Baden-Württemberg

Die Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit

Hoher Jodgehalt in Algenprodukten kann gefährlich werden

Kerstin Zietemann (CVUA Stuttgart), Hildegard Bauer-Aymanns (CVUA Karlsruhe)

 

Eine ausreichende Aufnahme an Jod ist wichtig für eine gut funktionierende Schilddrüse. Doch ein Zuviel an Jod kann sich auch negativ auswirken. So wurden im Jahr 2012 erneut Algenprodukte aufgrund ihres hohen Jodgehaltes als nicht sichere Lebensmittel beurteilt.

 

Bei Jod handelt es sich um ein Spurenelement, das für den Aufbau von Schilddrüsenhormonen unentbehrlich ist. So empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) für Erwachsene eine tägliche Jodzufuhr von 180 bis 200 µg. [1] Bei Personen, die aus Ländern mit nicht ausreichender Jodversorgung (z. B. Deutschland) stammen, kann es bei einer plötzlichen hohen Aufnahme an Jod zu Störungen der Schilddrüsenfunktion kommen. Daher sollten nach Auffassung des ehemaligen Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV, inzwischen BfR) nicht mehr als 500 µg Jod täglich aufgenommen werden. [2]

 

Abb.1: verschiedene getrocknete Algenprodukte.

 

Abb.1: verschiedene getrocknete Algenprodukte

 

Besonders viel Jod können getrocknete Algenprodukte aufweisen, da sich Jod im Meerwasser anreichert und von manchen Algenarten gespeichert wird. [3] Bei diesen Produkten sollten Angaben zur Vor- und Zubereitung sowie konkrete Angaben zur mengenmäßigen Verwendung, zum Jodgehalt und zur maximalen Verzehrsmenge gemacht werden. Sind diese Angaben bei getrockneten Algen, die mehr als 20 mg Jod/kg enthalten, nicht vorhanden, so empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes, diese Produkte als "geeignet die Gesundheit zu schädigen" zu beurteilen. [4] Bei der Hälfte der im Jahr 2012 untersuchten getrockneten Algen mit Jodgehalten über 20 mg/kg fehlten diese Angaben bzw. waren diese nicht ausreichend. Eine Probe enthielt eine solch hohe Menge an Jod, dass eine Gesundheitsschädigung auch mit Warnhinweisen nicht ausgeschlossen werden konnte. So wäre die maximal tolerierbare Tageszufuhr an Jod (500 µg) bereits beim Verzehr von lediglich zwei getrockneten Seetangfäden (0,2 g) erreicht worden. Bei der Probe fehlten allerdings auch jegliche Warnhinweise und Verzehrsangaben. Das Produkt wurde vom Importeur daraufhin vom Markt genommen und öffentlich zurückgerufen, was auch zu einer Meldung auf dem bundeweiten Portal Lebensmittelwarnung.de führte.

 

Diagramm 1: Jodgehalte und Hinweise/Angaben auf den Verpackungen (insgesamt 17 untersuchte Proben).

Diagramm 1: Jodgehalte und Hinweise/Angaben auf den Verpackungen (insgesamt 17 untersuchte Proben)

 

Dieselbe Problematik besteht auch bei Algenprodukten, die als Nahrungsergänzungsmittel in den Verkehr gebracht werden. Bei einem Algenpulver wurde die darin enthaltene Braunalge als guter alter Nahrungszusatz aufgrund des hohen Gehaltes an organischem Jod beworben. Das Pulver sollte zur Anwendung gegen Haarausfall, erhöhten Blutdruck, Fettleibigkeit, Gallensteine oder Magengeschwüre verwendet werden, auch sollte es "das Cholesterin senken". Aufgrund des hohen Jodgehalts von 6.700 mg/kg ohne entsprechende Hinweise musste es als nicht sicheres Lebensmittel beurteilt werden. Für den Verbraucher war nicht erkennbar, wie viel Jod er mit diesem Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen würde. Zudem lagen auch keine Angaben vor, wie viel er von dem Pulver seinem Essen überhaupt zusetzen sollte. Um negative Effekte auf die Gesundheit auszuschließen, hätten von diesem Pulver weniger als 75 mg der täglichen Nahrung zugesetzt werden dürfen. Pulvermengen in dieser Größenordnung können vom Verbraucher nicht sicher dosiert werden, weder mit einem Teelöffel noch mit einer Briefwaage.

 

Literatur

[1] DGE: D-A-CH Referenzwerte der DGE, Jod empfohlene Zufuhr, 1. Auflage, 4., korrigierter Nachdruck 2012

[2] BfR: BgVV warnt vor gesundheitlichen Risiken durch jodreiche Algenprodukte, 03. April 2001

[3] BfR: Fragen und Antworten zur Jodversorgung und zur Jodmangelversorgung, 07.02.2012

[4] BfR: Gesundheitliche Risiken durch zu hohen Jodgehalt in getrockneten Algen; aktualisierte Stellungnahme Nr. 026/2007 des BfR vom 22. Juni 2004 (aktualisiert am 12. Juni 2007)

 

 

Artikel erstmals erschienen am 27.05.2013 07:11:18

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