Ob mit oder ohne Schale – alles Banane
Leonie Moser, Kathi Hacker
Bananen zählen zu den beliebtesten Obstsorten, sind aber auch häufig mit Pflanzenschutzmittelrückständen belastet. Der Trend möglichst alles von der Frucht zu verwerten um Abfall zu vermeiden – Zero-Waste-Bewegung und Thema Food-Upcycling –, hat auch bei Bananen an Bedeutung gewonnen. So gibt es z. B. im Internet diverse Rezepte mit Bananenschale als Zutat. Kann die Bananenschale bedenkenlos mitgegessen werden? Wie stark ist die Bananenschale im Vergleich zum Fruchtfleisch belastet? Im Frühjahr 2023 wurden 11 Bananenproben aus konventionellem Anbau getrennt nach Schale und Fruchtfleisch auf Pestizidrückstände untersucht. Zum Vergleich werden auch die Ergebnisse von 17 bio-Proben präsentiert.
Abbildung 1: Bananenschale, Archivbild: Alexas_Fotos/Pixabay
Rund um die Banane
Die Banane ist die beliebteste unter den exotischen Früchten, jeder Deutsche verzehrt pro Jahr fast 12 kg Bananen [1]. Im Vergleich liegen die Deutschen allerdings weit hinter den Bewohnern Ugandas, die im Durchschnitt jeder pro Jahr 240 kg verzehren [2]. Der Anbau von Bananen ist nur in subtropischem und tropischem Klima möglich, alle Bananen in deutschen Supermärkten müssen daher importiert werden. Bis sie bei uns im Handel ist, hat die Banane also bereits eine weite Reise hinter sich [1].
Bananen werden meistens auf großen Plantagen in Monokultur angebaut. Nicht nur Menschen schätzen die Früchte, auch Schaderreger. Um die anfälligen Pflanzen zu schützen kommen häufig Fungizide (Pilzbekämpfungsmittel z. B. gegen die Sigatoka-Blattwelke) und Insektizide zum Einsatz. Auch um die empfindlichen Früchte beim Transport um die halbe Welt zu schützen werden Nacherntebehandlungsmittel gegen z. B. Fäulnispilze angewendet.
Infokasten
Cavendish-Banane und die Panamakrankheit
Die meisten Bananen werden in großen Plantagen angebaut. Obwohl es über 1000 Bananensorten gibt, handelt es sich bei 99 Prozent aller in Deutschland verkauften Früchte um dieselbe Sorte: Cavendish [1, 3]. In den Anbauländern werden die Bananen grün geerntet und in Kühlcontainern nach Europa gebracht. Hier werden sie in Bananenreifereien gebracht und nach 4 bis 8 Tagen in dem vom Kunden gewünschten Farbton ausgeliefert [1]. Die beliebte Cavendish-Banane ist allerdings durch die Panamakrankheit gefährdet. Dabei handelt es sich um einen Pilz (Fusarium oxysporum), der die Zellen zerstört, welche die Pflanze mit Wasser versorgen. Es gibt bisher kein wirksames Bekämpfungsmittel. Eine einmal befallene Plantage kann nicht mehr für den Anbau von Bananen genutzt werden, da der Pilz bis zu 50 Jahre im Boden bleibt. Da sich die Pflanze durch Ableger vermehrt, sind alle Pflanzen der Cavendish-Banane zu 100 % genetisch identisch. Der Pilz kann sich daher besonders schnell ausbreiten. Besonders der seit den 1990er Jahren bekannte Stamm „Tropical Race 4“ verbreitet sich schnell [3, 4]. Im Moment wird an unterschiedlichen Lösungsansätzen geforscht, unter anderem wird die Möglichkeit einer anaeroben Bodenentseuchung in Betracht gezogen [4].
Abbildung 2: Bananenplantage, Archivbild: Alfred Meyer/Pixabay
Die Schale einer Banane macht ungefähr 30 % dieser aus und landet in Deutschland meistens in der Mülltonne. Aber die Schale ist prinzipiell essbar. Beim Vergleich der Zusammensetzung des Fruchtfleischs mit der Bananenschale fällt auf, dass der Anteil an Kohlenhydraten in der Frucht höher ist als in der Schale. Die Bananenschale weist dagegen den höheren Ballaststoffanteil auf (siehe Tabelle 1). Der Gehalt an Calcium und Magnesium ist in der Schale höher, der Anteil an Kalium jedoch in der Frucht.
Banane (Frucht) [7]
|
Bananenschale [8]
|
|
---|---|---|
Wassergehalt [%] |
73,9
|
62,3
|
Kohlenhydrate [%] |
20
|
11,8
|
Ballaststoffe [%] |
1,8
|
8,4
|
Protein [%] |
1,2
|
2
|
Fett [%] |
0,2
|
5,9
|
Kalium [mg/kg] |
367
|
43,9
|
Magnesium [mg/kg] |
30
|
445
|
Calcium [mg/kg] |
6,5
|
591
|
In anderen Teilen der Welt ist die Verwendung von Bananenschalen dagegen, auch aufgrund des hohen Bananenverzehrs, ein Forschungsthema. In Indien ist die Verwendung von Bananenschalen als Futter für Wiederkäuer bereits üblich [5]. Außerdem wird an der Nutzung von pulverisierten Bananenschalen als Rohstoff für essbare Lebensmittelverpackungen geforscht [6].
Was wurde untersucht?
In der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 sind die Rückstandsgehalte von Pestiziden in Lebensmitteln festgelegt. Diese gelten bei Bananen für die gesamte, ungewaschene Frucht inklusive Schale. Für dieses Projekt wurden die Bananen sowohl, wie in der Verordnung vorgesehen, als ganze Frucht mit Schale, als auch die Schale und das Fruchtfleisch separat untersucht.
Untersuchungsergebnisse
Im März und April 2023 hat das CVUA Stuttgart 11 Proben Bananen aus konventionellem Anbau als Frucht mit Schale und sowohl das Fruchtfleisch und die Schale allein auf Rückständen an über 750 Pflanzenschutzmitteln und Kontaminanten untersucht. Bei 9 der 11 untersuchten Proben ist das Herkunftsland bekannt, die Proben stammen aus Costa Rica (5), Ecuador (3) und der Elfenbeinküste (1).
Anzahl Proben
|
Mittlerer Rückstandsgehalt
[mg/kg Probe] |
Stoffe pro Probe
|
|
---|---|---|---|
Gesamte Frucht mit Schale Bananen aus konventionellem Anbau (Projekt 2023) |
11
|
0,6
|
6,6
|
nur Schale Bananen aus konventionellem Anbau (Projekt 2023) |
11
|
1,06
|
6,9
|
Fruchtfleisch Bananen aus konventionellem Anbau (Projekt 2023) |
11
|
0,092
|
3,8
|
Gesamte Frucht mit Schale Bananen aus ökologischem Anbau (2021–2023) |
17
|
0,004
|
0,9
|
Der mittlere Rückstandsgehalt in Bananen aus konventionellem Anbau liegt in der Schale deutlich höher als im Fruchtfleisch der Banane (siehe Tabelle 2 und Abbildung 3), in der Frucht ohne Schale liegt der mittlere Rückstandsgehalt bei weniger als 10 % des mittleren Rückstandsgehalts in der Schale. Allerdings liegt der mittlere Rückstandsgehalt der Frucht ohne Schale aus konventionellem Anbau immer noch deutlich über dem mittleren Rückstandsgehalt der Bananen (mit Schale) aus ökologischem Anbau.
In keinem Fall wurden die Höchstgehalte für Bananen aus der VO (EG) Nr. 396/2005 überschritten. Dies gilt auch für die in der Schale nachgewiesenen, höheren Rückstandsgehalte.
Abbilddung 3: Gehalte an Pflanzenschutzmittelrückständen (Summer aller Rückstände) in Schale und Fruchtfleisch im Vergleich (11 Proben, CVUAS 2023)
Wie kommen die Pestizidrückstände in das Fruchtfleisch? Die nachgewiesenen Rückstände (siehe Anlage) sind überwiegend sogenannte systemische Wirkstoffe. Systemische Wirkstoffe bleiben nach der Applikation nicht nur auf der Pflanzenoberfläche, sie dringen ins Blattgewebe ein und werden z. T. im Pflanzengewebe verteilt. Somit können z. B. systemische Fungizide die Krankheitserreger auch im Inneren der Pflanze bekämpfen und werden bei Regen nicht abgewaschen.
Fazit
Die untersuchten Bananen aus konventionellem Anbau wiesen alle mehrere Rückstände an Pestiziden auf, wobei im Fruchtfleisch deutlich geringere Gehalte als in der Schale festgestellt wurden. Die festgestellten Gehalte waren alle unterhalb der gesetzlich festgelegten Rückstandshöchstgehalten, auch die Rückstandsgehalte in der Schale. Im Fall der im Rahmen des Projekts untersuchten Proben kann somit theoretisch die Bananenschale von konventionell erzeugten Bananen gegessen werden. Wer aber Pestizidrückstände möglichst vermeiden möchte, sollte lieber nur die Schale von Bio-Bananen essen.
Quellen
[1] Bananen mit mittlerer Reife – Aus grün wird gelb, Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), letzter Zugriff 15.06.2023
[2] Banana facts, Wageningen University and Research, letzter Zugriff 15.06.2023
[3] Gelb, krumm und heiß diskutiert: die Banane, Quarks, letzter Zugriff 15.06.2023
[4] What ist panama disease? Wageningen University and Research, letzter Zugriff 15.06.2023
[5] Salim et al, Raw Banana Peel Silage – An Alternative Livestock Feed, Ind. J. Pure App. Biosci. (2021) 9 (2), 84–88
[6] Santhoskumar et al, Studies on Mechanical Proprties and Biodegradation of Edible Food Wrapper from Banana Peel, Asian J. Adv. Basic. Sci.: 2019, 7 (2), 01–04
[7] Souci, Fachmann, Kraut, Die Zusammensetzung der Lebensmittel, 8. Revidierte und ergänzte Auflage, MedPharm 2016
[8] Hassan, H.F. et al, Exploring the Potentials of Banana (Musa Sapietum) Peels in Feed Formulation, International Journal of Advanced research in Chemical Science (IJARCS) Volume 5, Issue 5, 2018, PP 10–14
Anlagen
Probenbezeichnung | Stoff |
Gehalt in der Banane (Schale + Fruchtfleisch)
[mg/kg] |
Gehalt in der Schale
[mg/kg] |
Gehalt im Fruchtfleisch
[mg/kg] |
---|---|---|---|---|
Banane 1* Costa Rica |
Azoxystrobin |
0,34
|
0,78
|
0,027
|
Bifenthrin |
0,043
|
0,07
|
-
|
|
Fenpropidin |
0,034
|
0,021
|
0,002
|
|
Fenpropimorph |
0,045
|
0,052
|
0,008
|
|
Gibberelinsäure |
0,08
|
0,28
|
-
|
|
Myclobutanil |
0,27
|
0,47
|
0,076
|
|
Myclobutanil Metabolit RH9090 |
0,02
|
0,023
|
-
|
|
Pyriproxyfen |
0,24
|
0,3
|
0,004
|
|
Pyriproxyfen-4-hydroxy |
0,004
|
0,006
|
-
|
|
Summe aus Spirotetramat und Spirotetramat-enol |
0,002
|
-
|
0,007
|
|
Thiabendazol |
0,004
|
0,011
|
0,002
|
|
Banane 2* Costa Rica |
Azoxystrobin |
0,19
|
0,5
|
0,014
|
Bifenthrin |
0,021
|
0,036
|
-
|
|
Fenpropidin |
0,004
|
0,01
|
-
|
|
Gibberelinsäure |
0,076
|
0,16
|
-
|
|
Myclobutanil |
0,32
|
0,44
|
0,11
|
|
Myclobutanil Metabolit RH9090 |
0,035
|
0,053
|
0,015
|
|
Pyriproxyfen |
0,11
|
0,15
|
0,002
|
|
Pyriproxyfen-4-hydroxy |
0,003
|
0,004
|
-
|
|
Summe aus Spirotetramat und Spirotetramat-enol |
0,027
|
0,01
|
0,044
|
|
Banane 3 Ecuador |
Azoxystrobin |
0,28
|
0,021
|
0,011
|
Fenpropimorph |
0,003
|
0,005
|
-
|
|
Thiabendazol |
0,22
|
0,51
|
0,061
|
|
Thiabendazol-5-hydroxy |
0,005
|
0,016
|
-
|
|
Banane 4 Costa Rica |
Azoxystrobin |
0,41
|
0,79
|
0,02
|
Bifenthrin |
0,015
|
0,025
|
-
|
|
Pyriproxyfen |
0,003
|
0,005
|
-
|
|
Thiabendazol |
0,27
|
0,49
|
0,13
|
|
Thiabendazol-5-hydroxy |
0,009
|
0,018
|
0,003
|
|
Banane 5 Herkunft unbekannt |
Azoxystrobin |
0,042
|
0,092
|
0,005
|
Bifenthrin |
0,011
|
0,021
|
-
|
|
Gibberelinsäure |
0,033
|
0,076
|
-
|
|
Thiabendazol |
0,28
|
0,22
|
0,1
|
|
Thiabendazol-5-hydroxy |
0,013
|
0,021
|
0,002
|
|
Banane 6 Herkunft unbekannt |
Azoxystrobin |
0,094
|
0,13
|
0,009
|
Bifenthrin |
0,011
|
0,015
|
-
|
|
Chlorat |
|
0,008
|
-
|
|
Gibberelinsäure |
0,1
|
0,27
|
-
|
|
Myclobutanil |
0,07
|
0,065
|
0,015
|
|
Myclobutanil Metabolit RH9090 |
|
0,011
|
-
|
|
Pyriproxyfen |
0,063
|
0,026
|
-
|
|
Banane 7 Costa Rica |
Azoxystrobin |
0,1
|
0,18
|
0,011
|
Bifenthrin |
0,019
|
0,068
|
-
|
|
Fenpropimorph |
0,002
|
0,005
|
-
|
|
Gibberelinsäure |
0,02
|
0,049
|
-
|
|
Pyriproxyfen |
0,049
|
0,3
|
0,003
|
|
Pyriproxyfen-4-hydroxy |
|
0,007
|
-
|
|
Thiabendazol |
0,12
|
0,22
|
0,04
|
|
Thiabendazol-5-hydroxy |
0,004
|
0,011
|
0,001
|
|
Banane 8 Ecuador |
Azoxystrobin |
0,51
|
1,2
|
0,053
|
Bifenthrin |
0,011
|
0,028
|
-
|
|
Fenpropimorph |
0,005
|
0,012
|
0,002
|
|
Gibberelinsäure |
0,052
|
0,16
|
-
|
|
Pyriproxyfen |
0,03
|
0,09
|
-
|
|
Thiabendazol |
0,17
|
0,43
|
0,08
|
|
Thiabendazol-5-hydroxy |
0,009
|
0,02
|
0,001
|
|
Banane 9 Elfenbeinküste |
Azoxystrobin |
0,1
|
0,35
|
0,011
|
Azoxystrobinsäure |
0,019
|
0,029
|
-
|
|
Boscalid |
0,17
|
0,51
|
0,013
|
|
Fenpropimorph |
0,003
|
0,008
|
0,001
|
|
Gibberelinsäure |
0,13
|
0,37
|
0,015
|
|
Thiabendazol |
0,037
|
0,015
|
-
|
|
Banane 10 Ecuador |
Azoxystrobin |
0,27
|
0,36
|
0,008
|
Bifenthrin |
0,02
|
0,022
|
-
|
|
Fenpropidin |
0,002
|
0,004
|
-
|
|
Fenpropimorph |
0,006
|
0,015
|
0,002
|
|
Thiabendazol |
0,22
|
0,14
|
0,055
|
|
Thiabendazol-5-hydroxy |
0,006
|
0,007
|
-
|
|
Banane 11 Costa Rica |
Azoxystrobin |
0,26
|
0,38
|
0,013
|
Bifenthrin |
0,025
|
0,042
|
-
|
|
Fenpropidin |
0,023
|
0,026
|
0,002
|
|
Fenpropimorph |
0,004
|
0,007
|
0,001
|
|
Gibberelinsäure |
0,096
|
0,12
|
0,01
|
|
Pyriproxyfen |
0,097
|
0,14
|
0,002
|
|
Pyriproxyfen-4-hydroxy |
0,004
|
0,004
|
-
|
|
Thiabendazol |
0,15
|
0,12
|
0,023
|
|
Thiabendazol-5-hydroxy |
0,004
|
0,006
|
-
|
Stoff |
Höchstgehalt für Bananen* gemäß VO (EG) Nr. 396/2005
(Stand April/Mai 2023)[mg/kg] |
Wirkstoffart
|
---|---|---|
Azoxystrobin |
2
|
Fungizid
|
Bifenthrin |
0,1
|
Insektizid
|
Boscalid |
0,6
|
Fungizid
|
Chlorat |
0,3
|
Kontaminant
|
Fenpropidin |
0,2
|
Fungizid
|
Fenpropimorph |
0,6
|
Fungizid
|
Gibberelinsäure |
Kein Höchstgehalt
erforderlich
|
(natürlicher) Wachstumsregulator
|
Myclobutanil |
3
|
Fungizid
|
Myclobutanil Metabolit RH9090 |
-
|
Metabolit von Myclobutanil
|
Pyriproxyfen |
0,7
|
Insektizid; Biozid
|
Pyriproxyfen-4-hydroxy |
-
|
Metabolit von Pyriproxyfen
|
Spirotetramat (Summe aus Spirotetramat und Spirotetramat-enol) |
0,4
|
Insektizid
|
Thiabendazol |
6
|
Fungizid;
Nacherntebehandlungsmittel
|
Thiabendazol-5-hydroxy |
-
|
Metabolit von Thiabendazol
|