Von der diagnostischen Probe bis zum Ergebnis
Spezielle Hinweise für bakteriologische Untersuchungen
Von der Probe bis zum Ergebnis sind es oft zahlreiche Schritte, von denen dem Probentransport als einer er ersten entscheidende Bedeutung zukommt. Als wichtigste beeinflussende Parameter auf dem Weg der Probe von der Entnahme bis zum Labor sind die Transportbedingungen und die Transportdauer zu nennen. Dies haben wir zum Anlass genommen, am Beispiel von Genitaltupferproben von Stuten diese wichtigen, die Anzüchtung von Bakterien beeinflussenden Parameter näher zu untersuchen und entsprechende Hinweise zu geben.
Diese Untersuchungen haben gezeigt, dass generell die Empfehlung ausgesprochen werden muss, für den Versand von Tupferproben für kulturell bakteriologische Untersuchungen Transportmedien zu verwenden und die Transportdauer auf nur wenige Tage zu begrenzen.
Einleitung
Für die Diagnosestellung bakterieller Infektionen ist die Anzüchtung krankheitserregender
Keime unverzichtbar. So ermöglicht die kulturell-bakteriologische Untersuchung nicht
nur den Nachweis lebens- und somit vermehrungsfähiger Keime sondern auch die Anfertigung
der für eine Therapie unverzichtbaren Prüfungen auf die Wirksamkeit von Antibiotika
(Resistenzteste oder Antibiogramme genannt):
Nachweis von Wirksamkeiten
antibakteriell wirksamer Chemotherapeutika (Antibiotika)
Unbestritten ist die Bedeutung der Probenahme unter soweit als möglich sterilen Kautelen. Hierdurch wird das Überwachsen oder eine Wachstumshemmung empfindlicher und langsam wachsender bakterieller Krankheitserreger durch eine unerwünschte Begleitflora vermieden oder zumindest vermindert.
Ebenso wichtig ist aber auch, was mit den Proben während des Zeitraumes zwischen deren Entnahme und Bearbeitung im Labor geschieht. In diesem Zeitraum haben zahlreiche Parameter wie Probentransportmaterial (Tupfermaterial, Transportmedien), Temperatur, Feuchtigkeit, Transportdauer u.a. nicht nur Einfluss auf pathogene Keime sondern auch auf unerwünschte Begleitkeime und somit direkten Einfuß auf das Ergebnis einer kulturell-bakteriologischen Untersuchung. Je besser die Keime gegen Austrocknung und keimhemmende oder sogar keimabtötende Umwelteinflüsse geschützt sind und je weniger Zeit einer Kontaminationsflora zur Vermehrung sowie Einwirkung negativer Einflüsse auf pathogene Keime bleibt, desto erfolgreicher wird eine bakteriologische Untersuchung möglich sein.
In diesem Beitrag soll deshalb auf die wichtigsten Parameter Transportdauer und Transportmedium eingegangen werden, die das Ergebnis einer kulturell-bakteriologischen Untersuchung nachhaltig beeinflussen. Unterstützt durch eigene Auswertungen sollen Hinweise auf die Einsendung von Probenmaterial, insbesondere Tupferproben, in Hinblick auf eine sichere und aussagefähige kulturell-bakteriologische Laboruntersuchung, gegeben werden.
Allgemeine Hinweise
- Bakterien brauchen Zeit, Wärme und Nährstoffe,
um sich zu vermehren. Die gilt insbesondere für Umwelt- und somit Kontaminationskeime,
die sich aufgrund ihrer oftmals geringen Ansprüche sehr viel rascher vermehren als
die meisten pathogenen Keime:
Proben möglichst gekühlt (optimal 4°C) versenden! - Viele der pathogenen Keime
benötigen zum Überleben und Wachstum besondere
Nährstoffe, deren längerer Entzug zum Absterben führt:
Dauer des Probentransportes möglichst kurz halten! - Umwelteinflüsse wie Trockenheit
oder Sauerstoff macht vielen pathogenen Keimen zu schaffen:
Geeignete Transportmedien für Bakterien verwenden!
Ist kein geeignetes Transportmedium zu Hand, ist das Einsenden einer möglichst großen Probenmenge der Probenentnahme mittels Trockentupfer auf alle Fälle vorzuziehen!
Die entsprechenden Sicherheitsbestimmungen für den Transport von biologischem Material sind dabei zu berücksichtigen und einzuhalten!
Eigene Auswertungen
Beta-hämolysierende Streptokokken gelten als empfindlich gegenüber Austrocknung.
Aus diesem Grund eignen sich die Ergebnisse der Anzüchtungen dieser Keime unter Berücksichtigung
folgender Parameter besonders:
- Transportmedium (Trockentupfer oder Tupfer in Transportmedium [Mediumtupfer])
- Dauer des Probentransportes
Ausgewertet wurden die Ergebnisse der Untersuchungen von insgesamt 1087 Genitaltupferproben von Stuten auf beta-hämolysierende Streptokokken mittels Anreicherung. Der Nachweis mittels Anreicherung wurde wegen der im Vergleich zur Direktanzüchtung sehr viel höheren Nachweisrate beta-hämoylsierender Streptokokken als Vergleichsgrundlage gewählt (mit Hilfe der Streptokokken-Anreicherung konnten aus den eingesendeten Stutentupferproben nahezu doppelt so viele beta-hämolysierende Streptokokken nachgewiesen wie mit der Direktanzüchtung).
Ein Vergleich der ausgewerteten Daten ergab folgendes:
Eine Transportdauer von Trockentupferproben von mehr als 2 Tagen führte zu einer Abnahme
des Streptokokkennachweises um etwa 50%, während der Nachweis aus Medientupferproben unbeeinflusst
blieb (Diagramm 1).
Diagramm 1: Nachweis beta-hämolysierender Streptokokken in Genitaltupferproben von Stuten.
Schlussfolgerungen
Trockene Tupfer sollten auf alle Fälle angefeuchtet und spätestens am auf die Probenentnahme folgenden Tag im Labor bearbeitet werden.
Tupfer in Transportmedium (am besten
Amies-Transportmedium ohne oder mit Zusatz von Aktivkohle) sollten maximal 5 Tage unterwegs
sein.
(Bitte beachten: unabdingbar ist bei Untersuchungen auf CEM der Aktivkohlzusatz
im Amies-Transportmedium und ein maximaler Zeitabstand zwischen Probenentnahme und eintreffend
er Probe im Labor von 48 Stunden!)
Anhang
Aufstellung der wichtigsten Tupfer-Transportmedien für kulturell-bakteriologische
Untersuchungen.
(Quelle: Manual of Clinical Microbiology, 2003, American Society for Microbiology [ASM Press,
Washington D.C.])
Amies-Transportmedium, ein universelles Tupferproben-Transportmedium für Kulturell-bakteriologische Untersuchungen
Modifiziertes Stuart-Transportmedium
Im Gegensatz zum Stuart-Transportmedium ist der Zusatz von Glycerinphosphat (s.u.) durch Phosphatpuffer
ersetzt. Hierdurch wird ein mögliches
durch Glycerinphosphat unterstütztes Wachstum von Begleitkeimen verhindert.
Ein Zusatz von Aktivkohle zum Amies-Transportmedium ermöglicht den Transport besonders
empfindlicher Keime wie Taylorella equigenitalis (CEM), Moraxela bovis u.a. sowie obligater
Anaerobier. Amies-Medium mit Zusatz von Aktivkohle kann auch weniger empfindliche Bakterien
benutzt werden und ist somit ein universelles Transportmedium für Bakterien.
Stuart-Transportmedium
Dies ist ein bereits 1948 fentwickeltes Transportmedium, das den Zusatz von Glycerinphosphat
zum Agar für den Erhalt der Lebensfähigkeit von Keimen sowie zur pH-Stabilisierung
verwendet. Weitere Zusätze sind Methylenblau als Redoxindikator und Nartium-Thioglycolat,
die das Überleben von Anaerobiern ermöglicht. Allerdings kann Glycerinphosphat
bestimmten Kontaminationskeimen als Energiequelle dienen und somit den gesuchten Keim überwuchern.
Gepufferte Glycerol-Kochsalzlösung
Universelles Transportmedium, das sowohl für den Transport von Probenmaterial für
bakteriologische als auch virologische Untersuchungen genutzt werden kann. Außerdem können
Glycerin-haltige Medien für Langzeitlagerungen von Isolaten sowie den Transport und Lagerung
von Biopsiematerial verwendet werden.
Tupfer für die Probenentnahme für kulturell-bakteriologische Untersuchungen
Tupfer in Amies-Transportmedium mit Aktivkohle: universelles Tupferentnahmesystem für zahlreiche auch sehr empfindliche Keime wie z.B. Taylorella equigenitalis (CEM) oder obligate Anaerobier.
Tupfer in Amies-Transportmedium:
universelles Tupferentnahme für die übliche bakteriologische Untersuchung (Nasen-,
Ohrentupfer, Genitaltupfer-Proben [ausg. CEM-Untersuchungen]).
Feuchttupfer: Tupfer ohne Transportmedium
(Genitaltupfer vom Pferd): nur für kurze Transportdauer geeignet.
Trockentupfer (Genitaltupfer vom Pferd) sind nur für das Verbringen ins Labor wenige Stunden nach Probenentnahme geeignet. Solche Tupfer sollten auf alle Fälle mit steriler physiologischer Kochsalzlösung oder PBS vor der Probenentnahme angefeuchtet werden. Trockentupfer sind für kulturell bakteriologische Untersuchungen nur wenig geeignet!
Weitere Informaionen
Weitere sachdienliche Hinweise für die Entnahme von Proben finden Sie im Deutschen Tierärzteblatt
5/2008:
Auf die richtige Probennahme kommt es an! Empfehlungen zur Probengewinnung für
die bakteriologische Diagnostik bei Schweinen, Rindern und Geflügel. Erstellt von der
Arbeitsgruppe "Antibiotikaresistenz" der Deutschen Veterinärmedizinischen
Gesellschaft (DVG), S. 596-509.
http://www.bundestieraerztekammer.de/dtbl/artikel/praxis/index.htm