MALDI-TOF MS zur Artbestimmung: Tiere, Pilze und Mikroorganismen – Ein Kurs der Gesellschaft Deutscher Chemiker zu Gast am CVUA Stuttgart

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Jörg Rau, Pat Schreiter, Ekkehard Hiller (CVUA Stuttgart), Christine Wind (CVUA Freiburg), Jannika Fuchs (CVUA Karlsruhe)

 

Am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart wurde ein neues praxisnahes Kurskonzept für Anwender der MALDI-TOF Massenspektrometrie zusammengestellt. Im Rahmen des diesjährigen Fortbildungsprogramms der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) konnte zehn Teilnehmern an zwei Tagen eine thematisch breite Übersicht geboten werden. Anwendungen der MALDI-TOF MS für die Lebensmitteluntersuchung von Fleisch, Fisch, Milchprodukten, Insekten und Pilzen standen im Vordergrund des Kurses.

 

Schmuckelement: Fotocollage.

 

Moderne Laborarbeit ist technisch anspruchsvoll, komplex und verlangt hohes Fachwissen. Dieses Wissen zu erwerben und aktuell zu halten, auch neue Methoden sinnvoll und ressourcenschonend einzusetzen, bedarf erheblicher Anstrengung. Dies gilt für amtliche Laboratorien genauso, wie für die der Privatwirtschaft. Ausbildung und Fortbildung. Fachlicher Austausch und Diskussion haben daher einen großen Stellenwert.

 

Neue Techniken oder Anwendungen stellen ein Labor immer wieder vor Herausforderungen. Die Matrix-unterstützte Laser Desorption/Ionisation Flugzeit-Massenspektrometrie (MALDI-TOF MS) wurde erst nach 2012 an den vier Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern (CVUA) Baden-Württembergs und dem Staatlichen Tierärztlichen Untersuchungsamt Aulendorf - Diagnostikzentrum genutzt. Sehr schnell hat diese effiziente Technik eine zentrale Rolle im Arbeitsgang der Mikrobiologie unserer Labore, von der Lebensmitteluntersuchung bis zur veterinärmedizinischen Bakteriologe, übernommen.

 

In kurzer Zeit konnten zudem an mehreren Standorten Erweiterungen der MALDI-Anwendung, beispielsweise zur Arterkennung von Muskelfleisch, Milchprodukten, Fischen, Insekten und Pilzen, etabliert werden. Bei diesen Schritten unterstützen sich die MALDI Experten der Untersuchungsämter im Land gegenseitig. Sie entwickeln gemeinsame Strategien zur Datenbankerweiterung, zur Validierung, zur gegenseitigen Schulung und zum Datenaustausch.

 

Bereits in den Vorjahren diskutierten wir zudem unsere Erfahrungen in Rahmen von Hospitationen und kleinen Schulungen mit Mitarbeitenden aus Laboren anderer Bundesländer und aus Universitätsinstituten. So konnten wir allein in den Laboren für Identifizierende Spektroskopie an den CVUAs Stuttgart, Freiburg und Karlsruhe über 50 andere Nutzer der MALDI-Technik begrüßen.

 

Für die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) haben wir nun erstmals einen praxisnahen zweitägigen Kurs zur MALDI-TOF MS zusammengestellt.

 

Grafik: Logo der GDCh.

 

In einem breiten thematischen Bogen wurden mit den zehn Teilnehmenden Methoden zu neuen Anwendungen, zur Probenvorbereitung wie auch Konzepte zum Aufbau von Referenzdatenbanken und für die Validierung erörtert. Besonders im Fokus stand der offene fachliche Austausch rund um die Arterkennung von Tieren und Pilzen. Frau Dr. Christine Wind (CVUA Freiburg) und Frau Dr. Jannika Fuchs (CVUA Karlsruhe) brachten hierbei Ihre Erfahrungen zu Insekten und Fischen ein. Frau Dr. Pat Schreiter beleuchtete als Pilzsachverständige den Nutzen der MALDI Technologie für die Erkennung von Knollenblätterpilz und Champignon.

 

Die Besonderheit des Kurses waren die Praxisteile, die mehr als ein Drittel der Zeit einnahmen. Bei Fleisch und Milch konnte Olivera Wenninger (CTA) und Martin Dyk (CBTA) ihre vielfältigen Erfahrungen, die Tipps und Tricks von der Probenaufarbeitung bis zur Datenauswertung präsentieren. Herr Dr. Hiller begleitete die Teilnehmer vom Rohspektrum zum neuen Referenzeintrag.

 

Wir erhoffen uns, unter den Teilnehmenden unseres ersten GDCh MALDI-Kurses weitere Tauschpartner für Referenz- und Einzelspektren zu finden. Mit Ihnen wollen wir über die MALDI-User-Plattform (MALDI-UP) eine wissenschaftliche Zusammenarbeit im Sinne von Verbraucherschutz und Tiergesundheit anstreben.

 

Wir danken allen Teilnehmenden für die lebhaften Fach-Diskussionen und allen Referenten für Ihr besonderes Engagement.

 

Der nächste Termin in Baden-Württemberg ist der 25. Juni 2019, bei dem sich sicher nicht nur aus unserem Bundesland die MALDI Interessierten beim inzwischen vierten MALDI-Treffen am CVUA Freiburg austauschen werden.

 

Bildernachweis:

Kuh auf der Wiese: Christian B., Pixelio

Forelle: John French, Pixelio

Käse: Thorsten F., Pixelio

Mehlwürmer: CVUA Freiburg

Logo der GDCh: Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V., mit freundlicher Genehmigung.

Laborbilder: CVUA Stuttgart

 

Artikel erstmals erschienen am 23.04.2019