Baden-Württemberg

Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe

Ein unerwarteter Besucher im Landkreis Karlsruhe – Goldschakal bei Bruchsal aufgefunden

Dr. Birte Strobel, Dr. Kerstin Rigbers, Ralph Schönherr, Ruben Maugeri (CVUA Karlsruhe)

 

Am CVUA Karlsruhe ist erstmals in Baden-Württemberg ein toter Goldschakal untersucht worden. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte das Vorkommen der Tiere bei uns nur anhand von Fotofallen und der Untersuchung von Kotproben belegt werden.

Mitte Dezember 2020 wurde ein totes Tier neben der B 35 nahe Bruchsal aufgefunden, das auf den ersten Blick einem Fuchs ähnelte. Bei näherer Betrachtung fielen jedoch einige Besonderheiten auf. Der hinzugerufene Mitarbeiter des Tiertaxis vermutete schnell, dass es sich statt eines Fuchses um eine ganz andere Art handeln könnte. Die Beteiligten entschieden sich daher, das Tier an das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe (CVUA Karlsruhe) zu übergeben.

 

In der Regel geht es in der Pathologie am CVUA Karlsruhe darum, herauszufinden woran ein Tier gestorben sein könnte. In diesem Fall war schnell klar, dass das Tier – sehr wahrscheinlich infolge eines Verkehrsunfalls – schwere Verletzungen am Kopf und den inneren Organen davongetragen hatte. Viel interessanter war daher die Frage, was das für ein ungewöhnliches Tier sein könnte.

 

Auch dem Team der Pathologie fiel sofort die charakteristische Fellzeichnung und der kurze, buschige Schwanz auf. Daher teilten sie die bereits durch den Einsender geäußerte Vermutung, dass es sich bei dem Tier um einen Goldschakal handeln könnte. Für eine abschließende Aussage wurden die Spezialisten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA) hinzugezogen. Diese bestätigten, dass es sich um einen Goldschakal handelte.

 

Das Bild zeigt einen Goldschakal.

Beispielbild Goldschakal @F. Böcker

Infokasten

Der Goldschakal in Deutschland und Europa

Der Goldschakal gehört zu den Hundeartigen (Kaniden) und wird gelegentlich mit einem Wolf verwechselt, obwohl er deutlich kleiner ist. Für den Menschen stellt er keine Gefahr dar. Von seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet auf dem Balkan wandert er seit einigen Jahren in Richtung Nord- und Westeuropa – und damit auch nach Deutschland. Bis Ende 2019 gab es 24 Schakalnachweise in der Bundesrepublik. Im Jahr 2020 wurden in einigen Gebieten einzelne Tiere häufiger nachgewiesen, so dass über 60 weitere Nachweise hinzukamen – etwa der im Allgäu (April 2020) oder im Landkreis Ravensburg einen Monat später. Wie viele Tiere tatsächlich bereits in Deutschland leben oder durchreisen, lässt sich nicht sagen (FVA Freiburg).

 

Das eingesandte Tier ist der erste tot aufgefundene Goldschakal in Baden-Württemberg. Zuvor war im Neckar-Odenwald-Kreis bereits ein Goldschakal in einer Kamerafalle fotografiert und Kotproben genetisch analysiert worden. Aktuell laufen genetische Untersuchungen um zu klären, ob es sich bei dem Goldschakal möglicherweise um den Rüden aus dem Neckar-Odenwald-Kreis handelt, oder ob womöglich weitere Goldschakale ihren Weg in den Norden Baden-Württembergs gefunden haben. Das Ergebnis steht aktuell noch aus und wir warten gespannt auf die Antwort.

 

Artikel erstmals erschienen am 15.04.2021 12:20:54

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