Küchenhelfer aus Melamin

Magdalena Lubecki

 

Im Jahr 2012 wurden Küchenhelfer aus Melamin in Bezug auf die Freisetzung von Formaldehyd und Melamin untersucht. Bei allen untersuchten Küchenhelfern wurde eine Grenzwertüberschreitung für diese Parameter festgestellt.

Foto: Spätzle, siepmannH, Pixelio.de, Image-ID= 392856.

 

Küchenhelfer aus Melamin können gesundheitlich bedenklich sein

Bei einem längeren Verbleib von Küchenhelfern aus Melaminharz in kochenden Lebensmitteln können gesundheitlich bedenkliche Konzentrationen der Monomere Melamin (siehe Infokasten) und Formaldehyd in das Lebensmittel übergehen. Deshalb empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung, beim Kochen und beim Erhitzen von Lebensmitteln auf Geschirr und Küchenutensilien aus Melaminharzen zu verzichten. Ein gesundheitliches Risiko durch eine inhalative Exposition gegenüber Formaldehyd ist ebenfalls möglich.

 

 

 

 

 

Was ist Melamin?

Melaminharze sind Polymere und bestehen aus den Grundbausteinen (Monomeren) Melamin und Formaldehyd. Melaminharze sind sehr hart und werden daher häufig für die Herstellung von Küchenutensilien wie Teller, Schüsseln, Becher oder Besteck aus Melaminharzen verwendet. Die Problematik dieses Materials besteht darin, dass die bei der Produktion nicht vollständig umgesetzten Monomere Melamin und Formaldehyd in das Lebensmittel übergehen können.

 

Regelungen auf EU-Ebene vorhanden

Die EU-Verordnung zu Kunststoffen für den Lebensmittelkontakt regelt, wie viel Melamin und Formaldehyd aus Materialien, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, auf Lebensmittel höchstens übergehen dürfen. Für Melamin gilt entsprechend der EU-Verordnung für Kunststoffe im Lebensmittelkontakt ein spezifischer Migrationsgrenzwert (siehe Infokasten) von 2,5 mg pro kg Lebensmittel, für Formaldehyd liegt der spezifische Migrationsgrenzwert bei 15 mg pro kg Lebensmittel.

 

Was ist ein spezifischer Migrationsgrenzwert?

Der spezifische Migrationsgrenzwert gibt die zulässige Höchstmenge eines Stoffes in Lebensmitteln an. Dieser Grenzwert soll sicherstellen, dass das Lebensmittelkontaktmaterial kein Gesundheitsrisiko birgt. Der Hersteller hat sicherzustellen, dass Materialien und Gegenstände, die noch nicht mit Lebensmitteln in Berührung sind, diese Höchstwerte einhalten, wenn sie mit Lebensmitteln unter den ungünstigsten vorhersehbaren Bedingungen in Berührung gebracht werden.

 

Untersuchungsergebnisse 2012

Neun Küchenhelfer aus Melamin wurden auf die Freisetzung von Formaldehyd und Melamin untersucht. Bei allen neun Proben, die für die Verwendung mit heißen (70°C) Lebensmitteln bestimmt sind (wie z.B. Kochlöffel) wurden die Grenzwerte für Formaldehyd und/oder Melamin z.T. deutlich überschritten. (Höchstgehalte von 143 mg/kg Formaldehyd und 352 mg/kg Melamin).

 

Tabelle 1: Untersuchung im Jahr 2012 zur Freisetzung von Formaldehyd und Melamin in Küchenhelfern für die Verwendung mit heißen Lebensmitteln
Untersuchte Proben Freisetzung [mg/kg]
Formaldehyd Melamin
Rührlöffel 126 352
Schöpflöffel 95 221
Kochlöffel 32 97
Rührkelle 55 184
Lochkelle 60 177
Rührkelle 44 128
Pfannenwender „Bambus“ * 143 114
Schaumlöffel „Bambus“ * 84 10
Spaghettilöffel „Bambus“ * 130 52

*: siehe Artikel „Küchenzubehör aus Bambus. Eine Mogelpackung aus Melamin“

 

Kennzeichnung "max. 10 Min bei 100°C" entbindet den Hersteller nicht von der Pflicht!

In einigen Fällen weisen die Hersteller darauf hin, dass das Produkt nur für begrenzte Zeit und nur bis zu einer bestimmten Temperaturgrenze mit Lebensmitteln in Berührung kommen darf, wie z.B. "max. 10 Min bei 100°C". Das Bundesinstitut für Risikobewertung hält solche Hinweise aber nicht für zielführend, wenn sie der üblichen Verwendung der Gegenstände bei der Zubereitung von Lebensmitteln nicht entsprechen (Bsp. Pfannenwender).

 

Unbedenklichkeit der Melaminprodukte bei bis zu 70°C

Für die Verwendung von Melaminharz-Produkten bei Temperaturen bis zu 70°C bestehen jedoch keine gesundheitlichen Bedenken. Diese Bedingungen sind beispielsweise beim Einfüllen heißer Getränke oder Speisen in Tassen, Teller oder Schüsseln gegeben. So wurden die spezifischen Grenzwerte bei einer Salatschüssel aus Melamin nicht überschritten, da die Untersuchungen nicht bei 100°C, entsprechend der Kochtemperatur, durchgeführt wurden, sondern bei 70°C.

 

Kennzeichnung nicht gesetzlich verpflichtend

Eine Kennzeichnungspflicht für Geschirr und Küchenutensilien aus Melaminharz gibt es nicht. Ein Hinweis auf Melamin findet sich aber in vielen Fällen auf den Gegenständen selbst oder auf der Verpackung.

 

Hinweissymbole auf Melamin.

 

Rückgang von Melaminartikeln im Handel

Im Laufe der letzten Jahre wurden Melaminwaren zum Kochen oder für Mikrowellengeräte seltener angeboten werden. Stattdessen weichen die Hersteller z.B. auf Produkte aus Polyamid aus, die hitzeresistenter sind.

 

Bildernachweis

Spätzle, siepmannH, Pixelio.de, Image-ID= 392856.

 

Literatur

Stellungnahme Nr. 012/2011 des BfR vom 09.03.2011 "Freisetzung von Melamin und Formaldehyd aus Geschirr und Küchenutensilien"

FAQ des BfR vom 12.05. 2011 "Fragen und Antworten zu Geschirr und Küchenutensilien aus Melaminharz"

 

 

Artikel erstmals erschienen am 07.05.2013