Bromierte Flammschutzmittel

Silja Laufer

 

Was sind bromierte Flammschutzmittel und wo kommen sie vor?

Bromierte Flammschutzmittel sind künstlich hergestellte organobromierte Verbindungen. Sie zögern die Entzündung brennbarer Materialien hinaus und verlangsamen die Flammenausbreitung, wodurch Brände entweder gänzlich verhindert werden oder deren Ausbreitung zumindest verzögert werden kann. Aufgrund der Möglichkeit zur kostengünstigen Herstellung und ihrer guten Kombinierbarkeit mit vielen Materialien, beispielsweise Kunststoffen, finden sie eine weitreichende Verwendung. Bromierte Flammschutzmittel sind unter anderem in Kunststoffgehäusen von Fernsehern, Kopierern und Computern oder in Dämmschäumen zu finden.

 

Wichtige, aber zeitgleich nicht unbedenkliche Vertreter aus der Klasse „bromierte Flammschutzmittel“ sind polybromierte Diphenylether (PBDE) und Hexabromcyclododecan (HBCDD).

Wie gelangen bromierte Flammschutzmittel in Lebensmittel?

Der bedeutsamste Eintrag bromierter Flammschutzmittel in die Umwelt ist auf die Emission während des Herstellungs- bzw. Verarbeitungsprozesses zurückzuführen. Auch das Ausdünsten bzw. Auswaschen während der Produktnutzung oder die ungeeignete Entsorgung von Produkten tragen zum Eintrag in die Umwelt bei. Die zu den bromierten Flammschutzmitteln zählenden Verbindungen weisen lipophile Eigenschaften auf und sind nur schwer natürlich abbaubar. Somit reichern sie sich zum einen in der Umwelt aber auch in Lebewesen an. Von Tieren und Pflanzen aufgenommene bromierte Flammschutzmittel gelangen in die Nahrungskette und werden darüber auch vom Menschen aufgenommen.

 

Hierbei stellen tierische Lebensmittel wie Fisch, Fleisch, Milchprodukte oder Eier aufgrund ihres Fettgehaltes die Hauptexpositionsquelle dar. Außerdem ist die Aufnahme von bromierten Flammschutzmitteln über Stäube und Ausdünstungen möglich.

Untersuchung bromierter Flammschutzmitteln in Lebens- und Futtermitteln

Derzeit erfolgt keine flächendeckende Routineuntersuchung auf bromierte Flammschutzmittel in Lebens- und Futtermitteln. Am CVUA Freiburg werden jedoch Daten gesammelt, um Aufschluss über die Belastung in Lebens- und Futtermitteln geben zu können. Ein langfristiges Ziel ist es, auf dieser Basis am CVUA Freiburg entsprechende Methoden zur Untersuchung für relevante Vertreter der bromierten Flammschutzmittel zu etablieren.

Wie sind Gehalte von bromierten Flammschutzmitteln in Lebensmitteln gesetzlich geregelt?

Für bromierte Flammschutzmittel gibt es derzeit weder nationale noch internationale Höchstgehaltsregelungen für Lebens- oder Futtermittel. Sowohl HBCDD als auch die bedeutendsten Vertreter der PBDE sind in der Stockholmer Konvention gelistet. Eigenschaften und Ausnahmeregelungen sind in den Anhängen definiert. Bei der Stockholmer Konvention, die initiativ im Jahr 2004 verabschiedet wurde, handelt es sich um ein globales Abkommen bezüglich der Beendigung oder Einschränkung der Produktion, Verwendung und Freisetzung persistenter organischer Schadstoffe [1]. Mit der EU Verordnung (EU) Nr. 2019/1021 wurden die Verpflichtungen der Stockholmer Konvention in unmittelbar geltendes europäisches Recht umgesetzt und zum Teil darüber hinaus erweitert [2].

 

Literatur

[1] Das Stockholmer Übereinkommen; Themenartikel des Umweltbundesamtes vom 04.11.2019

[2] VERORDNUNG (EU) 2019/1021 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 20. Juni 2019 über persistente organische Schadstoffe

 

 

Artikel erstmals erschienen am 23.03.2021