CVUA Stuttgart ermittelt erhöhte Blei- und Nickelabgabe durch diverse Kaffee- und Espressovollautomaten
Nickel ist Bestandteil verschiedenster Metalllegierungen und kommt daher auch in zahlreichen
Küchengeräten und -utensilien wie z.B. Wasserkochern oder Pfeffermühlen vor.
Nickel ist aber auch dafür bekannt, dass es in Kontakt mit der Haut Allergien auslöst
(sog. Kontaktallergen). Die Wirkung von Nickel bei der Aufnahme mit der Nahrung ist wissenschaftlich
noch nicht abschließend bewertet, es besteht jedoch der dringende Verdacht, das es bei
erhöhter Zufuhr von Nickel zu einem Auftreten von Allergiesymptomen kommt.
Blei ist ein toxisches Schwermetall, dass bei regelmäßiger Aufnahme zu einer chronischen
Vergiftung mit Schäden des blutbildenden Systems, der Muskulatur und den Nerven führen
kann und deshalb in Küchengeräten nichts verloren hat. Aus aktuellem Anlass hat das
CVUA Stuttgart 17 Kaffee-/Espressovollautomaten verschiedener Hersteller auf ihre Schwermetalllässigkeit
untersucht und teilweise gravierende Mängel festgestellt.
Verbraucherbeschwerden zeigen Wirkung
Auslöser für die Durchführung der Untersuchungen von Kaffee-/Espressovollautomaten waren Verbraucherbeschwerden. Dabei hatten sich zwei Verbraucher unabhängig voneinander über mehrere abgelöste Metallplättchen in heißem Wasser aus einem Kaffeevollautomat beschwert.
Rechtliche Regelungen sind Mangelware
Für das Kontaktallergen Nickel gibt es lediglich Grenzwerte für bestimmte Gegenstände, die mit der Haut in Kontakt kommen (Schmuckstücke, Ohrstecker etc.). Verbindliche rechtliche Regelungen für die Abgabe von Nickel aus Gegenständen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen fehlen; gleiches gilt für das giftige Schwermetall Blei.
Allerdings hat sich der Europarat auf eine Leitlinie geeinigt, nach der von Gegenständen aus Metall maximal 0,1 mg Nickel auf 1 Liter (bzw. kg) Lebensmittel übergehen dürfen. Die Verwendung von Blei ist nach diesen Leitlinien tabu.
Durchführung der Untersuchungen
Bei den untersuchten Kaffee-/Espressovollautomaten handelte es sich um hochpreisige Maschinen, die teilweise neben Kaffee bzw. Espresso auch Heißwasser (z.B. für die Teebereitung) und Heißdampf zum Aufschäumen von z.B. Milch für Cappuccino bereiten können.
Die 17 Maschinen wurden entsprechend den Herstellerangaben in Betrieb genommen. Es wurde sowohl der zubereitete Kaffee, als auch das heiße Wasser oder der Dampf auf das Vorhandensein von Nickel und Blei getestet. Die Untersuchungen wurden bei den Maschinen jeweils bei erstmaligem, sowie nach längerem Gebrauch durchgeführt. Anschließend wurden die Maschinen, soweit bekannt nach Herstellerangaben, entkalkt und erneut untersucht.
Untersuchungsergebnisse
Bei 7 (41 %) von 17 Kaffee-/Espressovollautomaten konnte eine Nickelabgabe deutlich über 0,1 mg/L Kaffee bzw. Heißwasser nachgewiesen werden. Bei 2 Kaffee-/Espressovollautomaten lag die Nickelabgabe geringfügig über 0,1 mg/L. Erhöhte Nickelgehalte wurden v.a. nach dem Entkalken nachgewiesen (s. Abbildung).
Abb.: Nickelkonzentration in der 1. Tasse Heißwasser bzw. Kaffee bei verschiedenen Kaffee-/Espressovollautomaten nach dem Entkalken (nb = unterhalb der Bestimmungsgrenze)
Bei 3 Maschinen verschiedener Hersteller wurden erhöhte Bleigehalte in den Proben beim erstmaligen Gebrauch sowie nach dem Entkalken festgestellt.
Nach längerem Gebrauch geben die Maschinen nicht mehr soviel Nickel bzw. Blei ab. Dies liegt vermutlich daran, dass sich im Lauf der Zeit eine Kalkschicht auf den Rohrleitungen bildet. Wird diese durch den Entkalkungsvorgang entfernt, gelangt wieder vermehrt Nickel bzw. Blei von dem verantwortlichen Bauteil in den Kaffee.
Bewertung
„Vieltrinker“, die am Tag einen Liter Kaffee trinken, würden bei 3 Kaffeemaschinen so viel Nickel aufnehmen, dass die Dosis, die bei Menschen mit Nickelallergie noch nicht zu einer Verschlimmerung der Symptome führt überschritten wird.
Ob es bei diesen Menschen tatsächlich zu einer allergischen Reaktion kommen kann, ist allerdings nicht bewiesen. Zu berücksichtigen ist hierbei insbesondere auch die Bildung einer neuen Kalkschicht, in den Leitungsrohren der Maschine, wobei die Metallabgabe deutlich abnimmt. Dies müsste bei der Berechnung berücksichtigt werden.
Der Grenzwert für Blei in Trinkwasser liegt nach der Trinkwasserverordnung bei 0,025 mg/l und ist definitionsgemäß so festgelegt, dass bei lebenslanger Aufnahme von 2 Liter Wasser pro Tag, welches diesen Grenzwert einhält keine gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erwarten sind.
Wird dieser strenge Wert der Trinkwasserverordnung zur Beurteilung herangezogen, so lagen bei drei Maschinen v.a. im Heißwasserprogramm oder im kondensierten Dampf der Milchschäumfunktion die Werte für Blei bei erstmaligem Gebrauch bzw. nach dem Entkalken über diesem Wert.
Da Nickel und Blei auch aus anderen Quellen über die Nahrung aufgenommen werden, sollte eine möglichst geringe Nickelabgabe bzw. Bleiabgabe angestrebt werden. Im Markenvergleich konnte bei der überwiegenden Anzahl der untersuchten Geräte (vermutlich aufgrund der Verwendung nickel-/bleifreier bzw. nickel-/bleiarmer Bauteile) nur Spuren von Nickel oder Blei bzw. überhaupt keines dieser Metalle nachgewiesen werden.
Fazit des Untersuchungsprogramms
- Auffällige Nickel- bzw. Bleigehalte konnten überwiegend nach dem Entkalken der Kaffeemaschinen festgestellt werden. Durch Bildung einer Kalkschicht wird die Nickel- bzw. Bleiabgabe vermutlich minimiert. Beim Entkalken wird diese Schutzschicht jedoch wieder entfernt. Verbrauchern, die auf Nummer Sicher gehen wollen kann geraten werden, lieber einmal mehr nach dem Entkalken nachzuspülen und die ersten 3 Tassen Kaffee bzw. Wasser wegzuschütten.
- Aufgrund verschiedener Wasserkreisläufe in den Kaffeevollautomaten bedingt ein erhöhter Nickel- bzw. Bleigehalt im Kaffee nicht unbedingt auch einen erhöhten Nickel- bzw. Bleigehalt im Heißwasser und umgekehrt.
- Eine Minimierung bzw. Vermeidung der Nickel- bzw. Bleiabgabe durch die Hersteller ist durch Verwendung nickel- bzw. bleifreier Bauteile, sowie durch ein zusätzliches Spülprogramm nach dem Entkalken leicht möglich. Dies wurde nach unseren Kenntnissen von den betroffenen Herstellern bereits eingeleitet.