Rückstände und Kontaminanten in Frischobst aus konventionellem Anbau 2021
Kathi Hacker, Florian Hägele und Ellen Scherbaum
Zusammenfassung
Die Untersuchungen von frischem Obst aus konventionellem Anbau zeigen z. T. eine Verschlechterung der Rückstandssituation im Vergleich zum Vorjahr. Besonders auffällig waren exotische Früchte – insbesondere Granatäpfel und Maracuja. Bei drei der untersuchten Proben waren die nachgewiesenen Pestizidgehalte gesundheitlich relevant. Unser Tipp generell: Waschen Sie Obst vor dem Verzehr mit warmem Wasser ab, ein Teil der Rückstände lässt sich so entfernen.
Übersicht
Im Jahr 2021 wurden am CVUA Stuttgart insgesamt 752 Proben Frischobst aus konventionellem Anbau auf Rückstände von über 700 verschiedenen Pestiziden, Pestizidmetaboliten sowie Kontaminanten untersucht (über 1000 Stoffe inklusive Screening Methoden). 711 dieser Proben (95 %) wiesen Rückstände von insgesamt 192 verschiedenen Pestizid-Wirkstoffen auf (gemäß den gesetzlichen Definitionen). Insgesamt wurden 4556 Rückstände quantifiziert.
Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Beanstanungsquote bezüglich Höchstgehaltsüberschreitungen deutlich angestiegen: bei 69 Obstproben (9,2 %) wurden Überschreitungen der Höchstgehalte festgestellt (zum Vergleich, im Jahr 2020: 5,3 %, im Jahr 2019: 5,7 % (3,1 % ohne formale Chloratbeanstandungen1), im Jahr 2018: 7,0 % (4,6 % ohne formale Chloratbeanstandungen), 2017: 7,0 % (4,1 % ohne formale Chloratbeanstandungen). Insgesamt wurden im Berichtsjahr Höchstmengenüberschreitungen bei 45 unterschiedlichen Stoffen festgestellt. Dabei gab es keinen Hotspot bezüglich einer bestimmten Matrix-Wirkstoff Kombination, d. h. selbst bei den Auffälligen Granatäpfeln war nicht nur ein Stoff auffällig.
Betrachtet man die Herkunftsländer mit der höchsten Quote an Überschreitungen genauer, so zeigt sich, dass in den Top 5 überwiegend Drittländer vertreten sind (siehe Tabelle 1).
Land |
Länderkategorie
|
Probenzahl
|
Anzahl Proben Höchstgehalt (%)
|
---|---|---|---|
Türkei |
Drittland
|
65
|
33 (51 %)
|
Brasilien |
Drittland
|
25
|
6 (24 %)
|
Kolumbien |
Drittland
|
19
|
4 (21 %)
|
China |
Drittland
|
10
|
2 (20 %)
|
Niederlande |
EU-Land
|
10
|
1 (10 %)
|
Südafrika |
Drittland
|
48
|
3 (6,3 %)
|
Italien |
EU-Land
|
72
|
4 (5,6 %)
|
Spanien |
EU-Land
|
164
|
6 (3,7 %)
|
Deutschland |
Inland
|
159
|
5 (3,1 %)
|
Peru |
Drittland
|
37
|
-
|
Costa Rica |
Drittland
|
15
|
-
|
Indien |
Drittland
|
11
|
-
|
Ghana |
Drittland
|
10
|
-
|
Marokko |
Drittland
|
10
|
-
|
Infokasten
Rückstandshöchstgehalte
Rückstandshöchstgehalte sind keine toxikologischen Endpunkte oder toxikologische Grenzwerte. Sie werden aus Rückstandsversuchen abgeleitet, die unter realistischen Bedingungen durchgeführt werden. Danach erfolgt eine Gegenüberstellung der zu erwartenden Rückstände mit den toxikologischen Grenzwerten, um die gesundheitliche Unbedenklichkeit bei lebenslanger und ggf. einmaliger Aufnahme sicherzustellen. Rückstandshöchstgehalte regeln den Handel und dürfen nicht überschritten werden. Ein Lebensmittel mit Rückständen über dem Rückstandshöchstgehalt ist nicht verkehrsfähig, darf also nicht verkauft werden. Nicht jede Überschreitung von Rückstandshöchstgehalten geht jedoch mit einem gesundheitlichen Risiko einher. Hier ist eine differenzierte Betrachtung erforderlich.
Ergebnisse im Detail
Alle Proben wurden routinemäßig mit der QuEChERS-Multi-Methode und mit der QuPPe-Methode (für sehr polare Stoffe) auf über 700 Stoffe untersucht. Zählt man die Stoffe hinzu die per sog. Screening Methoden erfasst werden, sind es insgesamt über 1000 Stoffe. Tabelle 2 gibt einen Überblick über die untersuchten Obstproben aufgeschlüsselt nach dem Herkunftsgebiet.
Frischobst |
Proben Inland
|
Proben anderer EU-Länder
|
Proben Drittländer
|
Proben unbekannter Herkunft
|
Proben Gesamt
|
---|---|---|---|---|---|
Anzahl Proben |
159
|
267
|
304
|
22
|
752
|
davon mit Rückständen |
154 (97 %)
|
256 (96 %)
|
280 (92 %)
|
21 (95 %)
|
711 (95 %)
|
Proben über Höchstmenge |
5 (3 %)
|
12 (4 %)
|
51 (17 %)
|
1 (5 %)
|
69 (9 %)
|
mittlerer Pestizidgehalt (mg/kg) |
2,4
|
2,6
|
2,3
|
1,4
|
2,4
|
mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl (Summe) und Oberflächenbehandlungsmittel (mg/kg)* |
0,28
|
0,45
|
0,62
|
0,26
|
0,48
|
Stoffe pro Probe |
6,2
|
5,9
|
6,2
|
5,4
|
6
|
Die Proben stammten aus 47 verschiedenen Herkunftsländer, wobei die Mehrzahl aus Spanien (164), Deutschland (159), Italien (72), Türkei (65), Südafrika (48), Peru (37) und Brasilien (25) kamen.
Im Jahr 2021 wiesen 711 (95 %) der Obstproben Rückstände auf. Es wurden 192 verschiedene Pestizidwirkstoffe gemäß der Rückstandsdefinition (siehe Anlage 3 und 4) nachgewiesen (im Jahr 2020: 193 Wirkstoffe, im Jahr 2019: 190 Wirkstoffe, im Jahr 2018: 192 Wirkstoffe, im Jahr 2017: 190 Wirkstoffe, im Jahr 2016: 188 Wirkstoffe; im Jahr 2015: 179 Wirkstoffe). Der mittlere Pestizidgehalt lag bei den untersuchten Proben bei 0,48 mg/kg (ohne Fosetyl (Summe) sowie ohne die Oberflächenbehandlungsmittel, die hauptsächlich auf der Schale von Zitrusfrüchten, z. T. auch bei Kernobst und exotischen Früchten in größeren Mengen vorkommen).
Sechs der 2021 untersuchten Obstproben aus konventionellem Anbau wiesen Gehalte auf, die bei der Anwendung des EFSA PRIMo-Modells der EU eine Ausschöpfung der ARfD (siehe Infokasten) über 100 % ergab:
- 3x Tafeltrauben aus der Türkei mit Acetamiprid-Rückständen
- Tafeltrauben aus Spanien mit Lambda-Cyhalothrin-Rückständen
- Birnen aus den Niederlande mit Nikotin-Rückständen
- Mandarinen aus der Türkei mit Prochloraz-Rückständen
Die Birnenprobe mit Nikotin-Rückständen und zwei Tafeltraubenproben mit Acetamiprid-Rückständen wurden aufgrund der Ausschöpfung der ARfD von über 200 % als gesundheitsschädliches Lebensmittel (i. S. von Art. 14 Abs. 2 a VO (EG) Nr. 178/2002) eingestuft (zum Thema Nikotin siehe auch [1]).
Die Tafeltraubenprobe mit Lambda-Cyhalothrin-Rückständen sowie eine der Tafeltraubenproben mit Acetamiprid-Rückständen wurden als nicht zum Verzehr geeignet (i. S. von Art. 14 Abs. 2 b VO (EG) Nr. 178/2002)) beurteilt, da die ARfD Ausschöpfung zwischen 100 % und 200 % lag.
Bei Mandarinen ist die Bewertung der akuten Gesundheitsgefährdung durch den Verzehr der Früchte nicht so einfach, da die Proben zur Überprüfung der gesetzlich festgelegten Rückstandshöchstgehalte mit der Schale untersucht werden müssen. Somit ist eine belastbare Risikoabschätzung für den essbaren Anteil schwierig.
Infokasten
Akute Referenzdosis (Acute Reference Dose, ARfD)
Zur Bewertung von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen, die eine hohe akute Toxizität aufweisen und schon bei einmaliger oder kurzzeitiger Aufnahme gesundheitsschädliche Wirkungen auslösen können, eignet sich der ADI-Wert (acceptable daily intake) nur eingeschränkt. Da er aus längerfristigen Studien abgeleitet wird, charakterisiert er eine akute Gefährdung durch Rückstände in der Nahrung möglicherweise unzureichend. Deshalb wurde neben dem ADI-Wert ein weiterer Expositionsgrenzwert eingeführt, die sogenannte akute Referenzdosis (acute reference dose, ARfD). Die Weltgesundheitsorganisation hat die ARfD als diejenige Substanzmenge definiert, die über die Nahrung innerhalb eines Tages oder mit einer Mahlzeit aufgenommen werden kann, ohne dass daraus ein erkennbares Gesundheitsrisiko für den Verbraucher resultiert. Anders als der ADI- wird der ARfD-Wert nicht für jedes Pflanzenschutzmittel festgelegt, sondern nur für solche Wirkstoffe, die in ausreichender Menge geeignet sind, schon bei einmaliger Exposition die Gesundheit zu schädigen.
EFSA calculation model Pesticide Residue Intake Model “PRIMo”– revision 3.1
Tabelle 3 zeigt die Untersuchungsergebnisse in der Übersicht für die verschiedenen Obstgruppen.
Matrix |
Anzahl Proben
|
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Anzahl Befunde > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt* |
---|---|---|---|---|---|---|
Beerenobst |
168
|
167 (99 %)
|
161 (96 %)
|
10 (6 %)
|
10
|
Acetamiprid (3x); Abamectin, Summe (3x); Chlorat; Carbendazim, Summe; Lambda-Cyhalothrin; Chlormequatchlorid, Summe |
Exotische Früchte |
188
|
160 (85 %)
|
137 (73 %)
|
26 (14 %)
|
51
|
Fosetyl, Summe (9x); Acetamiprid (9x); Sulfoxaflor (4x); Spirodiclofen (2x); Profenofos (2x); Chlorfenapyr (2x); Propiconazol (2x); Lambda-Cyhalothrin (2x); Deltamethrin (2x); Chlorthalonil; Imazalil; Tau-Fluvalinat; Acephat; Glyphosat; Chlorpyrifos; Methamidophos; Dithiocarbamate; Cyromazin; Thiacloprid; Fludioxonil; Boscalid; Nikotin; Azoxystrobin; Thiabendazol; Fenvalerat u Esfenvalerat, Summe; Spirotetramat, Summe |
Kernobst |
111
|
110 (99 %)
|
107 (96 %)
|
7 (6 %)
|
7
|
Novaluron (2x); Diflubenzuron (2x); Ethephon; Bifenthrin; Nikotin |
Steinobst |
139
|
134 (96 %)
|
128 (92 %)
|
11 (8 %)
|
11
|
Fosetyl, Summe (3x); Glyphosat; Acetamiprid; Glufosinat, Summe; Dodin; Tebufenozid; Lambda-Cyhalothrin; Permethrin; Nikotin |
Zitrusfrüchte |
146
|
140 (96 %)
|
137 (94 %)
|
15 (10 %)
|
27
|
Chlorpyrifos (8x); Chlorpyrifos-methyl (6x); Buprofezin (3x); Fenbutatin-oxid (2x); Pirimiphos-methyl; Profenofos; Chlorfenapyr; Myclobutanil; Thiacloprid; Propiconazol; Prochloraz, Summe; Captan, Summe |
SUMME |
752
|
711 (95 %)
|
670 (89 %)
|
69 (9 %)
|
|
Exotische Früchte und Zitrusfrüchte wiesen prozentual am häufigsten Überschreitungen der Höchstgehalte auf. Anlage 1 listet die Höchstmengenüberschreitungen in konventionell erzeugtem Frischobst auf. Besonders auffällig waren hier Proben aus der Türkei mit 33 von 65 Proben über den Höchstgehalten (51 %), davon 14 Granatapfelproben. Die Anlagen 2 und 3 zeigen die Häufigkeitsverteilung der nachgewiesenen Wirkstoffe.
Darstellung der Ergebnisse für die einzelnen Obstarten
Beerenobst enthielt durchschnittlich 6,9 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wies im Schnitt 0,54 mg Pestizide pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl Summe und Oberflächenbehandlungsmittel) auf. Die empfindlichen Früchte sind anfällig für Pilzerkrankungen, vor allem bei feuchter Witterung, so dass je nach Wetterlage vermehrt Fungizide zum Einsatz kommen.
Insgesamt wurden 48 Erdbeerproben untersucht, davon waren 35 einheimisch und 12 stammten aus Spanien. In allen Erdbeeren konnten Rückstände nachgewiesen werden. Bei einer Erdbeerprobe aus Spanien wurde eine Höchstgehaltsüberschreitung von Chlorat festgestellt. Eine einheimische Probe enthielt Chlormequat-Rückstände über dem Höchstgehalt, ein Wachstumsregulator der im Getreideanbau verwendet wird, und wahrscheinlich durch Abdrift vom Nachbarfeld herrühren. Wie in den Vorjahren, wurden die Wirkstoffe Fludioxonil, Cyprodinil, Fosetyl (Summe), Trifloxystrobin und Fluopyram (alles Fungizide) am häufigsten in Erdbeeren nachgewiesen. In einer einheimischen Erdbeerprobe wurden 11 verschiedene Wirkstoffe gefunden.
Auch Tafeltrauben wiesen häufig zahlreiche Wirkstoffe auf, bei einer Probe waren es 26 verschiedene Stoffe. Insgesamt wurden 64 Tafeltraubenproben untersucht – wobei 15 Proben aus Italien, 11 Proben aus Indien, 9 Proben aus der Türkei und je 8 Proben aus Peru und Südafrika stammten. Auch hier wurden Fungizide am häufigsten nachgewiesen (Fosetyl (Summe), Fluopyram, Dimethomorph, Boscalid und Penconazol), sowie die Insektizide Spirotetramat und Acetamiprid. Im Vergleich zum Vorjahr gab es bezüglich den Höchstgehaltsüberschreitungen eine deutliche Verschlechterung, 11 % im Berichtsjahr vs. 3 % in 2020.
Matrix |
Anzahl Proben
|
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt |
---|---|---|---|---|---|
Erdbeere |
48
|
48 (100 %)
|
47 (98 %)
|
2 (4 %)
|
Chlorat; Chlormequatchlorid, Summe |
Heidelbeere |
36
|
36 (100 %)
|
33 (92 %)
|
1 (3 %)
|
Carbendazim, Summe |
Himbeere |
10
|
9 (90 %)
|
7 (70 %)
|
-
|
|
Johannisbeere |
10
|
10 (100 %)
|
10 (100 %)
|
-
|
|
Tafelraube |
64
|
64 (100 %)
|
64 (100 %)
|
7 (11 %)
|
Abamectin, Summe (3x); Acetamiprid (3x); Lambda-Cyhalothrin |
SUMME |
168
|
167 (99 %)
|
161 (96 %)
|
10 (6 %)
|
Kernobst enthielt im Schnitt 7,8 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wies durchschnittlich 0,44 mg Pestizide pro kg auf (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl Summe und Oberflächenbehandlungsmittel).
Matrix |
Anzahl Proben
|
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt |
---|---|---|---|---|---|
Apfel |
62
|
62 (100 %)
|
62 (100 %)
|
-
|
|
Birne |
41
|
40 (98 %)
|
39 (95 %)
|
3 (7 %)
|
Diflubenzuron (2x); Nikotin |
Mispel |
4
|
4*
|
2
|
1
|
Ethephon |
Quitte |
4
|
4
|
4
|
3
|
Novaluron (2x); Bifenthrin |
SUMME |
111
|
110 (99 %)
|
107 (96 %)
|
7 (6 %)
|
Konventionell erzeugte Äpfel und Birnen weisen sehr häufig Pflanzenschutzmittelrückstände auf. Insgesamt wurden 62 Apfelproben untersucht, davon waren 57 einheimisch. Desweiteren wurden 41 Birnenproben unter die Lupe genommen, davon 9 aus Deutschland. Während keine der untersuchten Apfelproben auffällig waren, wiesen 2 türkische Birnen und 1 Birnenprobe aus den Niederlanden jeweils eine Höchstgehaltsüberschreitung auf.
Steinobst enthielt im Schnitt 5,8 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wies durchschnittlich 0,23 mg Pestizide pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl Summe und Oberflächenbehandlungsmittel) auf. Damit enthält Steinobst im Vergleich zu anderen Obstarten die wenigsten Rückstände. Die Proben stammten überwiegend aus Spanien (41 Proben), Deutschland (33 Proben), Italien (16 Proben) und der Türkei (13 Proben).
Im Vergleich zum Vorjahr fielen einheimische Zwetschgen/Pflaumen aufgrund von Höchstgehaltsüberschreitungen auf: 4 von 22 Proben wurden beanstandet (2020 waren alle 18 einheimischen Zwetschgen unauffällig gewesen). Dies liegt eventuell daran, dass es 2021 in Baden-Württemberg durch Blütenfrost, Starkregen und Hagelschläge Ernteeinbrüche bei Zwetschgen gab und somit ein höherer Einsatz an Pestiziden nötig war um die Resternte zu sichern. Desweiteren waren jeweils eine Probe aus Südafrika und der Republik Moldau nicht verkehrsfähig.
Dagegen waren einheimische Süßkirschen unauffällig, hier mussten nur 3 Süßkirschenproben mit Herkunft Türkei aufgrund von Höchstgehaltsüberschreitungen beanstandet werden.
Matrix |
Anzahl Proben
|
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt |
---|---|---|---|---|---|
Aprikose |
23
|
23 (100 %)
|
21 (91 %)
|
1 (4 %)
|
Dodin |
Avokado |
13
|
9 (69 %)
|
7 (54 %)
|
1 (8 %)
|
Lambda-Cyhalothrin |
Mirabelle |
4
|
4*
|
4
|
-
|
|
Nektarine |
16
|
16 (100 %)
|
16 (100 %)
|
-
|
|
Pfirsich |
18
|
18 (100 %)
|
18 (100 %)
|
-
|
|
Pflaume |
44
|
43 (98 %)
|
41 (93 %)
|
6 (14 %)
|
Acetamiprid; Fosetyl, Summe; Glyphosat; Nikotin; Permethrin; Tebufenozid |
Süßkirsche |
21
|
21 (100 %)
|
21 (100 %)
|
3 (14 %)
|
Fosetyl, Summe (2x); Glufosinat, Summe |
SUMME |
139
|
134 (96 %)
|
128 (92 %)
|
11 (8 %)
|
Zitrusfrüchte enthielten im Mittel 7,2 verschiedene Wirkstoffe und wiesen im Mittel 0,64 mg Pestizide pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl Summe und Oberflächenbehandlungsmittel) auf. Wenn die Oberflächenbehandlungsmittel Thiabendazol, Imazalil, Prochloraz und o-Phenylphenol, die z. T. auf der Schale von Zitrusfrüchten in größeren Mengen eingesetzt werden, in die Berechnung einfließen, ergibt sich ein Mittel von 1,9 mg Pestizide pro kg. Fast die Hälfte der untersuchten Zitrusfrüchte stammte aus Spanien und keine dieser Proben wies eine Höchstgehaltsüberschreitung auf. Dafür fielen vermehrt Zitrusfrüchte v. a. aus der Türkei, China und Italien aufgrund von Chlorpyrifos- und Chlorpyrifos-methyl-Rückständen auf (siehe hierzu gesondertes Kapitel).
Matrix |
Anzahl Proben
|
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt** |
---|---|---|---|---|---|
Clementine |
28
|
28 (100 %)
|
28 (100 %)
|
1 (4 %)
|
Chlorpyrifos; Pirimiphos-methyl |
Grapefruit |
20
|
20 (100 %)
|
20 (100 %)
|
3 (15 %)
|
Chlorpyrifos-methyl (3x); Buprofezin (2x); Chlorpyrifos (2x); Thiacloprid |
Kumquat |
3
|
1*
|
-
|
-
|
|
Limette |
11
|
10 (91 %)
|
9 (82 %)
|
3 (27 %)
|
Chlorfenapyr; Chlorpyrifos; Profenofos |
Mandarine |
13
|
13 (100 %)
|
13 (100 %)
|
1 (8 %)
|
Prochloraz, Summe |
Orange |
30
|
28 (93 %)
|
27 (90 %)
|
3 (10 %)
|
Buprofezin; Captan, Summe; Chlorpyrifos; Chlorpyrifos-methyl; Fenbutatin-oxid; Propiconazol |
Pomelo |
10
|
10 (100 %)
|
10 (100 %)
|
2 (20 %)
|
Chlorpyrifos (2x); Myclobutanil |
Satsumas |
2
|
2
|
2
|
-
|
|
Zitrone |
29
|
28 (97 %)
|
28 (97 %)
|
2 (7 %)
|
Chlorpyrifos-methyl (2x); Chlorpyrifos; Fenbutatin-oxid |
SUMME |
146
|
140 (96 %)
|
137 (94 %)
|
15 (10 %)
|
Exotische Früchte enthielten durschschnittlich 3,5 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wiesen im Mittel 0,50 mg Pestizide pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl Summe und Oberflächenbehandlungsmittel) auf. Exotische Früchte haben die größte Quote an Höchstgehaltsüberschreitungen, da sie häufig aus sog. Drittländern kommen, in denen andere klimatische Bedingungen herrschen und auch andere Pestizide zugelassen sind.
Die Situation bei den Granatäpfeln hat sich leider weiterhin verschlechtert. Während die Beanstandungsquote in 2018 und 2019 mit 13 % bzw. 10 % schon vergleichsweise hoch waren, wurde 2020 mit 24 % Höchstgehaltsüberschreitungen bereits ein deutlicher Anstieg verzeichnet. In 2021 wurden gegenwärtig in 44 % der Granatapfelproben (überwiegend aus der Türkei) Höchstgehaltsüberschreitungen festgestellt. Einen plausiblen Grund für den Anstieg der Beanstanungsquote ist nicht ersichtlich, da diverse Pestizide betroffen sind. Auch gab es bei diesen Stoffen in den letzten 2 Jahren keine Änderungen der Höchstgehalte bei Granatäpfeln (außer einer Höchstgehalts-Absenkung bei Propiconazol ab September 2021; bei Boscalid und Fosetyl (Summe) wurden im Laufe des Berichtsjahres die Höchstgehlte sogar erhöht). Eine mögliche Ursache ist ggf. der vermehrte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bei türkischen Granatäpfeln aufgrund eines geringeren Ernteertrages in 2021 wegen ungewöhnlicher Kälte während der Blütezeit.
Bei Maracuja waren 40 % der Proben auffällig: 4 von 10 Proben wiesen Höchstgehaltsüberschreitungen auf (im Vergleich, 2020 waren es 2 von 8 Proben). Drei der beanstandeten Proben kamen aus Kolumbien, eine aus Südafrika. Die Proben aus Kolumbien wiesen sogar Mehrfachhöchstgehaltsüberschreitungen von bis zu 4 Stoffen auf.
Matrix |
Anzahl Proben
|
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt** |
---|---|---|---|---|---|
Ananas |
11
|
11 (100 %)
|
11 (100 %)
|
-
|
|
Banane |
25
|
24 (96 %)
|
24 (96 %)
|
-
|
|
Dattel |
1
|
1*
|
-
|
-
|
|
Feige |
8
|
3 (38 %)
|
1 (13 %)
|
-
|
|
Granatapfel |
39
|
39 (100 %)
|
36 (92 %)
|
17 (44 %)
|
Acetamiprid (8x); Fosetyl, Summe (7x); Sulfoxaflor (4x); Lambda-Cyhalothrin (2x); Propiconazol (2x); Azoxystrobin; Boscalid; Cyromazin; Deltamethrin; Fenvalerat u Esfenvalerat, Summe; Glyphosat; Imazalil; Spirodiclofen; Tau-Fluvalinat; Thiabendazol |
Johannisbrot |
2
|
1
|
-
|
-
|
|
Kakifrucht |
14
|
12 (86 %)
|
9 (64 %)
|
1 (7 %)
|
Fludioxonil |
Kaktusfeige |
8
|
3 (38 %)
|
1 (13 %)
|
-
|
|
Kapstachelbeere |
3
|
2
|
2
|
-
|
|
Kiwi |
13
|
12 (92 %)
|
11 (85 %)
|
-
|
|
Kochbanane |
2
|
2
|
2
|
1
|
Chlorthalonil |
Longan |
1
|
1
|
1
|
1
|
Acetamiprid; Profenofos; Spirodiclofen |
Mango |
38
|
35 (92 %)
|
29 (76 %)
|
1 (3 %)
|
Acephat; Methamidophos |
Maracuja |
10
|
10 (100 %)
|
8 (80 %)
|
4 (40 %)
|
Chlorfenapyr (2x); Chlorpyrifos; Deltamethrin; Dithiocarbamate; Fosetyl, Summe; Nikotin; Profenofos; Spirotetramat, Summe; Thiacloprid |
Papaya |
8
|
2 (25 %)
|
1 (13 %)
|
1 (13 %)
|
Fosetyl, Summe |
Rhabarber |
4
|
1
|
0
|
-
|
|
Tamarillo |
1
|
1
|
1
|
-
|
|
SUMME |
188
|
160 (85 %)
|
137 (73 %)
|
26 (14 %)
|
Mehrfachrückstände
Rückstände mehrerer Pestizide waren auch im Jahr 2021 bei Obst sehr häufig nachweisbar: 670 Obstproben (89 %) wiesen zwei oder mehr Rückstände auf (im Jahr 2020: 92 %, im Jahr 2019: 90 %, im Jahr 2018: 89 %, im Jahr 2017: 91 %). Abbildung 1 zeigt Mehrfachrückstände in den verschiedenen Obstarten aus dem Jahr 2021. Die Spitzenreiter im Berichtsjahr waren, wie im Vorjahr auch, zwei Tafeltraubenproben aus der Türkei mit 25 bzw. 26 unterschiedlichen Wirkstoffen.
Die Rückstandsbefunde sind sehr stark von den untersuchten Proben und deren Herkunft abhängig. Da jedes Jahr andere Schwerpunkte gesetzt werden oder risikoorientiert bestimmte aktuelle Fragestellungen bearbeitet werden, sind die Ergebnisse eines Jahres als nicht repräsentativ anzusehen.
Abbildung 1: Mehrfachrückstände in verschiedenen Obstarten (CVUAS 2021)
Beim Vergleich der Anzahl an verwendeten Pestizidwirkstoffen muss berücksichtigt werden, dass die einzelnen Kulturen in den verschiedenen klimatischen Zonen einem unterschiedlich starken Schädlingsdruck ausgesetzt sind. Entsprechend individuell und unterschiedlich sind somit auch die erforderlichen Pflanzenschutzmaßnahmen.
Einzelne Stoffe mit Besonderheiten
1. Phosphonsäure
Rückstände an Phosphonsäure können als Folge der Anwendung der fungiziden Pflanzenschutzmittelwirkstoffe Fosetyl und Salze der Phosphonsäure (in Deutschland im Obst- und Gemüsebau, z. B. bei Trauben, Brombeeren und Erdbeeren zugelassen) sowie aus früheren Anwendungen von Pflanzenstärkungsmitteln (sog. Blattdünger) auftreten.
Als gesetzliche Höchstmenge ist die Summe aus Fosetyl und Phosphonsäure sowie deren Salzen festgesetzt. Bei Frischobst aus konventionellem Anbau wurde Phosphonsäure in 329 Proben, das entspricht 44 % aller untersuchten Obstproben, mit Gehalten bis 65,5 mg/kg berechnet als Fosetyl, Summe (in Erdbeeren aus Deutschland) nachgewiesen. Der Wirkstoff Fosetyl per se wurde in nur fünf Proben nachgewiesen (4x Tafeltrauben, 1x Mandarine; siehe Tabelle 9). 12 Proben wurden wegen einer Überschreitung der Höchstmenge an Fosetyl (Summe) beanstandet (siehe Anlage 1).
Aufgrund der durchschnittlich vergleichsweise hohen Rückstände an Phosphonsäure bzw. Fosetyl (Summe) wird der mittlere Pestizidgehalt pro Probe stark beeinflusst. In Tabelle 2 wird der mittlere Pestizidgehalt pro Probe deshalb auch ohne Fosetyl (Summe) angegeben.
Infokasten
Phosphonsäure und Fosetyl
Sowohl Fosetyl als auch Phosphonsäure sind in der EU zugelassene fungizide Wirkstoffe, die unabhängig vom Eintragsweg unter den Anwendungsbereich der VO (EG) Nr. 396/2005 fallen. Neben der Anwendung als Fungizid ist ferner ein Eintrag durch Düngemittel (sog. Blattdünger), die Phosphonate (Salze der Phosphonsäure) enthalten, denkbar. Diese Anwendung ist jedoch durch die Einstufung der Phosphonate als Fungizide seit dem Erntejahr 2014 nicht mehr möglich. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die Pflanzen Phosphonsäure speichern und erst im Laufe der Zeit abgeben, so dass auch Jahre später noch Befunde auf eine früher zulässige Blattdünung zurückgehen können.
Matrixgruppe | Parametername |
Anzahl positiver Befunde
|
Bereich (mg/kg)
|
---|---|---|---|
Beerenobst | Fosetyl |
4
|
0,12 – 0,35
|
Fosetyl, Summe berechnet |
89
|
0,071 – 65,5
|
|
bestimmt als Phosphonsäure |
0,053 – 48,8
|
||
Exotische Früchte | Fosetyl, Summe berechnet |
50
|
0,14 – 12,9
|
bestimmt als Phosphonsäure |
0,11 – 9,6
|
||
Kernobst | Fosetyl, Summe berechnet |
62
|
0,078 – 64,5
|
bestimmt als Phosphonsäure |
0,058 – 48,0
|
||
Steinobst | Fosetyl, Summe berechnet |
19
|
0,088 – 43,2
|
bestimmt als Phosphonsäure |
0,065 – 32,2
|
||
Zitrusfrüchte | Fosetyl |
1
|
0,066
|
Fosetyl, Summe berechnet |
109
|
0,087 – 26,5
|
|
bestimmt als Phosphonsäure |
0,065 – 19,7
|
2. Chlorpyrifos und Chlorpyrifos-Methyl
Das Insektizid und Akarizid Chlorpyrifos wird/wurde gegen saugende und beißende Insekten in der Landwirtschaft, zur Bekämpfung von Lagerschädlingen, in der Tierhaltung gegen Ektoparasiten und im Haushalt eingesetzt. Chlorpyrifos gehört zu der großen Gruppe der Phosphorsäureester, deren insektizide Wirkung auf einer Hemmung der Cholinesterase beruht. Ihr Siegeszug begann nach dem zweiten Weltkrieg. Im Unterschied zu den Organochlorverbindungen, die in der Umwelt persistent sind, bauen sich Organophosphate rasch ab. Ihre akute Toxizität ist zwar hoch, E605 (Parathion) erlangte zeitweise eine zweifelhafte Bekanntheit bei Selbstmorden (die Hemmung der Cholinesterase führt insbesondere zu Krämpfen des Magen-Darm-Traktes und kann den Tod durch Atemlähmung zur Folge haben), die chronische Toxizität wurde jedoch als eher gering eingeschätzt. In 2019 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine toxikologische Neubewertung von Chlorpyrifos vorgenommen und kam zum Schluß, dass es nicht die Kriterien, die für eine Verlängerung als zugelassener Stoff in der Europäischen Union vorgeschrieben sind, erfüllt. Dabei wurden Bedenken hinsichtlich möglicher genotoxischer sowie neurologischer Auswirkungen ermittelt. Dies bedeutet, dass für Chlorpyrifos keine toxikologischen Referenzwerte festgelegt werden konnten. Die Zulassung in der EU endete somit zum 16.02.2020. Ab 13.11.2020 wurden die Höchstgehalte für Obst allgemein auf 0,01 mg/kg abgesenkt.
Infokasten
Chlorpyrifos
- Mitte der 60er Jahre wurde der Wirkstoff eingeführt
- Viele Jahre sehr breit u.a. als Insektizid verwendet
- Kontakt-, Fraß- und Atemgiftwirkung, nicht systemisch
- 2019 erfolgte im Rahmen der Wiederzulassung eine Neubewertung: aufgrund von Hinweisen auf ein mutagenes Potential konnten keine toxikologischen Referenzwerte (ADI, ARfD) abgeleitet werden [3]
- Ende der Zulassung in der EU zum 16.02.2020 (Übergangsfrist bis 18.04.2020)
- Ab 13.11.20 gilt für Obst und Gemüse ein Höchstgehalt von 0,01 mg/kg
Trotz der zeitigen Bekanntgabe, dass die EU-Zulassung entfällt, und trotz der großzügigen Übergangsfristen wurden in 2021 in neun Obstproben aus konventionellem Anbau Chlorpyrifos-Rückstande über dem Höchstgehalt von 0,01 mg/kg nachgewiesen. Zwar sind die Gehalte in 2021 etwas niedriger als in den Vorjahren, es ist aber dennoch erstaunlich, dass es noch so viele Befunde gab – insgesamt 24 Befunde ≥ 0,002 mg/kg.
Jahr
|
Obstsorte |
Herkunftsland
|
Chlorpyrifos (mg/kg)
|
---|---|---|---|
2021
|
Clementine |
Türkei
|
0,1
|
Grapefruit |
Türkei
|
0,012
|
|
Grapefruit |
Türkei
|
0,014
|
|
Zitrone |
Italien
|
0,24
|
|
Limette |
Brasilien
|
0,012
|
|
Orange |
Italien
|
0,012
|
|
Maracuja |
Kolumbien
|
0,019
|
|
Pomelo |
China
|
0,015
|
|
Pomelo |
China
|
0,013
|
|
2020
|
Banane |
Costa Rica
|
0,16
|
Banane |
Costa Rica
|
0,032
|
|
Banane |
Ecuador
|
0,02
|
|
Banane |
Panama
|
0,014
|
|
Birne |
China
|
0,075
|
|
Limette |
Brasilien
|
0,023
|
|
Limette |
Brasilien
|
0,015
|
|
Orange |
Marokko
|
0,041
|
|
Orange |
Ägypten
|
0,059
|
|
Pomelo |
China
|
0,02
|
|
2019
|
Banane |
Costa Rica
|
0,021
|
Banane |
Ecuador
|
0,047
|
|
Clementine |
Italien
|
0,013
|
|
Granatapfel |
Türkei
|
0,026
|
|
Granatapfel |
Türkei
|
0,015
|
|
Grapefruit |
Türkei
|
0,28
|
|
Grapefruit |
Türkei
|
0,02
|
|
Orange |
Italien
|
0,026
|
|
Orange |
Italien
|
0,088
|
|
Orange |
Marokko
|
0,046
|
|
Orange |
Südafrika
|
0,019
|
|
Orange |
Italien
|
0,094
|
|
Pomelo |
China
|
0,039
|
|
Quitte |
Türkei
|
0,076
|
Zusammen mit Chlorpyrifos wurde außerdem die EU-Zulassung von Chlorpyrifos-methyl, einer strukturverwandten Verbindung, nicht mehr verlängert. Auch hier wurde der Höchstgehalt ab 13.11.2020 auf 0,01 mg/kg abgesenkt. Im Berichtsjahr gab es ebenso für Chlorpyrifos-methyl eine auffällig hohe Anzahl an Befunden über 0,01 mg/kg, (siehe Tabelle 11).
Jahr
|
Obstsorte |
Herkunftsland
|
Chlorpyrifos-methyl (mg/kg)
|
---|---|---|---|
2021
|
Grapefruit |
Türkei
|
0,33
|
Grapefruit |
Türkei
|
0,068
|
|
Grapefruit |
Türkei
|
0,11
|
|
Orange |
Türkei
|
0,018
|
|
Zitrone |
Italien
|
0,012
|
|
Zitrone |
Türkei
|
0,045
|
|
2020
|
Orange |
Spanien
|
0,035
|
Orange |
Türkei
|
0,19
|
|
Orange |
Spanien
|
0,018
|
|
Pfirsich |
Italien
|
0,024
|
|
2019
|
Apfel |
Italien
|
0,04
|
Grapefruit |
Türkei
|
0,22
|
|
Mandarine |
Spanien
|
0,072
|
|
Mandarine |
Spanien
|
0,026
|
|
Mandarine |
Spanien
|
0,017
|
|
Mandarine |
Türkei
|
0,018
|
|
Orange |
Spanien
|
0,055
|
|
Orange |
Spanien
|
0,016
|
|
Orange |
Spanien
|
0,068
|
|
Orange |
Spanien
|
0,011
|
|
Orange |
Spanien
|
0,066
|
|
Orange |
Spanien
|
0,032
|
|
Orange |
Spanien
|
0,035
|
|
Orange |
Spanien
|
0,093
|
|
Orange |
Spanien
|
0,059
|
|
Orange |
Spanien
|
0,089
|
|
Orange |
Spanien
|
0,037
|
|
Pfirsich |
Italien
|
0,012
|
|
Satsumas |
Spanien
|
0,02
|
|
Tafeltraube |
Italien
|
0,018
|
|
Zitrone |
Spanien
|
0,066
|
Die Untersuchungen auf Rückstände an Chlorpyrifos und Chlorpyrifos-methyl werden 2022 fortgesetzt.
Wie schneidet TK-Obst ab?
Zusätzlich zu den 752 Frischobstproben wurden in 2021 auch insgesamt 40 Proben tiefgekühlte Beeren aus konventionellem Anbau auf Rückstände von über 700 verschiedenen Pestiziden, Pestizidmetaboliten sowie Kontaminanten untersucht. Bei 31 Proben war die Herkunft unbekannt (die Herkunftsangabe ist auf verpackter Tiefkühlware nicht verpflichtend), vier Proben stammten aus Serbien, zwei aus Kanada, zwei aus Polen und eine aus Marokko. 95 % der Proben wiesen Mehrfachrückstände von Pestizid-Wirkstoffen auf. Bei zwei Proben TK Erdbeeren mit unbekannter Herkunft wurden Höchstgehaltsüberschreitungen festgestellt. Damit liegt die Beanstandungsquote deutlich höher als bei frischen Erdbeeren (4 % Beanstandungsquote bei frischen Erdbeeren im Vergleich zu 18 % bei TK-Erdbeeren). Bei TK-Himbeeren wurden erfreulicherweise keine Höchstgehaltsüberschreitungen festgestellt. Tabelle 12 zeigt die Untersuchungsergebnisse in der Übersicht für die verschiedenen TK-Beeren.
Fazit: die Rückstandssituation von Frischobst und TK-Obst kann abweichen, da die Erzeugnisse z. T. aus ganz anderen Herkunftsländern stammen (Die Herkunft von T-Ware ist für den Verbraucher meist nicht erkennbar, z. B. kommen viele TK Erdbeeren aus China) und können damit auch andere Pestizidwirkstoffe enthalten.
Matrix |
Anzahl Proben
|
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Anzahl Befunde > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt |
---|---|---|---|---|---|---|
Brombeere tiefgefroren |
1
|
1*
|
1
|
-
|
-
|
|
Erdbeere |
11
|
11 (100 %)
|
11 (100 %)
|
2 (18 %)
|
2
|
Chlormequatchlorid, Summe; Procymidon |
tiefgefroren | ||||||
Heidelbeere tiefgefroren |
3
|
3
|
2
|
-
|
-
|
|
Himbeere |
25
|
25 (100 %)
|
24 (96 %)
|
-
|
-
|
|
tiefgefroren | ||||||
SUMME |
40
|
40 (100 %)
|
38 (95 %)
|
2 (5 %)
|
|
Bildernachweis
CVUA Stuttgart, Pestizidlabor
Quellen
[1] CVUAS 2019, Nikotin in Lebensmitteln – was hat Rauchen damit zu tun?
[2] CVUAS 2020, Das „AUS“ beschlossen: in der EU ist das Insektizid Chlorpyrifos nicht mehr zugelassen
[3] EFSA (European Food Safety Authority), 2019: Statement on the available outcomes of the human health assessment in the context of the pesticides peer review of the active substance chlorpyrifos, Journal 2019;17(8):5809 23 pp.
Fußnote
1 Im Vergleich zu den Jahren bis 2019, ergibt sich eine höhere Quote, wenn das Alt-Pestizid Chlorat mitberücksichtigt wird, und eine etwas niedrigere Quote, wenn Chlorat ausgeschlossen wird. Bei der Neufestlegung von Rückstandshöchstgehalten für Chlorat im Jahr 2020 wurden in der Regel höhere, spezifische Rückstandshöchstgehalten festgesetzt, um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass Chlorat als Kontaminant in die Lebensmittel gelangt.
Anlagen
Anlage 2: Nachweishäufigkeit der wichtigsten Wirkstoffe* für Frischobst, sowie aufgeschlüsselt nach Obstart, in Prozent der untersuchten Proben (CVUAS 2021), im Vergleich 2020