Trüffel in Fertigprodukten – wertvoll oder nur eine Auslobung?
Dr. Pat Schreiter
Kleine Trüffelkunde
Verkehrsbezeichnungen | Wisseschaftliche Bezeichnungen | Handelswert € / kg |
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Burgundertrüffel |
Tuber uninatum Chatin |
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Chinesische Trüffel, |
Tuber indicum C. & M. (inklusive T. himalayense Zhang&Minter; T. sinense Tao & Liu) |
60 – 200 für T. indicum |
Kalaharitrüffel |
Terfezia pfeilli Hennings |
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Löwentrüffel |
Terfezia leonis Tul. |
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Périgordtrüffel |
Tuber melanosporum Vitt. |
800 – 3000 |
Piemonttrüffel, |
Tuber magnatum (Pico) Vitt. |
1500 – 6000 |
Schwarze Trüffel |
Tuber indicum C. & M. (inklusive T. himalayense Zhang&Minter; T. sinense Tao & Liu) |
60 – 200 für T. indicum |
Sommertrüffel |
Tuber aestivum Vitt. |
400 – 600 für T. aestivum, |
Weißertrüffel |
Choiromyces venosus (Fr.) Th. Fr. |
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Wintertrüffel |
Tuber brumale Vitt |
400 – 600 |
In Trüffelprodukten im Handel sind in erster Linie nur Trüffel der Gattung „Tuber“ von Bedeutung. Die Wüstentrüffel (Terfezia) und Mäandertrüffel (Choiromyces) haben mit den echten Trüffeln außer den knollenförmigen, unterirdischen Fruchtkörpern wenig gemeinsam: weder geruchlich noch geschmacklich. Außerdem sind alle „unechten“ Trüffeln roh genossen giftig.
Beim Inverkehrbringen von Trüffeln sowie beim Handel mit getrüffelten Lebensmitteln besteht in Deutschland keine Pflicht zur wissenschaftlichen Bezeichnungen der verwendeten Trüffelarten. Im Gegensatz zur Schweiz[4] und zu Frankreich [5] ist in Deutschland kein Mindestanteil an Trüffeln festgelegt, den ein Produkt enthalten muss, um „Trüffel“ in der Produktbezeichnung führen zu dürfen.
Mikroskopische Aufnahmen | Charakteristika der Sporen der gefundenen Trüffelart[2] | |||
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Probe 1 |
Produkt |
Trüffelschinken |
Ascus mit 4 Sporen von |
Rundlich bis ellipsoid, hellgelb bis hellbraun, grobmaschig netzig-wabig, Waben unregelmäßig polygonal. Die netzig-wabige Ornamentierung ist gut in Baumwollblau zu sehen. 1-6, meist 4 Sporen pro Ascus |
deklariert |
Trüffel |
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gefundene Sporen |
T. aestivum |
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Probe 2 |
Produkt |
Leberpastete mit Trüffeln |
Ascus mit 3 Sporen von T. indicum, 1000 x |
Ellipsoid, je nach Reifegrad hellbraun bis schwarz, opak, mit plumpen Stacheln, deren Spitzen häufig umgebogen sind, Stachelbasis breit und teils verbunden. Die stellenweise bei Berührung angrenzender Stacheln können ein netziges Muster andeuten. (1) 2-4 (5), meist 4 Sporen pro Ascus |
deklariert |
Trüffel |
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gefundene Sporen |
T. indicum |
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Probe 3 |
Produkt |
Gekochter Schinken mit Trüffeln |
Ascus mit 4 Sporen von T. aestivum, 400 x |
s. Produkt Nr. 1 |
deklariert |
Trüffel |
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gefundene Sporen |
T. aestivum |
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Probe 4 |
Produkt |
Leberwurst mit Trüffeln |
Ascus mit 4 Sporen von T. melanosporum, 400 x |
Länglich ellipsoid, mit zunehmender Reife von hellbraun nach schwarzbraun, reif opak, mit kurzen Stacheln, deren Basis teils miteinander verbunden sind, wodurch ein feinscholliges Oberflächemuster entsteht. 1-4 (6), meist 3 (4) Sporen pro Ascus |
deklariert |
T. melanosporum |
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gefundene Sporen |
T. melanosporum |
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Probe 5 |
Produkt |
Trüffelravioli |
Asci mit 1 und 2 Sporen von T. borchii, 400 x |
Ellipsoid, hellgelb bis hellbraun, eng netzma-schige Oberfläche, Maschenweite recht konstant für jede einzelne Spore 1-4, meist 2-3 Sporen pro Ascus |
deklariert |
Trüffel |
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gefundene Sporen |
T. borchii |
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Probe 6 |
Produkt |
Trüffelkäse |
Ascus mit 3 bzw. 4 Sporen von T. aestivum, 400 x, SW Auf-nahme |
s. Produkt Nr. 1 |
deklariert |
Trüffelaroma |
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gefundene Sporen |
T. aestivum |
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Probe 7 |
Produkt |
Trüffelschinken |
Ascus mit 3 Sporen von T. indicum, 1000 x |
s. Produkt Nr. 2 |
deklariert |
2 % Schwarze Trüffel (Tuber indicum) |
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gefundene Sporen |
T. indicum |
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Probe 8 |
Produkt |
Triangoloni mit Steinpilzen und Trüffeln |
Kein Trüffelsporen zu sehen |
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deklariert |
0,0006 % Tuber magnatum Pico |
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gefundene Sporen |
– |
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Probe 9 |
Produkt |
Trüffelbratwurst |
Ascus mit 6 Sporen von T. aestivum, 400 x |
s. Produkt Nr. 1 |
deklariert |
Sommertrüffel |
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gefundene Sporen |
T. aestivum |
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Probe 10
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Produkt |
Trüffelbutter |
Ascus mit 3 Sporen von T. indicum, 400 x |
s. Produkt Nr. 2 |
deklariert |
Trüffel |
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gefundene Sporen
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T. indicum
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T. pseudohimalayense |
![]() ![]() Asci mit 6 bzw. 7 Sporen von T. pseudohimalayense, 400 x |
Ellipsoid, hellgelb bis dunkel- und kastanienbraun, schwach transparent, mit stachelig-netziger Ornamentierung, an der Basis miteinander verbunden, feinmaschig, Marscheweite bei jeder einzelnen Spore recht konstant |
In einer Probe Trüffelschinken (Probe 1), bei der lediglich „Trüffel“ angegeben war, wurde überraschenderweise T. aestivum (Sommertrüffel) gefunden. Bei einem anderen Trüffelschinken mit „2 % Schwarzer Trüffel (T. indicum)“ (Probe 7) in der Zutatenliste konnte auch tatsächlich nur die in „Leitsätzen für Pilze und Pilzerzeugnisse“[3] unter der Verkehrsbezeichnung „Schwarze Trüffel“ aufgelistete, günstigere T. indicum bestätigt werden. Allerdings wird unter „schwarze Trüffel“ im landläufigen Sprachgebrauch häufig die erheblich teurere T. melanosporum (truffe noire, black truffle) verstanden.
Ein Trüffelkäse (Probe 6) aus einer Käsetheke wurde zwar nur mit „Trüffelaroma“ gekennzeichnet, allerdings konnten wir bereits unter einer 10x Lupe die typische Trüffel-Peridien und -Gleba sehr gut erkennen und unter dem Mikroskop sogar die Sporen von T. aestivum in großer Menge finden. Dass das an sich hochwertige Produkt „minderwertig“ gekennzeichnet wurde, lässt vermuten, dass der Verkäufer sich nicht auskennt und einer eventuellen Täuschung auf diese Weise vorbeugen wollte.
Als Exoten wurde in einer Trüffelbutter (Probe 10) neben T. indicum etwa in gleichen Mengen Sporen von T. pseudohimalayense gefunden.Mikroskopisch sind zwar die Sporen von T. pseudohimalayense mit denen der hochwertigen Bianchetti-Trüffel (T. borchii) schwer zu unterscheiden, jedoch enthält ein Ascus von T. pseudohimalayense 1-8 und meist 4-6 Sporen, während die Asci von T. borchii 1-4 und meist 2-3 Sporen [1, 2]. Außerdem ließen die untersuchten Trüffelstücke bei 10facher Vergrößerung dicke, dunkelbraun bis schwarze Peridien erkennen, während T. borchii dünnwandige helle Peridien besitzt. Somit ist der Befund von T. pseudohimalayense eindeutig. T. pseudohimalayense sind selten im Handel und soll laut Literatur wenig intensiv riechen. Sporen dieser Art wurden schon neben Sporen von T. indicum, T. aestivum und Terfezia leptoderma in einer getrüffelten Streichleberwurst gefunden, die lediglich T. aestivum als enthaltene Trüffel deklariert hatte[2].
Bei der Probe „Triangoloni“ (Probe 8), die laut der Kennzeichnung die teure Alba-Trüffel (T. magnatum) zu 0,0006 % enthält und auffällig stark nach Trüffel roch, konnten wir erwartungsgemäß selbst nach mehrmaligen Beprobungen keine Sporen sichten. Die Kennzeichnung mag beim Verbraucher die Annahme erwecken, auf Grund der genannten teuersten Trüffelart ein hochwertiges Produkt erworben zu haben, das jedoch in einer 250 g Packung nur 0,0015 g Trüffel enthält, die einen Marktwert von lediglich 0,009 Euro haben. Diese Kennzeichnung wäre in einigen Ländern Europas nicht statthaft. So dürfen beispielsweise Lebensmittel in der Schweiz nicht mit einem besonderen Hinweis auf „Trüffel“ gekennzeichnet werden, wenn ihr Anteil an Trüffel weniger als 1 Massenprozent beträgt[4].
Fazit
Trüffelbetrug ist zwar allgemein weit verbreitet, scheint jedoch im Bereich der industriell hergestellten Fertigprodukte eher selten zu sein, wahrscheinlich auf Grund der leichten Nachprüfbarkeit. Viele Trüffelprodukte sind nur unspezifisch mit „Trüffel“ gekennzeichnet, so dass auch die Verwendung minderwertiger Trüffeln keinen Betrug darstellt. Trüffelprodukte, die hinsichtlich der Trüffelart spezifisch gekennzeichnet waren, enthielten bei unserer Untersuchung weitgehend korrekt den deklarierten Inhalt. Um einer Irreführung der Verbraucher durch die Verwendung von Bezeichnungen vorzubeugen, die auch minderwertigen Trüffel umfassen, ist z.B. in der Schweiz seit 2008 die vereinfachte Kennzeichnung „Trüffel“ auf Lebensmittel untersagt[4]. Ähnliches gilt auch in Frankreich[5].
Anders sieht die Situation jedoch bei Frischwaren aus, wie ein aktueller Bericht[2] zeigt. Gastronomen, Metzger und andere Verarbeiter von Trüffeln sowie Verbraucher, die auf Märkten oder im Handel Trüffeln beziehen, können leicht beim Erwerb von Trüffeln getäuscht und betrogen werden, sei es in betrügerischer Absicht oder arglos durch einen zuvor selbst getäuschten Händler, da eine makroskopische Unterscheidung mancher Trüffelarten großer Erfahrung bedarf. Es sollten dringend Untersuchungen angestellt werden, die Aufschluss über die Qualität und korrekte Kennzeichnung der im Handel angebotenen Trüffeln geben, zum Schutz der Verbraucher und in Anbetracht der hohen Erlöse, die Betrüger hier erzielen können bzw. der hohen finanziellen Schäden, die getäuschte Verbraucher erleiden. Unser Haus wird demnächst neben der weiteren Untersuchung von Trüffeln in Fertigprodukten auch Proben aus Märkten, dem Handel, der Gastronomie und von kleineren Verarbeitern zur Untersuchung beziehen.
Literatur und Vergleichsmaterial:
- [1] René Flamme: Chinesische Marktpilze und Pilzmärkte (2): Trüffel. Schweizerische Zeitschrift für Pilzkunde / Bulletin Suisse de Mycologie (SZP/BSM) 2005 (6), 256-7.
- [2] René Flamme, Thomas Flammer, Peter Reil: Trüffeln-Leitfaden zur Analyse der im Handel vorkommenden Arten (2013). IHW-Verlag, Eching, ISBN 978-3-930167-77-7.
- [3] Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Leitsätze für Pilze und Pilzerzeugnisse (2008).
- [4] Verordnung des EDI (des Eidgenössischen Departement des Innern) über Speisepilze und Hefe (817.022.106) vom 23. November 2005 (Stand am 1. April 2008).
- [5] Décret n° 2012-129 du 30 janvier 2012 relatif à la mise sur le marché des truffes et des denrées alimentaires en contenant.
- Peter Reil (Bösingen) und Dr. Jörg Rau (CVUA Stuttgart) haben freundlicherweise folgendes Material zur Verfügung gestellt:
- authentische Dauerpräparate von T. melanosporum, T. borchii, T. indicum, T. brumale und mehrere Examplare frischer T. borchii (Peter Reil)- zwei eingelegte Knollen von T. aestivum (Dr. Jörg Rau).
Bildernachweis:
Alle Fotos der Trüffel von Antonio Rodríguez (mit freundlicher Genehmigung) auf: http://www.trufamania.com.
Alle Mikroskop-Aufnahmen von Dr. Pat Schreiter, CVUA Stuttgart.