Antibiotika-Resistenzen bei Nutztieren: Aktuelle Daten aus unserer Diagnostik
Dr. Reinhard Sting, Fachtierarzt für Mikrobiologie; Dr. Catharina Pölzelbauer, Fachtierärztin für Mikrobiologie
Antibiotika sind die wirkungsvollsten Arzneimittel gegen bakterielle Infektionen. Allerdings stellen Antibiotika-Resistenzen eine immer größere Herausforderung für die Human- und Veterinärmedizin dar. Deshalb muss die Verwendung von Antibiotika reduziert und die Anwendung zielgerichtet erfolgen. Antibiogramme (Resistenztesten) stellen wirkungsvolle Maßnahmen dar, um die Entwicklung und Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen einzugrenzen.
Verschiedene Leitlinien geben den behandelnden Tierärztinnen und Tierärzten Empfehlungen für den verantwortungsvollen Gebrauch von Antibiotika bei Tieren [1, 2, 3, 4]. Darüber hinaus sind in der jeweils gültigen Fassung der Verordnung über tierärztliche Hausapotheken (TÄHAV) die Vorgaben zur Reduktion der verwendeten Antibiotikamengen geregelt [5]. Daten und Fakten zur Verbreitung von Antibiotikaresistenzen in der Human- und Veterinärmedizin in Deutschland werden regelmäßig vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berichten des Nationalen Resistenzmonitorings veröffentlicht [6].
Ziel ist es, Antibiotika von der Therapieanwendung auszuschließen, bei denen von einer schwachen oder nicht vorhandenen Wirksamkeit auszugehen ist. Antibiogramme müssen nach festgelegten Standards durchgeführt werden, um reproduzierbare und vergleichbare Ergebnisse zu erzielen. Hierzu gehört das Vorliegen der zu testenden Bakterien in Reinkulturen, die Identifizierung der Bakterien am besten auf Spezies-Ebene sowie die Anwendung validierter Methoden und Interpretationen der Ergebnisse.
Methode der Wahl für die Erstellung von Antibiogrammen (Resistenztesten) ist die Bestimmung minimaler Hemmkonzentrationen (MHK), z. B. mit Hilfe der Bouillon-Dilutionsmethode [7]. Dadurch ist es möglich, Antibiotika-Resistenzen zu erkennen und deren Entwicklung zu beobachten.
Die hier zusammengestellten Daten sollen Hilfestellungen für Initialbehandlungen häufig vorkommender bakterieller Infektionen bei verschiedenen Nutztierarten und eine realistische Einschätzung des zu erwartenden Therapieerfolgs geben. Dies stellt jedoch keinen Ersatz für die gezielte Erstellung von Antibiogrammen (Resistenztesten) dar. Zu beachten sind vor allem § 13 (Antibiogrammpflicht) und § 14 (Verfahren zur Erstellung eines Antibiogramms) der TÄHAV [5].
Hinweis
Im Jahr 2024 haben wir das Profil der Antibiotika in unseren Antibiogrammen (Resistenztesten) geändert, da die Profile für Gram-positive Bakterien und Gram-negative Bakterien nicht mehr vertrieben werden. Es wurde deshalb wieder auf das alte Profil für Großtiere umgestellt, das sowohl Gram-positive Bakterien als auch Gram-negative Bakterien erfasst. Es werden deshalb bei Großtieren nur Daten aus dem Jahr 2024 präsentiert.
Die hier dargestellten Diagramme mit den genannten Antibiotika-Profilen entstammen von Antibiogrammen (Resistenztesten), die im Jahr 2024 (Rind, Schwein, Schaf, Ziege, Pferd) und in den Jahren 2020 bis 2024 (Hühner und Puten) erstellt wurden.
Auswertungen früherer Jahre finden Sie unter:
- Antibiotika-Resistenzen bei Nutztieren: Ergebnisse aus 2018/2019, 2020 und 2021
- Antibiotika-Resistenzen bei Nutztieren: Ergebnisse aus 2019 bis 2022
- Antibiotika-Resistenzen bei Nutztieren: Ergebnisse aus 2019 bis 2023
Angewendete Techniken
Die im folgenden dargestellten Ergebnisse wurden durch Anwendung folgender Methoden erzielt:
Die Identifizierung der Bakterien erfolgte mittels MALDI-TOF Massenspektrometrie [8].
Die Antibiogramme wurden mit Hilfe der Bouillon-Mikrodilutionsmethode zur Bestimmung minimaler Hemmkonzentrationen (MHK) durchgeführt [7].
Angewendet wurden die Mikrotiterplatten Micronaut Großtiere (Rind, Schwein, Schaf, Ziege und Pferd) (E1-318-100, MICRONAUT-S Großtiere, Mikronaut, Sifin Diagnostics GmbH) und Micronaut-S AviPro Plate (Huhn und Pute) (Merlin Diagnostik, Bornheim-Hersel).
Antibiotikum | Antibiotikum-Gruppe |
---|---|
Amoxycillin/Clavulansäure | Penicillin |
Ampicillin | Penicillin |
Cefotaxim | Cephalosporin der 3. Generation |
Cefpodoxim-Proxetil | Cephalosporin der 3. Generation |
Ceftiofur | Cephalosporin der 3. Generation |
Cephalotin | Cephalosporin der 1. Generation |
Colistin | Polypeptidantibiotikum (syn. Polymyxin E) |
Doxycyclin | Tetracyclin |
Enrofloxacin | Fluorchinolon |
Erythromycin | 14-gliedriges Makrolid |
Florfenicol | Fenicol |
Gamithromycin | 15-gliedriges Makrolid |
Gentamicin | Aminoglycosid |
Lincomycin | Lincosamid |
Lincospectin (Lincomycin/Spectinomycin) | Lincosamid/Aminoglycosid |
Neomycin | Aminoglycosid |
Oxacillin | Isoxazolylpenicillin (Penicillinase-resistente Penicilline) |
Penicillin G-Kalium | Penicillin |
Rifampicin | Ansamycin |
Spectinomycin | Aminoglycosid |
Streptomycin | Aminoglycosid |
Sulfamethoxazol/Trimethoprim | Potenziertes Sulfonamid |
Tetracyclin | Tetracyclin |
Tiamulin | Pleuromutiline |
Tildipirosin | 16-gliedrige Makrolid |
Tilmicosin | 16-gliedrige Makrolid |
Tulathromycin | 15-gliedriges Makrolid |
Tylosin | 16-gliedrige Makrolid |
Informationen zu den in den Antibiogrammen (Resistenztesten) eingesetzten Antibiotika-Klassen und einzelnen Antibiotika finden Sie auch in dem Merkblatt „Antibiotika" (Rubrik "Bakteriologie“).
Hinweise zu den Grafiken
Präsentiert werden vergleichende Daten der Antibiogramme, die für Großtiere (Rind, Schwein, Schaf, Ziege, Pferd) im Jahr 2024 und für Geflügel (Huhn, Pute) in den Jahren 2020 bis 2024 im Rahmen bakteriologisch-kultureller Untersuchungen erstellt worden sind. Bei den Einsendungen handelt es sich um Proben erkrankter Tiere und um Proben aus unserer Pathologie. Hinzu kommen Proben zur Untersuchung auf Zuchttauglichkeit von Stuten und Hengsten. In den Überschriften zu den Grafiken sind die Tierarten, die getesteten Bakterien und die Lokalisationen der Probenentnahmen aufgeführt. Bakterien vom Geflügel (Huhn, Pute) stammten von verschieden Lokalisationen (Darm/Kot, Tupfer, Tierkörper/Organe).
Quellen
Anlagen
Download der Diagramme 2024 als PDF-Dokument