Spargel und Erdbeeren – der Frühling in rot und weiß

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Dr. Anne Benkenstein und Leonie Moser

 

Wenn Spargel und Erdbeeren in die Supermarktregale einziehen und die kleinen Marktstände an den Straßenecken wieder öffnen, weiß man: der Frühling hält endlich Einzug.

Spargel – die Einen lieben ihn, die Anderen mögen ihn nicht. Doch können Spargelliebhaber ihn auch in vollen Zügen genießen? Oder wird die Liebe, die dem Saisongemüse zuteil wird, etwa durch eine hohe Belastung mit Pflanzenschutzmittelrückständen getrübt? Wir haben von 2015 bis Juni 2021 insgesamt 225 Proben Spargel untersucht und können sagen: Genießen Sie die kurze Spargelsaison!

Erdbeeren – die süßen, roten Früchte sind bei Jung und Alt beliebt, aber sollte man sich vor Pestizidrückständen in Acht nehmen? Unsere Untersuchungen von 460 Erdbeerproben der Jahre 2015 bis Juni 2021 zeigen, dass Erdbeeren ein weitgehend ungetrübter Frühjahrsgenuss sind.

 

Abbildung 1: weißer und grüner Spargel mit Erdbeeren (Archivbild, beats_ – stock.adobe.com).

Abbildung 1: weißer und grüner Spargel mit Erdbeeren (Archivbild, beats_ – stock.adobe.com)

 

Rund um den Spargel

Spargel (Asparagus officinalis) ist ausgesprochen gesund, egal in welcher Variante, ob weiß oder grün. Neben dem Hauptbestandteil Wasser (ca. 93 %), 2 % Proteinen, 2 % Kohenhydraten und nur 0,2 % Fett weist der Spargel jede Menge Mineralstoffe und Vitamine auf [1]. So enthält Spargel wichtige Mineralstoffe, wie Kalium (≈200 mg/100 g essbarem Anteil, wirkt blutdrucksenkend und ist wichtig für die Nervenreizweiterleitung), Calcium (≈25 mg/100 g essbarem Anteil, wichtiger Bestandteil für Zähne und Knochen), Phosphor (≈45 mg/100 g essbarem Anteil, ein wichtiger Baustein für viele Stoffwechselprozesse) und der relativ hohe Stickstoffgehalt stimuliert die Niere und führt zur bekannten harntreibenden Wirkung [1]. Spargel enthält auch wichtige Vitamine, zum Beispiel Vitamin A (wichtig für die Sehfunktion des Auges, fängt Sauerstoffradikale ab), Vitamin E (Antioxidans) und K (wirkt antihämorrhagisch) [1, 2]. Demnach ist Spargel sehr gesund, aber nicht für alle. Aufgrund der entwässernden Wirkung ist der Genuss für Personen mit Nierensteinen nicht angeraten oder die erhöhten Harnsäurewerte im Blut können zu Gichtschüben führen [3].

 

Spargelsaison ist je nach Wetterlage von Anfang April bis Ende Juni. Zum Ende der Spargelsaison gibt es eine alte Bauernweisheit, die lautet: „Bis Johanni (24. Juni) nicht vergessen: Sieben Wochen Spargel essen!“ Wie beliebt der Spargel bei den Deutschen ist, zeigen statistische Daten. Im Jahr 2019 wurden pro Person rund 1,7 kg frischer Spargel (ohne verarbeitete Ware) gegessen [4]. In Deutschand wurden im Jahr 2019 laut dem statistischen Bundesamt 130.600 Tonnen Spargel geerntet. Aus biologischem Anbau stammten hier rund 5 %. Weiterhin importierte Deutschand in 2019 rund 24.000 Tonnen Spargel – hauptsächlich aus Spanien (33 %), Griechenand (22 %), Peru (14 %), Italien (10 %) sowie den Niederlanden und Polen (jeweils 8 %) [4, 5, 6]. Spargel ist nicht typisch deutsch, wie angenommen wird. Denn 88 % der fast 9,1 Milionen Tonnen Spargel, die jährlich produziert werden, stammen aus dem asiatischen Raum, vor allem China. Zum Vergleich: in China wurden 8,3 Millionen Tonnen Spargel im Jahr 2019 angebaut [5].

 

Weitere wissenswerte Informationen zur Pflanze, Herkunft, Geschichte und Kultivierung sind detailiert in unserem Bericht: ”Spargel – das Saison-Gemüse hat nur selten Rückstände an Pestiziden, veröffentlicht am 7.8.2013” beschrieben [7].

 

Pestizide im Spargelanbau

Zurzeit sind im Spargelanbau in Deutschland 9 fungizide Wirkstoffe und 4 Wirkstoffkombinationen in verschiedenen Pflanzenschutzmittelformulierungen gegen die bedeutensten Spargellaub- und Wurzelkrankheiten zugelassen. Zur Bekämpfung der Spargelfliege und anderen saugenden und beißenden Insekten sind 6 Wirkstoffe für den Einsatz zugelassen. Weiterhin dürfen 15 Herbizide und eine Wirkstoffkombination gegen Unkräuter und Ungräser während der verschiedenen Kulturphasen angewendet werden (siehe Tabelle 1) [8, 9].

 

Tabelle 1: Im Spargelanbau 2021 in Deutschland zugelassenen Pestizide [8]
Fungizide
Akarizide/Insektizide
Herbizide
Azoxystrobin
Acetamiprid
2,4-D
Benzoesäure
Aluminiumphosphid
Clethodim
Dazomet
Azadirachtin
Clomazone
Difenoconazol
lambda-Cyhalothrin
Clopyralid
Dithianon
Magnesiumphosphid
Cycloxydim
Fludioxonil + Cyprodinil
Pyrethrine
Dazomet
Kupferhydroxid
 
Dimethenamid-P
Kupferoxychlorid
 
Fluazifop-P
Mancozeb
 
Flumioxazin
Metiram
 
Glyphosat
Propamocarb + Fosetyl
 
Isoxaben
Pyraclostrobin + Boscalid
 
Metobromuron
Trifloxystrobin + Fluopyram
 
Metribuzin + Flufenacet
 
 
Pelargonsäure
 
 
Pendimethalin
 
 
Pyridat

 

Rund um die Erdbeere

Erdbeeren (Fragaria) gehören zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) [10]. Obwohl ihr Name anderes vermuten lässt, handelt es sich bei der Erdbeere nicht um eine Beere, sondern um eine Sammelnussfrucht. Es gibt heute eine Vielzahl an Sorten (über 1000), die sich in Geschmack, Erntezeit, Form, Farbe und Größe unterscheiden. In Deutschland ist die Sorte „Elsanta“ am weitesten verbreitet [11]. Der Großteil der Erdbeeren (über 75 %) wird in Deutschland in den Monaten April, Mai und Juni verzehrt [12]. In Deutschland werden auf knapp 14.000 ha Erdbeeren angebaut und jedes Jahr über 140.000 t Erdbeeren erzeugt (2018) [12]. Das ist allerdings nur ein sehr kleiner Teil der weltweiten Produktion, diese lag im Jahr 2019 bei ca. 8,9 Mio. Tonnen. Weltweit werden die meisten Erdbeeren in China angebaut [13]. Die meisten nach Deutschland importierten Erdbeeren stammen aus Spanien, gefolgt von den Niederlanden und Italien [11].

 

Die beliebten Früchte bestehen hauptsächlich aus Wasser (89,5 %). Sie enthalten 5,5 % Kohlenhydrate und weniger als 1 % Proteine und Fett. In Erdbeeren sind eine Vielzahl an Vitaminen und Mineralstoffen enthalten, wobei reife Erdbeeren einen höheren Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen aufweisen [1, 11].

 

Pestizide im Erbeeranbau

2021 sind in Deutschland im Erdbeeranbau 13 fungizide Wirkstoffe und 4 Wirkstoffkombinationen in verschiedenen Pflanzenschutzmittelformulierungen gegen die bedeutensten Erdbeerlaub- (Grauschimmel-Fruchtfäule, Lederbeerenfäule, Erdbeermehltau, Weißfleckenkrankheit, Rotfleckenkrankheit) und Wurzelkrankheiten (Rhizomfäule, rote Wurzelfäule, Schwarze Wurzelfäule) zugelassen. Zur Bekämpfung der saugenden und beißenden Insekten (Erdbeerblütenstecher, Erdbeermilbe, Blatt- u. Stängelälchen, gefurchter Dickmaulrüssler) sind 16 Wirkstoffe für den Einsatz zugelassen. Weiterhin dürfen 14 Herbizide zur Verwendung gegen Unkräuter und Ungräser während der verschiedenen Kulturphasen angewendet werden (siehe Tabelle 2), [14, 15].

 

Tabelle 2: Im Erdbeeranbau 2021 in Deutschland zugelassenen Pestizide [14]
Fungizide
Akarizide/Insektizide
Herbizide
Azoxystrobin
Abamectin
Clethodim
Bupirimat
Azadirachtin
Clopyralid
Captan
Bifenazate
Dimethenamid-P
Dazomet
Cyflumetofen
Fluazifop-P
Difenoconazol
Fenpyroximat
Flufenacet
Difenoconazol + Fluxapyroxad
Flupyradifurone
Glyphosat
Fenhexamid
Hexythiazox
Isoxaben
Fenpyrazamine
Indoxacarb
Metamitron
Fludioxonil + Cyprodinil
lambda-Cyhalothrin
Pelargonsäure
Fosetyl
Milbemectin
Pendimethalin
Isofetamid
Pirimicarb
Phenmedipham
Penconazol
Spinetoram
Propaquizafop
Proquinazid
Spinosad
Propyzamid
Pyraclostrobin + Boscalid
Spirotetramat
Pyraflufen
Pyrimethanil
tau-Fluvalinat
 
Trifloxystrobin
Tebufenozid
 
Trifloxystrobin + Fluopyram
 
 

 

Was untersuchen wir?

Gemäß Anhang I Teil A der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 (EU-Pestizidhöchstgehalts-Verordnung) gelten die in dieser Verordnung festgelegten Rückstandshöchstgehalte für das frische Stängelgemüse Spargel für das ganze Erzeugnis nach Entfernen der verwelkten Teile, anhaftender Erde und der Wurzeln. Bei Erdbeeren gelten die Rückstandshöchstgehalte für die gesamte Frucht nach Entfernen der Deckel und Stiele [16]. In der Praxis werden für die Untersuchung des Spargels und der Erdbeeren die Proben wie oben beschrieben vorbereitet, über Nacht eingefroren und anschließend homogenisiert (cryogenic milling), aufgearbeitet und analysiert [17].

 

Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchungen – Spargel

Im Zeitraum von Januar 2015 bis Juni 2021 wurden 225 Proben Spargel aus konventionellem Anbau auf Rückstände von über 750 Pestiziden untersucht. Bei dieser Auswertung ausgeschlossen sind Befunde von Chlorat und Phosphonsäure, da diese nachfolgend gesondert betrachtet werden.

 

Tabelle 3: Rückstände in Spargel nach Jahren (CVUAS Januar 2015 bis Juni 2021)
Jahr
Anzahl der Proben
Proben mit Rückständen
Proben mit Mehrfach-rückständen
Proben > Höchstgehalt
Stoffe über dem Höchstgehalt
2015
30
7
4 (13 %)
4
BAC (4x)
2016
42
20
6 (14 %)
1
Dikegulac
2017
40
12
4 (10 %)
0
-
2018
45
21
8 (18 %)
3
Methomyl; Trimethylsulfonium-Kation (2x)
2019
25
11
7 (28 %)
1
Nikotin
2020
22
10
3 (14 %)
0
-
2021
21
15
4 (19 %)
0
-
Summe
225
96 (43 %)
36 (16 %)
9 (4 %)
 

 

Von den insgesamt 225 Spargelproben waren 129 (57 %) ohne nachweisbare Rückstände (siehe Tabelle 3). 96 Proben (43 %) wiesen Rückstände auf. in 16 % der Proben konnten Rückstände mehrerer Wirkstoffe bestimmt werden (sogenannte Mehrfachrückstände), bei 9 Proben (4 %) waren die gesetzlichen Höchstgehalte überschritten (siehe Tabelle 3). Hierbei handelte es sich um die Wirkstoffe BAC, Dikegulac, Methomyl, Trimethylsufoniumkation und Nikotin. In den Jahren 2020 und 2021 (Stand Juni) wurden keine Höchstgehaltsüberschreitungen beanstandet (siehe Tabelle 3).

 

Tabelle 4: Rückstände in Spargel ausgewertet nach Herkunftsland (CVUAS Januar 2015 bis Juni 2021)
Herkunftsland
Proben untersucht insgesamt
Befunde
Stoffe pro Probe
Mittlerer Gehalt [mg/kg]
Anzahl verschiedene Stoffe
Deutschland
143 (64 %)
69
0,48
0,004
19
Spanien
27 (12 %)
11
0,41
0,004
7
Peru
24 (11 %)
44
1,8
0,013
16
Griechenland
13 (6 %)
6
0,46
0,001
2
Mexiko
10 (4 %)
14
1,4
0,028
6
Italien
4 (2 %)
2
0,5
0,002
2
Unbekannt
3 (1 %)
1
0,33
0,0003
1
Frankreich
1 (0,4 %)
2
2
0,031
2

 

143 der 225 Spargelproben (64 %), und somit der größte Anteil, stammten nachweislich aus deutschem Anbau. Hier wurden 0,48 Stoffe pro Probe festgestellt. Dabei wurde ein mittlerer Pestizidgehalt von 0,004 mg/kg und 19 verschiedene Wirkstoffe ermittelt (siehe Tabelle 4). Die spanischen und griechischen Spargelproben wiesen eine vergleichbare Anzahl Stoffe pro Probe, sowie mittlere Pestizidgehalte auf. Bei den peruanischen und mexikanischen Spargelproben wurden 1,8 Stoffe pro Probe und 1,4 Stoffe pro Probe nachgewiesen. Auch der mittlere Gehalt der gefundenen Rückstände ist im Vergleich zu den deutschen Proben höher (siehe Tabelle 4).

 

Mehrfachrückstände im Spargel

In 57 % der untersuchten Spargelproben konnten keine Rückstände nachgewiesen werden. Demnach wurden in 43 % der untersuchten Spargelproben mindestens ein Rückstand gefunden. In 60 Spargelproben war lediglich ein Stoff nachweisbar (siehe Abbildung 2, Tabelle 3).

 

Abbildung 2: Anzahl der Pestizide in einer Spargelprobe.

Abbildung 2: Anzahl der Pestizide in einer Spargelprobe

 

Insgesamt wiesen 36 der 225 Proben (16 %) Mehrfachrückstände auf (siehe Tabelle 3). Es wurden bis zu 7 Rückstände in einer Probe nachgewiesen. Dies stellt bei Spargel allerdings eine absolute Ausnahme dar (siehe Abbildung 2).

 

Auffällige und häufig gefundene Stoffe in den Spargelproben

Wie in Abbildung 3 dargestellt, wurden in den untersuchten Spargelproben sowohl Insektizide, als auch Fungizide und Herbizide nachgewiesen. Auffällig hoch ist das Vorkommen von Bromid in den Spargelproben. Die ermittelten Gehalte liegen im Bereich zwischen 1,0 – 6,4 mg/kg. Da man erst ab Gehalten > 10 mg/kg von einer Anwendung des Begasungsmittels Methylbromid ausgehen kann, ist anzunehmen, dass diese Gehalte auf natürlicherweise im Boden vorkommendes Bromid zurückzuführen sind.

 

Abbildung 3: Nachweishäufigkeit der am häufigsten gefundenen Wirkstoffe für Spargel in Prozent der untersuchten Proben (CVUAS Januar 2015 bis Juni 2021).

Abbildung 3: Nachweishäufigkeit der am häufigsten gefundenen Wirkstoffe für Spargel in Prozent der untersuchten Proben (CVUAS Januar 2015 bis Juni 2021)
F = Fungizid; I = Insektizid; M = Metabolit; H = Herbizid; B = Bakterizid; A = Akarizid; W = Wachstumsregulator

 

Der Metabolit Metributin-desamino-diketo (in 9,3 % der untersuchten Spargelproben enthalten) ist ein Abbauprodukt des zugelassenen Wirkstoffes Metribuzin. Für den Metaboliten ist bisher kein Rückstandshöchstgehalt festgesetzt und somit auch keine Beurteilung möglich. Die Fungizide Boscalid und Azoxystrobin wurden mit einem Anteil von 6,7 % und 4,0 % in den untersuchten Spargelproben nachgewiesen. Ebenso wurde das Insektizid Chlorpyrifos in 5,8 % Wie auch in unseren Jahresberichten die Auswertungen zu Sprossgemüsen schon gezeigt haben, sind die Rückstandshöchstgehalte, sowie die Anzahl der detektierten Wirkstoffe eher auf niedrigem Niveau [18].

 

Ergebnisse der aktuellen Untersuchungen – Erdbeeren

Im Zeitraum von 2015 bis Juni 2021 wurden 460 Proben Erdbeeren aus konventionellem Anbau auf Rückstände von über 750 Pestiziden untersucht.

 

Tabelle 5: Rückstände in Erdbeeren nach Jahren (CVUAS Januar 2015 bis Juni 2021)
Jahr
Anzahl der Proben
Proben mit Rückständen
Proben mit Mehrfach-rückständen
Proben > Höchstgehalt
Stoffe über dem Höchstgehalt
2015
75
75
75 (100 %)
0
-
2016
78
77
76 (97 %)
3
Spinosad (2x), Chlorpropham
2017
76
75
74 (97 %)
0
-
2018
76
75
73 (96 %)
2
Acrinathrin, Spinosad
2019
86
85
83 (97 %)
2
Nikotin, Icaridin
2020
45
45
45 (100 %)
0
-
2021
24
24
24 (100 %)
1
Chlormequat
Summe
460
456 (99 %)
450 (98 %)
8 (1,7 %)
 

 

Dabei wurden 8 Höchstgehaltsüberschreitungen festgestellt. In den Jahren 2015, 2017 und 2020 konnten keine Höchstgehaltsüberschreitungen nachgewiesen werden, im Jahr 2016 lag die Anzahl mit drei am höchsten. Insgesamt wiesen nahezu alle Proben Rückstände auf, der Anteil der Proben mit Rückständen über dem Höchstgehalt lag allerdings nur bei 1,7 % (siehe Tabelle 5).

 

Tabelle 6: Rückstände in Erdbeeren ausgewertet nach Herkunftsland (CVUAS Januar 2015 bis Juni 2021)
Herkunftsland
Proben untersucht insgesamt
Befunde
Stoffe pro Probe
Mittlerer Gehalt [mg/kg]
Anzahl verschiedene Stoffe
Deutschland
270 (59 %)
1641
6,1
0,44
83
Spanien
163 (35 %)
850
5,2
0,19
71
Italien
14 (3 %)
119
8,5
0,83
33
Marokko
5 (1 %)
21
4,2
0,2
14
Unbekannt
3 (0,6 %)
24
8
1,7
19
Ägypten
2 (0,4 %)
7
3,5
0,054
6
Griechenland
2 (0,4 %)
27
13,5
1,7
18
Niederlande
1 (0,2 %)
5
5
0,38
5

 

Mehrfachrückstände

Insgesamt wiesen 98 % der Proben Mehrfachrückstände auf (siehe Tabelle 5). Es wurden bis zu 15 Rückstände in einer Probe festgestellt (siehe Abbildung 4). Dies stellt allerdings eher die Ausnahme dar, in 60 % der Proben wurden 6 oder weniger Rückstände festgestellt. Allerdings konnten nur in 4 Proben keine Rückstände nachgewiesen werden, dies entspricht weniger als 1 % der untersuchten Erdbeeren.

 

Abbildung 4: Anzahl der Pestizide in einer Erdbeerprobe.

Abbildung 4: Anzahl der Pestizide in einer Erdbeerprobe

 

Welche Rückstände wurden in Erdbeeren gefunden?

In den 460 Erdbeerproben, die seit 2015 untersucht wurden, konnten insgesamt 121 verschiedene Wirkstoffe und Metaboliten nachgewiesen werden, sieben dieser Stoffe in mehr als 20 % der Proben. Bei den sieben am häufigsten in Erdbeeren detektierten Stoffen handelt es sich ausnahmslos um Fungizide. Am häufigsten konnte der Wirkstoff Fludioxonil festgestellt werden, und zwar in fast zwei Drittel aller Proben (63 %). Fast genauso häufig wurde Cyprodinil gefunden, nämlich in 60 % der Proben. Trifloxystrobin wurde am dritthäufigsten gefunden und kommt mit 49 % in fast jeder zweiten Probe vor.

 

 

Abbildung 5: Nachweishäufigkeit der am häufigsten gefundenen Wirkstoffe für Erdbeeren in Prozent der untersuchten Proben (CVUAS Januar 2015 bis Juni 2021).

Abbildung 5: Nachweishäufigkeit der am häufigsten gefundenen Wirkstoffe für Erdbeeren in Prozent der untersuchten Proben (CVUAS Januar 2015 bis Juni 2021)
F = Fungizid; I = Insektizid; M = Metabolit; H = Herbizid; B = Bakterizid; A = Akarizid; W = Wachstumsregulator

 

Einzelne Stoffe mit Besonderheiten

Chlorat

Chloratrückstände in pflanzlichen Lebensmitteln können neben der Anwendung als Herbizid verschiedene weitere Ursachen haben (siehe Infokasten).

 

Infokasten

Chlorat

Chlorate sind sowohl herbizid als auch biozid wirksame Stoffe. Chlorat ist ein in der EU seit dem Jahr 2008 nicht mehr zugelassenes Herbizid. Auch in Biozidprodukten darf Natriumchlorat nicht mehr angewendet werden. Neben der Anwendung als Pflanzenschutzmittel kann Chlorat z. B. auch infolge einer Verunreinigung durch die Umwelt (kontaminiertes Beregnungs- oder Bewässerungswasser, belastete Böden) oder als Rückstand der Gewinnung, einschließlich der Behandlungsmethoden in Ackerbau, Fertigung, Verarbeitung, Zubereitung oder Behandlung in Lebensmittel gelangen. Die Anwendung von Bioziden, aus denen Chlorate entstehen können, stellt eine mögliche Kontaminationsquelle dar. Grundsätzlich kann Chlorat als Nebenprodukt bei der Trinkwasser-/Brauchwasserdesinfektion mit Chlorgas, Hypochlorit oder Chlordioxid entstehen.

Die Definition „Pestizidrückstände“ der VO (EG) Nr. 396/2005 bezeichnet auch Rückstände von (ggf. nicht mehr zugelassenen) Pflanzenschutzmittelwirkstoffen in Lebensmitteln bei möglichem anderem Eintragsweg als der Anwendung als Pflanzenschutzmit-tel (sog. Dual-Use-Stoffe), wie etwa im Fall von Chlorat in Lebensmitteln. Im Juni 2020 wurde nach jahrelanger Beratung eine Neufassung der Höchstgehalte für Chlorat in der EU rechtsgültig. Diese spezifischen Höchstgehalte sind je nach Lebensmittel zwischen 0,05 und 0,7 mg/kg festgesetzt.

Chlorat hemmt reversibel die Aufnahme von Jodid in die Schilddrüse und kann insbesondere bei empfindlichen Personengruppen wie Kindern, Schwangeren oder Personen mit Schilddrüsenfunktionsstörungen unerwünschte gesundheitliche Effekte verursachen. Neben Auswirkungen auf die Schilddrüsenfunktion kann Chlorat auch Schädigungen der Erythrocyten (Methämoglobin-Bildung, Hämolyse) bewirken*. Ein Eintrag von Chlorat in die Nahrungskette sollte deshalb weiter reduziert werden.

 

* BfR, Vorschläge des BfR zur gesundheitlichen Bewertung von Chloratrückständen in Lebensmitteln vom 12.05.2014 (aufgerufen am 06.02.2019)

 

Chloratbefunde in Spargel

218 Spargelproben wurden im Zeitraum von 2015 bis Juni 2021 auf Chlorat untersucht. In 145 der Spargelproben (67 %) konnte kein Chlorat nachgewiesen werden. Bei 16 Proben lag der Gehalt unter der Bestimmungsgrenze. Bei 53 der untersuchten Spargelproben konnten Gehalte zwischen 0,005 mg/kg und 0,24 mg/kg festgestellt werden. Vier Proben wiesen Gehalte oberhalb des ab Juni 2020 gültigen Höchstgehalts von 0,25 mg/kg auf [16].

 

Chloratbefunde in Erdbeeren

Im Zeitraum von 2015 bis Juni 2021 wurden am CVUA Stuttgart 468 Proben Erdbeeren auf Chlorat untersucht. Davon konnte in 355 Proben (76 %) kein Chlorat nachgewiesen werden. Bei weiteren 51 Proben (11 %) lag der ermittelte Gehalt unter der Bestimmungsgrenze. Der Rückstandshöchstgehalt für Erdbeeren liegt seit Juni 2020 nach VO (EG) Nr. 396/2005 bei 0,05 mg/kg. In den Jahren 2015 bis Juni 2021 konnte bei 10 Proben (2 %) ein Rückstandsgehalt von Chlorat über diesem Höchstgehalt nachgewiesen werden.

 

Phosphonsäure und Fosetyl

Rückstände an Phosphonsäure können als Folge der Anwendung der fungiziden Pflanzenschutzmittelwirkstoffe Fosetyl und Kaliumphosphonat und Dinatriumphosphonat (in Deutschland im Obst- und Gemüsebau, z. B. bei Gurke, Salate, Paprika, Erdbeeren und frischen Kräutern zugelassen) sowie aus früheren Anwendungen von Pflanzenstärkungsmitteln (sog. Blattdünger) auftreten.

 

Infokasten

Phosphonsäure und Fosetyl

Sowohl Fosetyl als auch Phosphonsäure sind in der EU zugelassene fungizide Wirkstoffe, die unabhängig vom Eintragsweg unter den Anwendungsbereich der VO (EG) Nr. 396/2005 fallen.

Neben der Anwendung als Fungizid ist ferner ein Eintrag durch Düngemittel (sog. Blattdünger), die Phosphonate (Salze der Phosphonsäure) enthalten, denkbar. Diese Anwendung ist jedoch durch die Einstufung der Phosphonate als Fungizide seit dem Erntejahr 2014 nicht mehr möglich. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die Pflanzen Phosphonsäure speichern und erst im Laufe der Zeit abgeben, so dass auch Jahre später noch Befunde auf eine früher zulässige Blattdünung zurückgehen können.

 

Für den Wirkstoff Phosphonsäure ist eine gesetzliche Summenrückstandsdefinition mit Fosetyl-Al (Summe aus Fosetyl und Phosphonsäure und deren Salzen, ausgedrückt als Fosetyl) festgesetzt.

 

Phosphonsäurebefunde in Spargel

Seit 2015 wurden 221 Spargelproben auf Phosphonsäure und Fosetyl untersucht. Davon konnte in 164 Proben (74 %) Phosphonsäure nicht nachgewiesen werden. In weiteren vier Proben lag der ermittelte Phosphonsäuregehalt unter der Bestimmungsgrenze. In keiner der untersuchten Spargelproben konnte Fosetyl nachgewiesen werden. Der gesetzlich festgesetzte Höchstgehalt für Fosetyl-Al (Summe) liegt für Spargel bei 2 mg/kg. Im Untersuchungszeitraum konnte in 9 Proben ein Gehalt an Fosetyl (Summe) über diesem Höchstgehalt festgestellt werden. Dies entspricht 4 % der untersuchten Proben.

 

Phosphonsäurebefunde in Erdbeeren

Der Rückstandshöchstgehalt für Erdbeeren liegt bei 100 mg/kg. 468 Proben Erdbeeren wurden zwischen 2015 und Juni 2021 auf Rückstände an Phosphonsäure untersucht. In 283 Proben (60 %) wurde Phosphonsäure nachgewiesen. Dem Gegenüber konnte Fosetyl nur in 8 Proben nachgewiesen werden, davon 5 Fällen unterhalb der Bestimmungsgrenze. In den Jahren 2015 bis Juni 2021 wurde in den untersuchten Erdbeeren keine Rückstände an Fosetly-Al über dem Höchstgehalt festgestellt. Der höchste nachgewiesene Gehalt an Fosetyl-Al (Summe) lag bei 65,5 mg/kg und damit deutlich unter dem gültigen Rückstandshöchstgehalt von 100 mg/kg.

 

Spargel aus ökologischer Erzeugung

Zwischen 2015 und Juni 2021 wurden lediglich drei Proben Spargel aus ökologischer Erzeugung untersucht (jeweils eine Probe in den Jahren 2015, 2016 und 2021). In einer Probe konnte der Wirkstoff Phosphonsäure nachgewiesen werden und es wurde ein Hinweisgutachten hierzu erstellt. Zum Zeitpunkt der Untersuchung der betreffenden Probe wurde die Anwendung phosphonathaltiger Düngemittel im ökologischen Landbau geprüft, sie ist mittlerweile nicht mehr zugelassen.

 

Erdbeeren aus ökologischer Erzeugung

Im Zeitraum zwischen 2015 und Juni 2021 wurden 24 Erdbeeren aus ökologischem Anbau untersucht. Bei 5 Proben wurden Pestizidrückstände nachgewiesen, in einer Probe davon aus dem Jahr 2015 auch Mehrfachrückstände. Alle festgestellten Rückstände lagen unter dem Orientierungswert von 0,01 mg/kg. Bei den von uns untersuchten Proben gilt also: Es ist auch Bio drin, wo Bio drauf steht.

 

Unser Fazit

Spargel und Erdbeeren sind leckere und gesunde Frühlingsboten. Unsere Untersuchungen der Jahre 2015 bis Juni 2021 zeigen, dass der Genuss von Spargel und Erdbeeren hinsichtlich der Belastung mit Pestizidrückständen weitgehend ungetrübt bleibt.

 

Quellen

[1] Souci/Fachmann/Kraut, Die Zusammensetzung der Lebensmittel, Nährwert-Tabellen, 8. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2016, ISBN 978-3-8047-5072-2

[2] Taschenatlas der Ernährung, Hans Konrad Biesalski, Peter Grimm, 4. Auflage, Thieme Verag, ISBN 978-3-13-115354-8

[3] Planet wissen online – wie gesund ist Spargel?

[4] Bundesinformationszentrum Landwirtschaft: Spargel

[5] Food and Agriculture Organization of the United Nations

[6] Bundesinformationszentrum Landwirtschaft

[7] Spargel – das Saison-Gemüse hat nur selten Rückstände an Pestiziden, 7.8.2013

[8] Online-Datenbank Pflanzenschutzmittel des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit BVL, Stand der Daten vom 1.6.2021 für die Spargelkultur

[9] Krankheiten und Schädlinge im Spargelanbau, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt, Oktober 2020, 3. Auflage

[10] Plants for a Future: Fragaria

[11] Bundesinformationszentrum Landwirtschaft: Erdbeeren

[12] Dr. Hans-Christoph Behr, AMI Markt Bilanz Obst 2019, Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH Bonn, ISSN 1869-8891

[13] Food and Agriculture Organization of the United Nations

[14] Online-Datenbank Pflanzenschutzmittel des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit BVL, Stand der Daten vom 5.7.2021 für die Erdbeerkultur

[15] Webseite der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Erdbeeren – Krankheiten und Schädlinge, Zugriff am 17.07.2021

[16] Verordnung (EG) Nr. 396/2005 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Februar 2005 über Höchstgehalte an Pestizidrückständen in oder auf Lebens- und Futtermitteln pflanzlichen und tierischen Ursprungs und zur Änderung der Richtlinie 91/414/EWG des Rates (ABl. L 70/1), zuletzt geändert durch die Verordnung (EU) 2020/1633 vom 27. Oktober 2020 (ABl. L 367/1)

[17] Guidance document on analytical quality control and method validation procedures for pesticide residues and analysis in food and feed, Document N° SANTE/12682/2019, implemented by 01/01/2020

[18] Rückstände und Kontaminanten in Frischgemüse aus konventionellem Anbau 2020, veröffentlicht am 29.3.2021

 

Artikel erstmals erschienen am 24.08.2021