Rückstände und Kontaminanten in Frischgemüse aus konventionellem Anbau 2024

Florian Hägele, Kathi Hacker und Ellen Scherbaum

 

Zusammenfassung

Gemessen an den mittleren Rückstandsgehalten und der durchschnittlichen Anzahl von Stoffen pro Probe ist die Pestizidbelastung von frischem Gemüse aus konventionellem Anbau in 2024 gegenüber den Vorjahren etwas gestiegen. Gleichwohl ist die Zahl der untersuchten Proben mit einer oder mehreren Höchstgehaltsüberschreitungen jedoch von 5 % in 2023 auf nur noch 3 % in 2024 gesunken. Die nachgewiesenen Pestizidgehalte waren mit der Ausnahme einer Probe Porree alle gesundheitlich unbedenklich. Unser Tipp generell: Waschen Sie Gemüse vor dem Verzehr mit warmem Wasser ab, ein Teil der Rückstände lässt sich so entfernen.

 

Schmuckelement.

Überblick

Das CVUA Stuttgart hat im Jahr 2024 insgesamt 939 Proben Frischgemüse aus konventionellem Anbau auf Rückstände von über 700 verschiedenen Pestiziden, Pestizidmetaboliten sowie Kontaminanten untersucht. Inklusive der Screening-Methoden beläuft sich der Zahl untersuchten Stoffe auf über 1300. 858 dieser Proben (91 %) wiesen Rückstände von insgesamt 263 verschiedenen Pestizid-Wirkstoffen auf, siehe Anlage 3 (2023: 235, 2022: 232, 2021: 229, 2020: 219). Insgesamt wurden 4763 Rückstände quantifiziert (gemäß den gesetzlichen Rückstandsdefinitionen, siehe auch Anlage 4). Bei 29 Gemüseproben wurden Rückstände über dem gesetzlich festgelegten Höchstgehalt festgestellt (siehe Tabelle 1).

 

In den vorangegangenen Jahren 2020 bis 2023 lag die Beanstandungsquote bei frischem Gemüse konstant bei 5 %. In 2024 ist die Beanstandungsquote dagegen auf 3 % der untersuchten Proben frisches Gemüse gefallen. Es gilt jedoch zu bedenken, dass Rückstandsbefunde sehr stark von den untersuchten Proben und deren Herkunft abhängig sind. Zudem werden jedes Jahr andere Schwerpunkte gesetzt werden und risikoorientiert bestimmte Fragestellungen bearbeitet. Ergebnisse eines Jahres können daher nicht als repräsentativ betrachtet werden, und ein Vergleich mit anderen Berichtsjahren ist nur bedingt möglich.

 

Ergebnisse im Detail

Alle Proben wurden routinemäßig mit der QuEChERS-Multi-Methode und mit der QuPPe-Methode (für sehr polare Stoffe) auf ca. 700 Stoffe untersucht (über 1300 Stoffe inklusive Screening Methoden). Tabelle 1 gibt einen Überblick über die untersuchten Proben Frischgemüse aufgeschlüsselt nach dem Herkunftsgebiet.

 

Tabelle 1: Rückstände an Pestiziden in Gemüseproben aus konventionellem Anbau differenziert nach Herkunft (CVUAS 2024)
Frischgemüse
Proben Inland
Proben anderer EU-Länder
Proben Drittländer
Proben unbekannter Herkunft
Proben Gesamt
Anzahl Proben
446
316
135
42
939
davon mit Rückständen
382 (86 %)
302 (96 %)
133 (99 %)
41 (98 %)
858 (91 %)
Proben über Höchstgehalt
7 (2 %)
8 (3 %)
10 (7 %)
4 (10 %)
29 (3 %)
mittlerer Pestizidgehalt (mg/kg)
1,8
2,6
2,3
3,5
2,2
mittlerer Pestizidgehalt ohne Bromid und ohne Fosetyl (Summe) (mg/kg)*
0,38
0,88
0,5
2,3
0,65
Durchschnittliche Anzahl der Stoffe pro Probe
3,8
6,1
6,2
7
5,1

* Aufgrund der durchschnittlich vergleichsweise hohen Fosetyl- (Summe) und Bromid-Rückstände wird der mittlere Pestizidgehalt pro Probe stark beeinflusst. Deswegen wird der mittlere Pestizidgehalt pro Probe auch ohne Fosetyl (Summe) und Bromid angegeben.

 

Die Proben kamen aus mindestens 28 verschiedenen Herkunftsländern, wobei die Mehrzahl aus Deutschland (446), den Niederlanden (70), Spanien (157), Italien (49), Marokko (58) und der Türkei (40) stammten. Bei 42 Proben war die Herkunft nicht bekannt.

 

Im Schnitt wurden 5,1 verschiedene Wirkstoffe pro Probe nachgewiesen, wobei deutsche Proben mit 3,8 Wirkstoffen pro Probe am besten abschnitten. Beim Vergleich der Anzahl an Stoffe pro Probe muss berücksichtigt werden, dass die einzelnen Kulturen in den verschiedenen klimatischen Zonen einem unterschiedlich starken Schädlingsdruck ausgesetzt sind. Entsprechend individuell und unterschiedlich sind somit auch die erforderlichen Pflanzenschutzmaßnahmen. Der mittlere Pestizidgehalt lag bei den untersuchten Gemüseproben bei 0,65 mg/kg (ohne Bromid und Fosetyl (Summe)). Für inländische Proben lag der mittlere Pestizidgehalt (ohne Bromid und ohne Fosetyl (Summe)) mit 0,38 mg/kg deutlich niedriger.

 

Vergleicht man die Anzahl an verschiedenen Wirkstoffen pro Probe (5,1 Stoffe je Probe) und die mittleren Pestizidgehalte (0,65 mg/kg) in 2024 mit denen der vorrangegangenen Jahre (2023: 4,4 Stoffe je Probe; 0,49 mg/kg mittlerer Pestizidgehalt) so ist in beiden Fällen ein recht deutlicher Anstieg zu beobachten. Auch wenn uns die genauen Ursachen für diese Entwicklung nicht bekannt sind, könnten als Ursache dafür die herausfordernden klimatischen Anbaubedingungen in 2024 in Betracht gezogen werden.

 

Betrachtet man die Herkunftsländer mit der höchsten Quote an Überschreitungen genauer, so zeigt sich, dass die Länder mit den Überschreitungsquoten > 5 %, mit Ausnahme von Italien, Drittländer sind (siehe Tabelle 2).

 

Tabelle 2: Überschreitungen von Höchstgehalten in Gemüseproben aus konventionellem Anbau, Probenzahlen pro Land ≥ 5 (CVUAS 2024)
Land
Länderkategorie
Probenzahl
Proben > Höchstgehalt (%)
Ägypten
Drittland
5
1 (20 %)
Brasilien
Drittland
12
1 (8,3 %)
Türkei
Drittland
40
3 (7,5 %)
Marokko
Drittland
58
4 (6,9 %)
Italien
EU-Land
49
3 (6,1 %)
Spanien
EU-Land
157
4 (2,5 %)
Deutschland
Inland
446
7 (1,6 %)
Niederlande
EU-Land
70
1 (1,4 %)
Belgien
EU-Land
20
-
Frankreich
EU-Land
7
-
Ungarn
EU-Land
5
-

 

Infokasten

Rückstandshöchstgehalte

Rückstandshöchstgehalte sind keine toxikologischen Endpunkte oder toxikologische Grenzwerte. Sie werden aus Rückstandsversuchen abgeleitet, die unter realistischen Bedingungen durchgeführt werden. Danach erfolgt eine Gegenüberstellung der zu erwartenden Rückstände mit den toxikologischen Grenzwerten, um die gesundheitliche Unbedenklichkeit bei lebenslanger und ggf. einmaliger Aufnahme sicherzustellen.

 

Rückstandshöchstgehalte regeln den Handel und dürfen nicht überschritten werden. Ein Lebensmittel mit Rückständen über dem Rückstandshöchstgehalt ist nicht verkehrsfähig, darf also nicht verkauft werden. Nicht jede Überschreitung von Rückstandshöchstgehalten geht jedoch mit einem gesundheitlichen Risiko einher. Hier ist eine differenzierte Betrachtung erforderlich.

 

BVL-Broschüre, Pflanzenschutzmittel–sorgfältig geprüft, verantwortungsvoll zugelassen, Mai 2022

 

Toxikologische relevante Rückstandsgehalte auf frischem Gemüse bleiben auch in 2024 erfreulicherweise die absolute Ausnahme. Wie im Vorjahr wies nur eine der untersuchten Gemüseproben aus konventionellem Anbau Gehalte auf, die bei der Anwendung des EFSA PRIMo-Modells der EU eine Ausschöpfung der ARfD über 100 % ergab: Porree aus Deutschland mit Nikotin-Rückständen. Die Probe wurde als für den Verzehr durch den Menschen ungeeignet und damit nicht sicher (i. S. von Artikel 14 Abs. 2b VO (EG) Nr. 178/2002) beurteilt.

 

Infokasten

Akute Referenzdosis (Acute Reference Dose, ARfD)

Zur Bewertung von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen, die eine hohe akute Toxizität aufweisen und schon bei einmaliger oder kurzzeitiger Aufnahme gesundheitsschädliche Wirkungen auslösen können, eignet sich der ADI-Wert (acceptable daily intake) nur eingeschränkt. Da er aus längerfristigen Studien abgeleitet wird, charakterisiert er eine akute Gefährdung durch Rückstände in der Nahrung möglicherweise unzureichend. Deshalb wurde neben dem ADI-Wert ein weiterer Expositionsgrenzwert eingeführt, die sogenannte akute Referenzdosis (acute reference dose, ARfD). Die Weltgesundheitsorganisation hat die ARfD als diejenige Substanzmenge definiert, die über die Nahrung innerhalb eines Tages oder mit einer Mahlzeit aufgenommen werden kann, ohne dass daraus ein erkennbares Gesundheitsrisiko für den Verbraucher resultiert. Anders als der ADI- wird der ARfD-Wert nicht für jedes Pflanzenschutzmittel festgelegt, sondern nur für solche Wirkstoffe, die in ausreichender Menge geeignet sind, schon bei einmaliger Exposition die Gesundheit zu schädigen.

 

» EU Pesticides database

» EFSA calculation model Pesticide Residue Intake Model “PRIMo”– revision 3.1

 

In den Tabellen 3 bis 7 sind die Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen bei Gemüse differenziert nach Gemüsesorten aufgeführt. Anlage 1 listet die Höchstgehaltsüberschreitungen in konventionell erzeugtem Frischgemüse auf, Anlage 2 und 3 zeigen die Häufigkeitsverteilung der nachgewiesenen Wirkstoffe.

 

Tabelle 3: Rückstände in Gemüseproben aus konventionellem Anbau differenziert nach Sorten (CVUAS 2024)
Matrix
Anzahl Proben 
Proben mit Rückständen
Proben mit Mehrfach­rück­ständen
Proben > Höchstgehalt
Anzahl Befunde > Höchstgehalt
Stoffe über dem Höchstgehalt*
Blattgemüse
349
331 (95 %)
307 (88 %)
6 (2 %)
6
Biphenyl; Tau-Fluvalinat; Metamitron; Chloridazon, Summe; Fenpyroximat; Nikotin
Fruchtgemüse
419
367 (88 %)
311 (74 %)
17 (4 %)
26
Acetamiprid (3x); Floni­camid, Summe (3x); Chlorat (2x); Fenazaquin (2x); Fosetyl, Summe; Ethion; Chlorfenapyr; Etoxazol; Clothianidin; Cyromazin; Clofentezin; Propiconazol; Tricyclazol; Tebufenpyrad; Tolfenpyrad; Nikotin; Deltamethrin; Fipronil, Summe; Carbofuran, Summe; Broflanilid
Sprossgemüse
91
82 (90 %)
55 (60 %)
2 (2 %)
2
Fosetyl, Summe; Flonicamid, Summe
Wurzelgemüse
80
78 (98 %)
75 (94 %)
4 (5 %)
4
Dimethomorph (2x); Linuron; Prometryn
SUMME
939
858 (91 %)
748 (80 %)
29 (3 %)
38
 

* einzelne Proben enthielten mehr als nur einen Stoff über dem Höchstgehalt

 

Darstellung der Ergebnisse für die einzelnen Gemüsesorten

Blattgemüse enthielt im Mittel 6,2 verschiedene Wirkstoffe und wies mit 1,2 mg Pestizidrückstände pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Bromid und ohne Fosetyl (Summe)) den höchsten Rückstandsgehalt von allen Gemüsesorten auf. Besonders Kräuter und Salate enthalten häufiger zahlreiche Pestizide und auch höhere Gehalte. Ursächlich dafür ist, dass bei Blattgemüse einerseits die Pestizidwirkstoffe direkt auf die Pflanzenteile angewandt werden, die letztendlich auch verzehrt werden, und andererseits Blattgemüse häufig eine große Oberfläche aufweist (z. B. krause Petersilie) was generell höhere Pestizidgehalte begünstigt.

 

Tabelle 4: Rückstände in Blattgemüse aus konventionellem Anbau (CVUAS 2024)
Matrix
Anzahl Proben
Proben mit Rückständen*
Proben mit Mehrfach­rück­ständen*
Proben > Höchstgehalt
Stoffe über dem Höchstgehalt
Basilikum
7
6 (86 %)
5 (71 %)
-
-
Bataviasalat
1
-
-
-
-
Bleichsellerie
2
2
2
-
-
Chicoree
4
4
4
-
-
Chinakohl
6
6 (100 %)
5 (83 %)
-
-
Dill
26
26 (100 %)
26 (100 %)
-
-
Eichblattsalat
14
13 (93 %)
13 (93 %)
-
-
Eisbergsalat
57
53 (93 %)
47 (82 %)
-
-
Feldsalat
9
7 (78 %)
6 (67 %)
-
-
Grünkohl
4
3
3
1
Chloridazon, Summe
Karottenblätter**
14
14 (100 %)
14 (100 %)
-
-
Kopfsalat
9
8 (89 %)
8 (89 %)
-
-
Koriander
4
4
4
1
Metamitron
Lauchzwiebel
6
6 (100 %)
6 (100 %)
-
-
Lollo
4
4
4
-
-
Mangold
1
1
-
-
-
Minze
6
6 (100 %)
6 (100 %)
1 (17 %)
Fenpyroximat
Pak-Choi
1
1
1
-
-
Petersilienblätter
31
31 (100 %)
31 (100 %)
1 (3 %)
Tau-Fluvalinat
Porree
24
22 (92 %)
18 (75 %)
2 (8 %)
Biphenyl; Nikotin
Radiccio
4
3
2
-
-
Radieschenblätter**
10
10 (100 %)
10 (100 %)
-
-
Römischer Salat
17
17 (100 %)
16 (94 %)
-
-
Rosenkohl
16
16 (100 %)
15 (94 %)
-
-
Rotkohl
5
3 (60 %)
2 (40 %)
-
-
Rucola
19
19 (100 %)
19 (100 %)
-
-
Schnittlauch
5
5 (100 %)
5 (100 %)
-
-
Schnittsalat
1
1
1
-
-
Sonstige Kräuter
5
4 (80 %)
4 (80 %)
 
 
Spinat
6
6 (100 %)
5 (83 %)
-
-
Weißkohl
23
22 (96 %)
17 (74 %)
-
-
Wirsingkohl
5
5 (100 %)
5 (100 %)
-
-
Zitronengras
2
2
2
-
-
Zuckerhutsalat
1
1
1
-
-
SUMME
349
331 (95 %)
307 (88 % )
6 (2 %)
 

* Bei Probenzahl unter 5 keine prozentuale Angabe
** weitere Informationen: [1] und [2]

 

Fruchtgemüse enthielt im Mittel 4,6 verschiedene Wirkstoffe, aber nur 0,18 mg Pestizidrückstände pro kg Probe (mittlerer Pestizidgehalt ohne Bromid und ohne Fosetyl (Summe)), d. h. die nachgewiesenen Stoffe sind zwar häufig, aber nur in kleineren Konzentrationen vorhanden. Dies lässt nicht zwangsläufig darauf schließen, dass Fruchtgemüse während der Vegetation weniger häufig oder in kleineren Konzentrationen mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wird als andere Gemüsearten, vielmehr werden viele Gemüsesorten nach der Ernte gewaschen und so von an der Oberfläche anhaftende Rückstände befreit. In den letzten Jahren wurde die Nacherntebehandlung zunehmend automatisiert und hat sich weit verbreitet.

 

Gemessen an der Zahl an Höchstmengenüberschreitungen bleibt Fruchtgemüse verglichen mit Blatt-, Spross- oder Wurzelgemüse, wie in jedem Jahr, am auffälligsten. Insbesondere bei Paprika (Gemüsepaprika, Chili oder Peperoni) können verhältnismäßig häufig Pestizidgehalte über den festgesetzten Höchstgehalten festgestellt werden. Die auffälligen Paprikaproben stammen dabei vornehmlich aus Nicht-EU Ländern wie der Türkei oder Marokko.

 

Infokasten

Was sind Melonen, Obst oder Gemüse?

Vielleicht sind Sie überrascht die Melonen hier in der Auswertung für Gemüse zu finden. Was ist denn der Unterschied?

Obst wird häufig in rohem Zustand verzehrt, ist zucker- und säurereich und in reifem Zustand weich und leicht zu kauen. Es handelt sich überwiegend um die Früchte mehrjähriger holziger Gewächse.

Gemüse sind essbare Teile einjähriger krautiger Pflanzen. Man unterscheidet je nachdem welcher Teil verzehrt wird zwischen Blattgemüse, Fruchtgemüse, Sprossgemüse und Wurzelgemüse. Gemüse werden häufig in gekochtem Zustand verzehrt. Sie enthalten in der Regel wenig Zucker und Säure und sind zum Teil sehr fest.

Melonen gehören zu den Kürbisgewächsen, sind also ein Fruchtgemüse, allerdings untypisch süß und weich, so dass sie wie Obst verwendet werden.

 

Tabelle 5: Rückstände in Fruchtgemüse aus konventionellem Anbau (CVUAS 2024)
Matrix
Anzahl Proben
Proben mit Rückständen*
Proben mit Mehrfach­rück­ständen*
Proben > Höchstgehalt
Stoffe über dem Höchstgehalt**
Aubergine
28
27 (96 %)
21 (75 %)
1 (4 %)
Flonicamid, Summe
Bittergurke
1
1
-
-
 
Bohne grüne
12
12 (100 %)
9 (75 %)
1 (8 %)
Fosetyl, Summe
Chilischote
4
4
4
2
Acetamiprid (2x); Broflanilid; Carbofuran, Summe; Ethion; Fipronil, Summe; Tolfenpyrad; Tricyclazol
Erbse mit Schote
4
4
3
1
Propiconazol
Gemüsepaprika
100
95 (95 %)
83 (83 %)
6 (6 %)
Fenazaquin (2x); Acetamiprid; Clofentezin; Clothianidin; Flonicamid, Summe; Nikotin
Gurke
44
40 (91 %)
38 (86 %)
-
 
Kürbis
9
7 (78 %)
5 (56 %)
-
 
Melone
54
53 (98 %)
51 (94 %)
1 (2 %)
Cyromazin
Okraschote
3
3
3
2
Chlorat; Flonicamid, Summe
Peperoni
6
6 (100 %)
6 (100 %)
1 (17 %)
Deltamethrin; Etoxazol; Tebufenpyrad
Tomate
99
80 (81 %)
62 (63 %)
1 (1 %)
Chlorfenapyr
Zucchini
44
32 (73 %)
26 (59 %)
1 (2 %)
Chlorat
Zuckermais
11
3 (27 %)
-
-
 
SUMME
419
367 (88 %)
311 (74 %)
17 (4 %)
 

* Bei Probenzahl unter 5 keine prozentuale Angabe
** einzelne Proben enthielten mehr als nur einen Stoff über dem Höchstgehalt

 

Sprossgemüse enthielt im Mittel 2,8 verschiedene Wirkstoffe und 0,51 mg Pestizidrückstände pro kg Probe (mittlerer Pestizidgehalt ohne Bromid und ohne Fosetyl (Summe)). Berücksichtigt man auch die Bromid- und Fosetyl (Summe)-Gehalte, so lag der mittlere Pestizidgehalt bei 1,1 mg/kg.

 

Tabelle 6: Rückstände in Sprossgemüse aus konventionellem Anbau (CVUAS 2024)
Matrix
Anzahl Proben
Proben mit Rückständen*
Proben mit Mehrfach­rück­ständen*
Proben > Höchstgehalt
Stoffe über dem Höchstgehalt
Artischocke
1
-
-
-
 
Blumenkohl
8
5 (63 %)
4 (50 %)
-
 
Broccoli
14
14 (100 %)
13 (93 %)
1 (7 %)
Flonicamid, Summe
Fenchel
3
3
1
-
 
Knoblauch
3
3
2
-
 
Kohlrabi
15
13 (87 %)
9 (60 %)
-
 
Mungobohnenkeimling
1
1
-
-
 
Sojakeimling
1
1
-
-
 
Spargel
25
22 (88 %)
8 (32 %)
1 (4 %)
Fosetyl, Summe
Zwiebel
20
20 (100 %)
18 (90 %)
-
 
SUMME
91
82 (90 %)
55 (60 %)
2 (2 %)
 

* Bei Probenzahl unter 5 keine prozentuale Angabe

 

Wurzelgemüse enthielt im Mittel 5,0 Wirkstoffe pro Probe und vergleichsweise hohe Pestizidrückstände von 0,78 mg pro kg Probe (mittlerer Pestizidgehalt ohne Bromid und ohne Fosetyl (Summe)), d. h. die festgestellten Stoffe waren häufig nur in Spuren vorhanden.

 

Tabelle 7: Rückstände in Wurzelgemüse aus konventionellem Anbau (CVUAS 2024)
Matrix
Anzahl Proben
Proben mit Rückständen*
Proben mit Mehrfach­rück­ständen*
Proben > Höchstgehalt
Stoffe über dem Höchstgehalt
Ingwer
2
2
2
-
 
Knollensellerie
5
5 (100 %)
5 (100 %)
-
 
Kohlrübe
2
2
2
-
 
Mohrrübe
41
41 (100 %)
39 (95 %)
2 (5 %)
Dimethomorph; Linuron
Pastinake
3
3
3
1
Dimethomorph
Petersilienwurzel
1
1
1
1
Prometryn
Radieschen
20
20 (100 %)
19 (95 %)
-
 
Rettich
3
2
2
-
 
Rote Bete
3
2
2
-
 
SUMME
80
78 (98 %)
75 (94 %)
4 (5 %)
 

* Bei Probenzahl unter 5 keine prozentuale Angabe

 

Mehrfachrückstände

Rückstände mehrerer Pestizide waren auch im Jahr 2024 bei Gemüse sehr häufig nachweisbar: 748 Gemüseproben (80 %) wiesen Mehrfachrückstände auf. Die Rückstandsbefunde sind sehr stark von den untersuchten Proben und deren Herkunft abhängig. Da jedes Jahr andere Schwerpunkte gesetzt werden oder risikoorientiert bestimmte aktuelle Fragestellungen bearbeitet werden, sind die Ergebnisse eines Jahres als nicht repräsentativ anzusehen, und somit nur bedingt vergleichbar.

 

Infokasten

Mehrfachrückstände

Wird in oder auf einem Lebensmittel gleichzeitig mehr als ein Pflanzenschutzmittelwirkstoff nachgewiesen, spricht man von Mehrfachrückständen. Für das Auftreten dieser Mehrfachrückstände ist grundsätzlich eine Vielzahl von Ursachen denkbar. Neben der Anwendung unterschiedlicher Wirkstoffe während der Wachstumsphase zur Bekämpfung verschiedener Schadorganismen können sie beispielsweise auf die Anwendung von Kombinationspräparaten mit mehreren Wirkstoffen oder einen gezielten Wirkstoffwechsel zur Vermeidung der Entwicklung von Resistenzen bei Schaderregern zurückzuführen sein. Auch während der Lagerung und/oder beim Transport ist eine weitere Anwendung bzw. eine Übertragung von kontaminierten Transportbehältern oder Förderbändern möglich. Geringe Wirkstoffrückstände können von vorangegangenen Anwendungen oder durch Abdrift bei Pflanzenschutzmaßnahmen von benachbarten Feldern stammen. Des Weiteren setzen sich manche Proben aus Partien von verschiedenen Erzeugern zusammen, die unterschiedliche Wirkstoffe angewendet haben. Darüber hinaus kann auch eine nicht ausreichende Umsetzung der guten landwirtschaftlichen Praxis bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln nicht immer ausgeschlossen werden.

 

Quelle: BVL Hintergrundinformation: Mehrfachrückstände von Pflanzenschutzmitteln in und auf Lebensmitteln

 

Einzelne Stoffe mit Besonderheiten

Phosphonsäure und Fosetyl

Rückstände an Phosphonsäure können als Folge der Anwendung der fungiziden Pflanzenschutzmittelwirkstoffe Fosetyl und Salze der Phosphonsäure (in Deutschland im Obst- und Gemüsebau, z. B. bei Gurke, Salaten, Paprika und frischen Kräutern zugelassen) sowie aus früheren Anwendungen von Pflanzenstärkungsmitteln (sog. Blattdünger) auftreten.

 

Als gesetzlicher Höchstgehalt ist für den Wirkstoff Phosphonsäure ein Summenhöchstgehalt mit Fosetyl-Al (Summe aus Fosetyl und Phosphonsäure und deren Salzen, ausgedrückt als Fosetyl) festgesetzt.

 

In Gemüseproben wurde Phosphonsäure in 290 von insgesamt 939 Proben, das entspricht 31 % aller untersuchten Gemüseproben, mit Gehalten bis zu 45,4 mg/kg Phosphonsäure (entspricht 61,0 mg Fosetyl, Summe) nachgewiesen. Der Wirkstoff Fosetyl selbst konnte lediglich in sieben Proben nachgewiesen werden (3x Gurke, 2x Melone und 2x Rucola). Zwei Proben wurden wegen einer Überschreitung des Höchstgehaltes beanstandet (siehe Anlage 1).

 

Aufgrund der vergleichsweise hohen Rückstände an Phosphonsäure bzw. Fosetyl (Summe) wird der mittlere Pestizidgehalt pro Probe stark beeinflusst. In Tabelle 1 wird der mittlere Pestizidgehalt pro Probe deshalb auch ohne Fosetyl (Summe) angegeben.

 

Infokasten

Phosphonsäure und Fosetyl

Sowohl Fosetyl als auch Phosphonsäure sind in der EU zugelassene fungizide Wirkstoffe, die unabhängig vom Eintragsweg unter den Anwendungsbereich der VO (EG) Nr. 396/2005 fallen.

Neben der Anwendung als Fungizid ist ferner ein Eintrag durch Düngemittel (sog. Blattdünger), die Phosphonate (Salze der Phosphonsäure) enthalten, denkbar. Diese Anwendung ist jedoch durch die Einstufung der Phosphonate als Fungizide seit dem Erntejahr 2014 nicht mehr möglich. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die Pflanzen Phosphonsäure speichern und erst im Laufe der Zeit abgeben, so dass auch Jahre später noch Befunde auf eine früher zulässige Blattdünung zurückgehen können.

Ab Ende April 2025 wird die bestehende Rückstandsdefinition für Fosetyl, Summe (Fosetyl-Al) jedoch geändert. Da Rückstände an Fosetyl in der Regel nicht nachweisbar sind, wird es ab diesem Zeitpunkt nur noch Grenzwerte für den Wirkstoff Phosphonsäure (Phosphonsäure und seine Salze, ausgedrückt als Phosphonsäure) geben.

 

Tabelle 8: Phosphonsäure und Fosetyl-Rückstände in Gemüse aus konventionellem Anbau (CVUAS 2024)
Matrixgruppe Parametername
Anzahl positiver Befunde
Anteil positiver Befunde
Bereich (mg/kg)
Blattgemüse Phosphonsäure
107
 
0,01–45,4
Fosetyl
2
 
0,012–0,21
Fosetyl, Summe (berechnet)
107
30,70 %
0,014–61,0
Fruchtgemüse Phosphonsäure
136
 
0,01–19,9
Fosetyl
5
 
0,013–0,7
Fosetyl, Summe (berechnet)
136
32,50 %
0,013–27,4
Sprossgemüse Phosphonsäure
25
 
0,011–11,4
Fosetyl, Summe (berechnet)
25
27,50 %
0,022–15,3
Wurzelgemüse Phosphonsäure
22
 
0,01–7,4
Fosetyl, Summe (berechnet)
22
27,50 %
0,013–9,9

 

Bromid

Bromid (Abbauprodukt des Begasungsmittels Methylbromid) ist z. T. in hohen Mengen in Gemüseproben anzutreffen. Bromid kann aber auch aus dem Boden stammen und damit natürlichen Ursprungs sein. Ferner gibt es Hinweise darauf, dass in meeresnahen Böden die natürlichen Gehalte an Bromid höher sein können. Dies gibt Italien häufig als Ursache für erhöhte Gehalte an. Aus diesem Grund wurden zur Auswertung nur Gehalte > 10 mg/kg aufgeführt, da man erst ab diesem Wert von einer Anwendung des Begasungsmittels Methylbromid ausgehen kann. Bromidgehalte > 10 mg/kg wurden in 35 Proben (3,7 %) mit einem Gehalt bis zu 60,0 mg/kg (Zitronengras) nachgewiesen. Höchstgehaltsüberschreitungen gab es keine.

 

Da der mittlere Pestizidgehalt sehr stark durch die hohen Gehalte beeinflusst wurde, erfolgte die Auswertung in Tabelle 1 auch ohne Bromid

 

Methylbromid war, wegen seiner schnellen und effektiven Wirkung, lange Zeit ein weit verbreitetes Begasungsmittel. Jedoch ist Methylbromid sehr schädigend für die Ozonschicht. Deswegen schlossen 175 Länder 1987 einen internationalen Vertrag (The Montreal Protocol) ab, indem sie sich dazu verpflichteten, den Einsatz von Methylbromid als Begasungsmittel bis 2015 zu begrenzen und alternative Begasungsmittel einzusetzen. Seit 2015 ist der Einsatz von Methylbromid weltweit stark eingeschränkt. Somit ist mit einem rückläufigen Trend der Bromidgehalte in den nächsten Jahren zu rechnen. Allerdings ist die Begasung von Containern für den Seetransport in vielen Ländern weiterhin üblich und möglich.

 

Nikotin

Immer wieder findet das CVUA Stuttgart Rückstände des in der EU nicht mehr zugelassenen Pestizidwirkstoffs Nikotin in Gemüse. Neben einer gezielten Anwendung von Nikotin als Pflanzenschutzmittel oder als Tabaksud als vermeintlich ökologisches Mittel können die Nikotingehalte auch aus natürlichen Gehalte der Pflanze selbst oder durch Kontamination mit Tabakstäuben oder Raucherhänden resultieren (siehe hierzu auch [3]). Insgesamt wurden im Berichtsjahr zwei auffällige Befunde über dem gesetzlich festgelegten Rückstandshöchstgehalt festgestellt (Porree und Gemüsepaprika).

 

Bildernachweis

CVUA Stuttgart, Pestizidlabor

 

Quellen

[1] CVUAS, Radieschenblätter im Smoothie oder Salat – immer eine gute Idee?

[2] CVUAS, Pestizide in Karotten: Eine vergleichende Analyse von Wurzeln und Blättern

[3] CVUAS, Nikotin in Lebensmitteln–was hat Rauchen damit zu tun?

 

Anlagen

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Artikel erstmals erschienen am 24.04.2025