 2011“), werden künftig vor Ort die Gegebenheiten zu ermitteln sein, ob eine Hochrechnung der nachgewiesenen Rückstandsgehalte auf die eingesetzten Trauben gerechtfertigt ist oder ob eine Kontamination der ökologischen Erzeugnisse während der Verarbeitung stattgefunden hat.
Die Untersuchungsergebnisse zeigen jedoch auch, dass es Betriebe gibt, in denen beide Anbauarten verarbeitet werden, bei denen die stichprobenartig erhobenen Öko-Weinproben keine erhöhten Rückstandsgehalte aufwiesen. Hervorzuheben ist außerdem, dass alle Proben, die in Betrieben erhoben wurden, die ausschließlich Keltertrauben aus ökologischer Erzeugung verarbeiten, keine überhöhten Rückstandsgehalte nachgewiesen werden konnten.
Details zu den Auswertungen wie Anzahl Rückstände pro Probe und Stoffhäufigkeit finden sich in Tabelle 4 undTabelle 5.
Anzahl Rückstände
pro Probe |
Anzah
Proben (%) |
Anzahl
Befunde |
---|---|---|
0
|
10 (40 %) |
- |
1
|
6 (24 %) |
6 |
2
|
2 (8 %) |
4 |
3
|
4 (16 %) |
12 |
4
|
1 (4 %) |
4 |
5
|
1 (4 %) |
5 |
7
|
1 (4 %) |
7 |
Tabelle 4: Pflanzenschutzmittelrückstände in Weinen aus ökologischem Anbau - Anzahl Rückstände pro Probe (CVUA Stuttgart Mai 2011).
Stoff |
Häufigkeit
[Anzahl] |
Max. Gehalt
[mg/kg] |
---|---|---|
Boscalid (F) |
14 |
0,006 |
Fenhexamid (F) |
8 |
0,016 |
Iprovalicarb (F) |
8 |
0,005 |
Pyrimethanil (F) |
3 |
0,010 |
Carbendazim (F) |
1 |
0,002 |
Cyprodinil (F) |
1 |
0,002 |
Dimethomorph (F) |
1 |
0,001 |
Methoxyfenozide (I) |
1 |
0,001 |
Spiroxamin (F) |
1 |
0,003 |
Tabelle 5: Wirkstoffhäufigkeit - Wirkstoffspektrum in Weinen aus ökologischem Anbau (nachgewiesene Wirkstoffe mit den Maximalgehalten); hierbei wurden alle massenspektrometrisch abgesicherten Werte oberhalb der Bestimmungsgrenzen herangezogen (CVUA Stuttgart Mai 2011). F = Fungizid; I = Insektizid;
Da sich die Ergebnisse aus 2010 weitgehend bestätigten, wird zur Zeit ein Stufenkontrollprogramm zur Ursachenermittlung umgesetzt, das Probenahmen auf den verschiedenen Stufen der Herstellung umfasst, angefangen bei den angelieferten Keltertrauben, um festzustellen, ob die Kontamination aus den Keltertrauben direkt stammt (z.B. kleinparzellierter Öko-Anbau mit z.T. nur wenigen Rebzeilen inmitten von konventionell bewirtschafteten Rebflächen) über Maische-, Most- und Weinproben, um zu sehen, ob Verschleppungen oder Kreuzkontaminationen, z.B. durch Verwendung der selben Gerätschaften für die Herstellung von Öko- und konventionellem Wein, stattfinden. Erste Untersuchungsergebnisse hierzu sind auf der Homepage des CVUA Stuttgart veröffentlicht (http://www.cvuas.de/pub/beitrag.asp?subid=1&Thema_ID=5&ID=1472&Pdf=No").
Bildernachweis
Weinglas, Karin Schumann, Pixelio.de, Image-ID=166372.
Viktualienmarkt München: Feine Weine, Thommy Weiss,Pixelio.de, Image-ID=455272.
Kurz vor der Ernte, Annamartha, Pixelio.de, Image-ID=481710.