Das „flüssige Gold“ – Untersuchung von Olivenölen aus Einzelhandel und Internet
Ein Bericht aus unserem Laboralltag
Kathrin Strobel
„Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ – mit diesem Sprichwort lassen sich die Ergebnisse der aktuellen Olivenöluntersuchungen am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart gut zusammenfassen. Olivenöl, oft auch als das „flüssige Gold“ bezeichnet, erfreut sich großer Beliebtheit bei Verbraucherinnen und Verbrauchern. Nicht zuletzt deshalb ist es allerdings auch immer wieder von Verfälschungen betroffen. Das Zentrallabor für Speiseöle und -fette am CVUA Stuttgart untersucht daher regelmäßig Olivenöle, insbesondere Olivenöle der höchsten Qualitätsstufe „nativ extra“. Im ersten Halbjahr 2023 wurden erneut in einem Projekt Olivenöle untersucht, die durch Händler in Baden-Württemberg im Internet angeboten wurden.
Abbildung 1: Olivenöl wird aus einer Flasche in eine Schale gegossen, daneben liegen grüne Oliven (Archivbild, Pexels, CC0 Public Domain).
Hintergrund
Im Salatdressing oder zum Dünsten von Gemüse – Olivenöl kommt in deutschen Küchen häufig zum Einsatz. Es gehört nach Raps- und Sonnenblumenöl zu den beliebtesten Speiseölen [1]. Als Bestandteil der sogenannten „Mittelmeerdiät“ hat Olivenöl zudem ein positives, „gesundes“ Image.
Die Herstellung von Olivenöl ist, vor allem wenn sie auf traditionelle Weise geschieht, sehr aufwendig. Darüber hinaus sind der Ertrag und die Qualität der Olivenernte, wie bei allen landwirtschaftlichen Produkten, sehr stark von Umwelteinflüssen wie Wetterbedingungen oder dem Befall von Schädlingen abhängig. Dies führt dazu, dass die Qualität von Olivenölen von Erntejahr zu Erntejahr unterschiedlich ausfällt. Für Olivenöle der Kategorie „nativ extra“ sind allerdings strenge Qualitätsanforderungen vorgeschrieben.
Das gute Produktimage einerseits und die aufwendige Herstellung andererseits führen dazu, dass „Natives Olivenöl extra“ zu den höherpreisigen Ölen zählt. Gewinnträchtige Verfälschungen sind daher attraktiv. Olivenöl gehört regelmäßig zu den TOP 10 der am häufigsten gefälschten Lebensmitteln [2]. Bei den Fälschungen handelt es sich meist um falsche Angaben in Bezug auf die Qualitätsstufe oder um Streckung der Olivenöle mit billigeren Pflanzenölen, die den Verbraucher täuschen.
Untersuchung von Olivenölen
Olivenöle werden am CVUA Stuttgart regelmäßig bezüglich ihrer Identität und Qualität überprüft. Die Untersuchung verschiedener physikalischer und chemischer Parameter unter Anwendung von moderner Analysentechnik in Verbindung mit sensorischen Untersuchungen ermöglicht es, Verfälschungen zu erkennen.
Zwischen Januar und August 2023 wurden durch das Zentrallabor für Speiseöle und -fette insgesamt 141 Proben Olivenöl der Kategorie “nativ extra” untersucht. 59 Proben (42 %) mussten beanstandet werden (Abbildung 2). Eine Darstellung der einzelnen Beanstandungsgründe kann Abbildung 3 entnommen werden.
Abbildung 2: Beanstandungsquote aller Olivenöle „nativ extra“, Zeitraum Januar bis August 2023
Auffallend ist, dass bei immerhin 19 % der beanstandeten Proben die Bezeichnung „nativ extra“ nicht zutreffend war. Die analytische Untersuchung dieser Proben ergab, dass diese die Qualitätsanforderungen an ein Olivenöl „nativ extra“ nicht erfüllen. Gut die Hälfte dieser Proben (insgesamt 6 Proben) wurden aufgrund der Untersuchungsergebnisse sogar in die Kategorie „Lampantöl“ eingestuft. Lampantöl darf weder an den Endverbraucher abgegeben noch als Zutat bei der Herstellung anderer Lebensmittel verwendet werden (s. Infokasten).
Abbildung 3: Darstellung der Beanstandungsgründe aller Olivenöle „nativ extra“, Zeitraum Januar bis August 2023
Internetprojekt Olivenöle
Immer häufiger werden Lebensmittel von Verbraucherinnen und Verbrauchern über das Internet bestellt. Die Lebensmittelüberwachung in Baden-Württemberg überwacht daher regelmäßig auch den Internethandel mit Lebensmitteln. Im ersten Halbjahr 2023 untersuchte das Zentrallabor für Speiseöle und -fette 15 Proben „natives Olivenöl extra“, welche im Internet von in Baden-Württemberg ansässigen Händlern angeboten wurden. 14 der 15 Proben mussten beanstandet werden (Abbildung 4). Bei vier Proben stimmte die angegebene Qualitätsstufe („nativ extra“) nicht mit der tatsächlichen Qualitätsstufe („nativ“ bzw. „Lampant“) überein. In diesen Fällen wurde die Bezeichnung „nativ extra“ als irreführend beurteilt (s. Infokasten). 10 Proben wiesen sowohl auf dem Probenetikett als auch im zugehörigen Internetauftritt Kennzeichnungsmängel auf.
Abbildung 4: Beanstandungsquote Internetproben, Zeitraum Januar bis August 2023
Aktuelle Verfälschungsfälle
Im Betrachtungszeitraum (Januar bis August 2023) deckte das Zentrallabor für Speiseöle und -fette bei zwei Olivenölproben Verfälschungen auf. In beiden Fällen wurde Olivenöl mit einem nicht unerheblichen Anteil an raffiniertem Sonnenblumenöl gestreckt. Der Anteil an Olivenöl betrug nur maximal 25 % bzw. 40 % – beide Proben waren allerdings als „natives Olivenöl extra“ bezeichnet.
Abbildung 5: links: Öl unbekannter Zusammensetzung (Archivbild, Foto: Marge Nauer, Pixabay, CC0 Public Domain); rechts: Auszug aus einem Chromatogramm der Fettsäureverteilung; oben: mit Sonnenblumenöl verfälschtes Olivenöl; unten: Olivenöl
Fazit
Die hohe Beanstandungsquote ist, wie auch in den Vorjahren, überwiegend auf allgemeine Kennzeichnungsmängel und die Verwendung nicht zugelassener gesundheits- und nährwertbezogener Angaben zurückzuführen. Dennoch fällt auf, dass immerhin ein Fünftel der Beanstandungen auf Abweichungen in der Qualität beruht! Auch das diesjährige Internetprojekt zeigt ein ähnliches Bild wie in den Vorjahren (s. hierzu auch unsere Internetberichte „Internethandel mit Speiseölen unter die Lupe genommen“, 2019, und „Olivenöle aus dem Internet: Ein Update“, 2021).
Um Verbraucherinnen und Verbraucher vor Täuschungen – sowohl bezogen auf die Bewerbung als auch auf die Zusammensetzung – zu schützen, ist die Untersuchung von Olivenölen sinnvoll und wichtig. Das Zentrallabor für Speiseöle und -fette am CVUA Stuttgart wird daher auch in Zukunft regelmäßig Olivenöle, auch aus dem Internethandel, „unter die Lupe nehmen.“
Infokasten
Einteilung von Olivenölen (VO (EU) 1308/2013 und DVO (EU) 2022/2104)
Olivenöle werden basierend auf der Art ihrer Herstellung bzw. ihrer Qualität in verschiedene Kategorien eingeordnet. Innerhalb der Etikettierung ist zusätzlich zur Bezeichnung eine Angabe zur jeweiligen Ölkategorie verpflichtend.
Natives Olivenöl extra: “erste Güteklasse – direkt aus Oliven ausschließlich mit mechanischen Verfahren gewonnen.”
Natives Olivenöl: “direkt aus Oliven ausschließlich mit mechanischen Verfahren gewonnen.”
Aus raffinierten Olivenölen und nativen Olivenölen bestehendes Olivenöl: “enthält ausschließlich raffinierte Olivenöle und direkt aus Oliven gewonnene Öle.”
Oliventresteröl: “enthält ausschließlich Öle aus der Behandlung von Rückständen der Olivenölgewinnung und direkt aus Oliven gewonnene Öle” oder “enthält ausschließlich aus der Behandlung von Oliventrester und direkt aus Oliven gewonnene Öle.”
Für jede Olivenölkategorie sind bestimmte Anforderungen bezüglich Herstellung und Zusammensetzung bzw. Qualität vorgegeben. Native Olivenöle, die aufgrund ihrer Qualität nicht in die Kategorien „natives Olivenöl extra“ bzw. „natives Olivenöl“ eingeordnet werden können, werden als Lampantöl bezeichnet. Lampantöl darf weder im Einzelhandel an den Endverbraucher abgegeben, noch in anderen Lebensmitteln verarbeitet werden.
Quellen
[1] Willenberg I, Matthäus B: Speisefette und - öle. Teil 1: Grundlagen. Ernährungs Umschau 2023; 70(9): M572-7
[2] Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: "OPSON IX (2019/2020) – Verfälschungen bei Olivenöl europaweit im Fokus"; aufgerufen am 20.09.2023